Samstag, 30. April 2011

Spielbericht TSC Wellingsbüttel II - TSV Sasel II

Krawall und Remmidemmi
Gefühlter Sieg für TSV-Reserve im Derby-Kracher vor Rekordkulisse

Mit dem Slogan „Sasel? Nein Danke!“, betrat die Reserve des TSC Wellingsbüttel einst die blühende Wiese der Kreisliga 6. Mittlerweile ist aus dem damaligen Aufsteiger ein Aufstiegskandidat geworden, der nun zum Derby gegen den ungeliebten Rivalen lud. Und nicht nur geographisch war das Aufeinandertreffen auf dem Ausweichplatz am Barmwisch mit Brisanz bestückt: der Tabellendritte empfing den derzeitigen Vize-Tabellenführer. Der Sieger würde also einen großen Schritt in Richtung Bezirksliga, beziehungsweise Relegation machen.
Angetrieben von einer stimmgewaltigen Ultragruppierung, nahm der TSC sofort Kurs in Richtung des saseler Gehäuses, doch der Torerfolg blieb bei verschiedenen kleineren Gelegenheiten aus. Das Konzept der zurückhaltend auftretenden Saseler schien aufzugehen, doch in der 29. Minute durchbrach Welles „21er“, Marius Kühl, den Bann mit einer Bogenlampe vom linken Strafraumeck, die geradewegs im Kasten von Florian Bramsiepe zum 1:0 einschlug.
Eine besondere Reaktion auf den Rückstand blieb bei den Gästen aus, während die Gastgeber auf fremder Anlage geschickt agierten und dafür keine großen Räume ließen.
In der zweiten Halbzeit wurde aus einem fairen Spiel zweier disziplinierter Mannschaften der erwartete Derbykracher. Neben vielen Nickligkeiten traten nun auch endlich die Saseler auf den Plan. Ein äußerst gefährlicher Kopfball-Aufsetzer von Karsten Höhne aus kurzer Distanz nach einem Eckball hätte den TSV mit etwas Glück zurück ins Spiel gebracht, doch die Kugel wuchtete sich knapp über das Tor.
Das Spiel wurde mit zunehmender Dauer immer härter und aggressiver. Schiedsrichter Thore Holst (FC Türkiye) war somit im Höchsteinsatz und hätte genau diesen von Vinzenz Gelübcke in der eigenen Hälfte auch gut und gerne mit Rot statt Gelb bestrafen können (59.).
Das Match selbst gestaltete sich zwar ausgeglichen, doch die besseren Chancen hatten nun die Gäste. Nach etwas mehr als einer Stunde feuerte Felix Werner ein sattes Geschoss in Richtung Farbod Saremi, doch der reflexstarke Keeper klärte mit einer schönen Flugeinlage zur Ecke. Drei Minuten später musst er sich dann nach einem guten saseler Angriff geschlagen geben, als Tayfun Akcar sicher zum eigentlichen 1:1-Ausgleich einnetzte. Was der Torschütze aber nicht hörte oder nicht hören wollte: der Abseitspfiff des Spielleiters, der sich nicht davon abbringen ließ, Akcar Gelb wegen Ballwegschlagens zu zeigen. Eine durchaus diskutable Szene, da Akcar tendenziell nicht im Abseits stand.
Ebenfalls bekam Welles Dominique Hartel den gelben Karton zu sehen – zum zweiten Mal, war der Arbeitstag durch eine dumme Aktion (er musste per Foul einen bösen Abwehrfehler ausbügeln, den er gemeinsam mit Jonas Gögge fabrizierte) vorzeitig beendet (71.).
Der anschließende Freistoß aus bester Position durch Höhne streifte auf dem Weg ins Tor-Aus noch die Latte – Spielstand weiter 1:0.
