„Katastrophal schlecht“ –
SCS punktet dennoch
Remis beim GSV: „eingeschüchterte“
2008er wenden wieder einmal das Blatt
Sie haben es schon wieder getan! Rückstand, schwache Leistung – alles doof,
doch dann zündeten die Stehaufmännchen des SC Sternschanze wieder die
Comeback-Rakete.
Zum nunmehr siebten Mal in dieser Spielzeit rettete man ein Pflichtspiel, in
dem der jeweilige Gegner bereits in Front gelegen hatte.
Im Falle des Rückrundenstarts beim Glashütter SV gerierten sich die
Marinenblauen besonders drastisch als sportliche Hasardeure.
So entstand aus Schanzes Verschlafenheit und dem konsequenten Pressing der
Platzherren eine Begegnung der Marke Einbahnstraßenfußball.
„Wir waren einfach nicht wach, nicht konzentriert, haben uns einschüchtern
lassen“, urteilte Arthur Schreiber hart über seine Farben, die bereits nach
einem Dutzend an Spielminuten viermal Glück hatten, dass Scott Wilson aus der
Ferne (1.), Loris Ngomegni an die Latte (2.), sowie Lasse Köster per Kopf (4.)
und Kerim Arslan im Duell mit dem Schlussmann (12.) die Ladehemmung hold war.
Alles, was einen Oberligaanwärter ausmacht, blieb der Hinserienvierte an der
Poppenbütteler Straße schuldig. „Da kann man von einem Abstiegskandidaten reden.
Es kann nicht sein, dass wir da so untergehen!“, polterte Schreiber, dem vor
allem die lausige Abwehrarbeit bei gegnerischen Ecken bitter aufstieß: „Das ist
katastrophal schlecht gewesen, was wir da veranstaltet haben! Vor allem in der
ersten Hälfte. Jede Ecke kam gefährlich mit Schnitt aufs Tor – das war schon
echt krass!“.
Kein Wunder also, dass es ein rückenwindunterstützter Ball von der Fahne war,
der die längst überfällige Heim-Führung einleitete, nachdem Torwart Shivnath
Arora noch sein Duell mit dem heranrollenden Alen Tigranyan gewonnen hatte. Der
aufgerückte Linus Polster hatte zwar zunächst Pech, dass seinem Kopfball noch
Personal im Wege stand, doch im Nachsetzen schob Innenverteidigerkollege Rajvir
Gill den Ball schließlich über den Strich (21.).
Ein Weckruf für die Auswärts-Elf war dies allerdings nicht. – im Gegenteil.
Wiederum fand eine Ecke Fabio Dennstedts Abwehrkante Polster, der diesmal auf
direktem Wege hoch oben einköpfte (25.).
Zahlreiche weitere Gelegenheiten, den Vorsprung auszubauen, folgten. Unter
anderem setzte Marlon Herzog nur haarscharf zu hoch an (26.).
Schanze, das „ohne Kommunikation“ und mit „zu wenig Bewegung und Rotation im
Zentrum“ weiterhin nur langsam in die Gänge kam, hätte sich über ein 1:5 zur
Pause definitiv nicht beschweren dürfen. 1:5, weil kurz vor der halbzeitlichen
Motivationspredigt Kleon Lorenz durch einen fälschlichen Abseitspfiff am wohl
sicheren Treffer (der Goalie war bereits umkurvt) gehindert wurde (38.).
Als ein „ganz anderes Team“ kehrte man daraufhin aus der Pause zurück. Die
Forderung, „mutig herauszugehen“ fand in deutlich mehr Zweikampfpräsenz und
verbesserter Passquote Erfüllung. Für ergebnistechnische Korrektur sorgte eine
Viertelstunde nach Wiederbeginn ein berechtigter Strafstoßpfiff, den der selbst
gefoulte Shahab Ahmadi zum Anlass für das sicher besorgte 2:1 nahm (56.).
Da waren sie wieder, die Totgesagten, die Lorenz im Dribbling mit
anschließender Rechtsschussfackel von halbrechts endgültig wieder aus der Gruft
hievte (61.).
Ein Horror dagegen für die Norderstedter, denen im sechsten Heimspiel der
Saison tatsächlich noch die sechste Nullrunde drohte. „Glashütte bisher noch
ohne Punktgewinn zuhause – wird ja ganz easy!“, erkannte Schreiber derweil ein
mögliches Moraldefizit in seinem Lager, das andersherum die letzten vier Duelle
mit der Inkuletz-Elf allesamt verlor.
Tigranyans vergebene Konterchance deutete den Angstgegnerstatus wieder ein
wenig an (63.).
Dem Dreier näher waren auf den letzten Metern jedoch die Gäste, denen eine
famose Fußabwehr Dawit Christophs gegen Ahmadi einen Strich durch die Rechnung
machte (70.). Auch fehlte es dem eingewechselten Julius Ahrens, dessen flinke
Füße eine Bereicherung darstellten, an der letzten Genauigkeit (72.). Die
Königschance zum Dusel-Sieg folgte in der Nachspielzeit, als Ahmadi frei an
Christoph scheiterte und der Winkel für Lorenz´ Abstauber etwas zu spitz geriet
(80.+2).
„Ärgerlich, dass wir unsere Chancen nicht reinmachen; das wäre ganz geil
gewesen, wenn wir das dann noch drehen“, trauerte Kollege Schreiber einem Sieg
hinterher, der an diesem Sonntagnachmittag allerdings auch etwas zu viel des
Guten gewesen wäre.
„Wach sein – in beiden Hälften!“, lautet somit die Losung für das anstehende
Heimspiel gegen Kellerkind Altona 93, das „wir nicht unterschätzen dürfen“.
Bis dahin hat Schanzes Nummer 10 noch eine sinnvolle Trainingsidee: „Ecken
verteidigen sollten wir vielleicht wirklich mal üben. Und das nicht nur die
ganze Zeit sagen, sondern irgendwann auch mal umsetzen!“.
Tore: 1:0 Gill (21.
Dennstedt), 2:0 Polster (25. Dennstedt), 2:1 Ahmadi (56., Strafstoßtor, Gill an
Ahmadi), 2:2 Lorenz (61.)
gelbe Karten: Polster, Siebrecht,
Arslan – Schreiber
Schiedsrichter: Dennis Klietsch
(Hamburger SV, Note 4)
Zuschauer: 50
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