Feldstraßenlazarett
Ein 11:0 für Hansa 11 und viele Verletzungen
beim „Möchtegernspitzenspiel“
Eine symbolreichere Szene hätte es für dieses
Spiel, einem 11:0-Heimsieg für den SC Hansa 11 gegen den FTSV Lorbeer, gar
nicht geben können. Es war die 42. Minute: Führungsspieler Manuel Henkel
verlässt das Spielfeld wenige Momente nach dem zwischenzeitlichen 4:0 für einen
Toilettengang, während der unterlegene Gegner in der Zwischenzeit zum zweiten
Mal verletzungsbedingt wechseln musste.
Von der Tabelle aus gesehen, stand eigentlich
ein Duell mit zwei Teams auf Augenhöhe an, doch die grausame Personallage der
Gäste und die Formstärke der Gastgeber machte aus einem Spitzenspiel einen
einseitigen Kick.
Hansa begann sofort, das gegnerische Tor
anzuvisieren. Eine zu kurz geklärte Hereingabe von Özgür Aslan stellte wenige
Sekunden nach dem Anpfiff des unterhaltsamen Schiedsrichters Frank „Bobby“
Schnehagen (SC Poppenbüttel) eine gute Schusschance dar, doch Björn May im Tor
der Gäste wusste das Leder gut zur Ecke zu entsorgen. Drei Minuten später hätte
ihn mit Thorsten Kreft fast ein eigener Mitspieler überwunden, doch seine
ungewollte Ballberührung nach einer, von Mike Pegel von der Grundlinie
gekratzten Aslan-Flanke führte nur zum vierten Eckball des Spiels.
Von dem Team in den dunkelblauen Trikots kam bis
dato wenig. Hansa dominierte die Partie. Ein Freistoß in der Gestalt eines
Flatterballes von Tankut Ander aus der Distanz, jedoch sicher begraben von
Iskender Yilmaz, stellte die einzig halbwegs erwähnenswerte Lorbeer-Chance dar.
Auf der Gegenseite brannte es dagegen
lichterloh: May musste sein ganzes können aufwenden, um ein Topal-Geschoss aus
der zweiten Reihe zu entschärfen.
In der 23. Minute wurde Hansas Überlegenheit
dann auch belohnt. Pegel nutzte eine der vielen Flanken Özgür Aslans an der
rechten Kante des Fünfmeterraumes zum trockenen Rechtsschuss vorbei am Torhüter
zum verdienten 1:0.
Die Katze war nun aus dem Sack und für den SC
Hansa 11 wurde es nun deutlich einfacher, zumal Lorbeer in der 27. Minute erstmals
verletzungsbedingt wechseln musste, da es für Offensivkraft Fetulah Yilmaz kein
Weitermachen mehr gab. Hansa nutzte indes die Rothenburgsorter
Eingewöhnungsphase an die Systemumstellung zur Verdopplung des Vorsprungs.
Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte, direkt
in den Lauf von Angreifer Christian Reimer, der von Rapiq Faruqi nur halbherzig
verfolgt wurde, lud den ehemaligen Akteur des TV Haseldorf zum Heber über den
zögerlichen Keeper, der das 2:0 für die Bichel-Elf bedeutete, ein.
2:0 nach gut einer halben Stunde und der FTSV
schien nun klassisch auseinender zu brechen.
Hansa bekam weiter Räume und nutzte diese
bestens aus. Murat Topal mit der Hereingabe von halbrechts, Reimer mit dem
technisch brillanten Abschluss – 3:0!
Da war es schon bitterlich enttäuschend, dass
der Torschütze von eben in der 40. Minute nicht traf, als Aslan einmal mehr
schön flanke und Reimer mit seinem Kopfball an May scheiterte.
Also war es an Pegel, das 4:0 gegen arglose
Gäste zu erzielen. Hierbei veredelte er einen schönen Spielzug über Frederik
Schäfer und Philipp Frark freistehend zum 4:0-Halbzeitresultat.
Nachdem zwei weitere Lorbeer-Akteure
angeschlagen ausgewechselt werden mussten, versuchten sich die
Entscheidungsträger dort Hilfe von Außen einzuholen, denn beim Wiederanstoß
stand der FTSV plötzlich mit 13 Mann auf dem Feld. Zwei spielende Kinder, die
zum Anhang der Gäste gehörten, hielten sich zum Schiedsrichterpfiff noch in
Mays Fünfmeterraum auf.
So witzig der zweite Durchgang anfing, so
tragisch wurde er fortgesetzt. Hansas Topal blieb nach einem Zweikampf im
Mittelfeld verletzt auf dem grünen Kunstrasen liegen, denn er verdrehte sich
hierbei das Knie, woraufhin Felix Haas ins Spiel kam. Die Mannschaft ließ sich
davon jedoch nicht weiter irritieren und überrollte den Gegner weiter mit gut
strukturierten Angriffen.
Ausgangspunkt für eine weitere gute Gelegenheit
war Defensivspieler Sebastian Loether mit einer schönen Einzelleistung, die
eine perfekte Grundlage für Pegel legte, denn dieser fand sich plötzlich frei
vor dem Tor wieder, doch der Lorbeer-Schlussmann konnte gerade noch rechtzeitig
retten. Dafür kam es in den Folgeminuten umso schlimmer für die Lorbeer-Elf.