Eine Viertelstunde vor Ultimo kochten die Gemüter wieder richtig hoch, als ein TSC-Akteur nach einem Foulspiel an das Eisengestänge an der Seitenlinie knallte. Am höchst kommunikativen Rudel beteiligten sich dem TSC-Torwart Saremi, der dafür Gelb sah, auch einige Zuschauer, die von Malte Herrlich, seines Zeichens Kapitän der TSC-Reserve, fortgeschickt werden mussten. Fortgeschickt wurde im Anschluss auch der Saseler Gelübcke, der, vom Schiri bereits angezählt, unentwegt weiter meckerte und damit Gegenspieler Haertel vom Feld folgte (74.). – personeller Gleichstand!
Außer drei weiteren Verwarnungen für Fouls und Meckern folgte bis in die Nachspielzeit nichts Erwähnenswertes. Schiedsrichter Holst reckte noch einmal alle fünf Finger in die Höhe. Die Gäste hatten noch etwas Zeit, hier was zu reißen!
Die Folge der Flucht nach vorne war jedoch nur ein Eckball in der dritten Minuten der Nachspielzeit. Bis auf den Schlussmann versammelte sich alles im wellingsbütteler Strafraum, um sich dem ruhenden Ball von Nils Schumann anzunehmen. Punktgenau landete das Leder am zweiten Pfosten, von wo es in die Mitte geschickt wurde, Wellingsbüttel mit Überzahl im eigenen Fünfer, doch da ist Lütt und mit ihm das 1:1! Ein Kopfball aus vier Metern löste einen unglaublichen Jubelsturm bei den Gästen aus, dass sich alles in Blau in einer großen Jubeltraube vor dem eigenen Anhang versammelte. Insgesamt ging dieser Ausgleich auch in Ordnung, denn das Chancenverhältnis ein Plädoyer für das Team vom Saseler Parkweg.
In den letzten Momenten versuchten beide Parteien noch etwas für den Derbysieg, doch die aufgescheuchten Gemüter verhinderten vernünftige Angriffsstrukturen. Für den letzten Höhepunkt sorgte der zahlreiche Anhang des TSC, der mit dem Zünden von Pyrotechnik eine Spielunterbrechung provozierte (90.+5). Es sollte die Endnote eines mitreißenden Derbys sein, das mit den Saselern den moralischen Sieger hervorbrachte. Entsprechend unterschiedlich fielen die Reaktionen nach Abpfiff aus. Während die Wellingsbütteler enttäuscht vom Grand schlichen, versammelte sich das Team um Kapitän und Ausgleichstorschütze Maximilian Lütt zur Spontanfeier im Mittelkreis. Mit dem späten Punktgewinn verteidigte man nämlich die Poleposition im Kampf um die Relegation zur Bezirksliga, in dem auch der lauernde SV Barmbek noch einen Brennstab hat. Genau dort steigt am kommenden Wochenende das nächste Spitzenspiel der Kreisliga 6, reist die TSC-Reserve zum Verfolgerduell an die Meister-Francke-Straße. Sasels Zweitvertretung bekommt es mit dem Mittelfeldteam von DuWO 08 zu tun.

TSC Wellingsbüttel II: Saremi – Krull (57. Friebe), Kahl, Gögge, Haertel – Reckstadt, Herrlich – Griesch, Khani, Kühl (69. Scharfenberg) – Schiebeler (89. Gerntke), Trainer: Rene Lenz

TSV Sasel II: Bramsiepe – Lütt, Warlich, Höhne, Werner – Akcar (83. Drengberg), Sommer, Zielke, Gossel (83. König) – Gundlach (73. Schumann), Gelübcke, Trainer: k.A.

Tore: 1:0 Kühl (29.), 1:1 Lütt (90.+3 Schumann)

gelb-rote Karten: Haertel (71., wiederholtes Foulspiel), Gelübcke (74., Foulspiel + Meckern)

Schiedsrichter: Thore Holst (FC Türkiye)

Zuschauer: 420

besonderes Vorkommnis: Das Spiel wurde wegen des Abbrennens von pyrotechnischen Artikeln im TSC-Fanblock für drei Minuten unterbrochen (90.+5).

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