Zwei Gegentore innerhalb von drei Minuten zum
5:0 und 6:0 durch einen freistehenden Reimer und eine seltsame Bogenlampe von
Schäfer, bei der Keeper May alles andere als gut aussah. In der 56. Minute
setzte sich das Unheil von Rothenburgsort weiter fort. Schäfer lud Reimer zum
alleinigen Lauf in Richtung Tor ein, doch dieser verweigerte Schäfer den
Scorerpunkt, indem er selbst freistehend für den, noch freistehenderen Pegel
servierte, der das leere Tor – wen wundert´s – nicht verfehlte und sicher zum
7:0 einschob.
Ähnliches spielte sich dann sieben Minuten
später ab: Reimer bediente wieder Pegel und der traf, von allen Gegenspielern
verlassen, wieder problemlos zum 8:0 für Hansa 11. Und es kam noch heftiger für
die Gäste, als Henkel einen Angriff über Jörg Spiller und Mike Pegel
erfolgreich per Kopf zum 9:0 abschloss. Auch hier ließ der Tabellenfünfte
jegliche Defensivhaltung vermissen.
In der 75. Minute gab es dann mit einer
Offensivaktion der Gäste eine wahrhafte Rarität, doch sinnbildlich für diese
Partie war es ein Querschläger eines Hansa-Akteurs, der die beste
Lorbeer-Chance des zweiten Abschnitts markierte. Quasi im Gegenzug machte es
die Feldstraßen-Elf besser und machte das Ergebnis durch einen Bilderbuchkonter
mit den Beteiligten Bödecker, Loether und Niknam nun zweistellig. Das 10:0 war
keine 180 Sekunden alt, da war es schon wieder hinfällig. Loether schüttelte
Caspar Motullo ab, spielte zu Reimer ab, dieser scheiterte zwar an May, doch
die entstandene Bogenlampe konnte der heraneilende Pegel sicher zum 11:0
verwerten. Lorbeer agierte zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch mit zehn Mann,
denn in der 66. Minute schied der Eingewechselte Asoka Ramonayak
verletzungsbedingt aus, die Hereinnahme eines neuen Mannes war aber nicht mehr
möglich, da die Gäste bereit dreimal wechselten.
Als sich vier Minuten vor Schluss auch Murat
Olpac zur Aufgabe des Spiels entschied, da auch er mit Leistenproblemen raus
musste, agierten die komplett wehrlosen Gäste nur noch zu neunt.
Hansa zeigte sich indes gnädig und verzichtete
für den Rest des Spiels auf weitere Tore.
Somit endete ein, auf dem Papier relativ
ausgeglichenes Duell mit einem saftigen 11:0-Erfolg für die Jungs aus dem
Karoviertel. „Wir waren von Anfang an überlegen und haben viel Druck ausgeübt
und hatten schon vor dem Spiel keine Zweifel daran, dass wir heute gewinnen
würden“, erklärte der mehrfach erfolgreiche Christian Reimer nach der Partie,
um nicht die Zielsetzung für die restlichen Spiele außer Acht zu lassen: „Wir
haben die Meisterschaft noch lange nicht aufgegeben, denn Eintracht Lokstedt
hat noch einige schwere Spiele vor sich und wir wissen, was wir können. Es wäre
sehr schade, wenn wir nicht aufsteigen würden, da wir seit der Winterpause
einen echten Lauf haben und die Punkte in der Hinrunde liegengelassen haben“,
so Reimer weiter.
Während Hansa 11 weiter Kurs in Richtung
Bezirksliga nimmt, geht es für den FTSV Lorbeer nur noch darum, die Spielzeit
anständig zu beenden und die Planungen für die Saison 2011/2012 erfolgreich zu
gestalten.
SC Hansa 11: I. Yilmaz – Spiller, Eichhorn, Loether – Frark
(65. Bödecker), Topal (50. Haas) – Schäfer (65. Niknam), Henkel Aslan – Pegel,
Reimer, Trainer: Holger Bichel
FTSV Lorbeer Rothenburgsort: May – Yapici (44. Ramonayak), Kreft (46. Wridt),
Herzberg, Faruqi – Olpac, Ander – Coskun, Motullo, Kund – F. Yilmaz (27. Gehrke), Trainer: k.A.
Tore: 1:0 Pegel (23. Reimer), 2:0 Reimer (28.), 3:0 Reimer (36. Topal), 4:0
Pegel (41. Frark), 5:0 Reimer (49. Pegel), 6:0 Schäfer (53.), 7:0 Pegel (56.
Reimer), 8:0 Pegel (63. Reimer), 9:0 Henkel (70. Pegel), 10:0 Niknam (75.
Loether), 11:0 Pegel (78. Reimer)
Schiedsrichter: Frank „Bobby“ Schnehagen (SC Poppenbüttel)
Zuschauer: 30
Besondere Vorkommnisse:
- Da das Wechselkontingent der Gäste bei
Ramonayaks Verletzung bereits ausgeschöpft war,
setzte
Lorbeer die Begegnung zu zehnt fort (66.).
- Da das Wechselkontingent bei Murat Olpacs
Verletzung bereits ausgeschöpft war, beendete Lorbeer die Partie mit neun
Spielern (86.).
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