Meister
der Gurken-Gegentore
Torwart-Slapstick
und Eigentor: Hammonia III zerpflückt sich wieder selbst
Pleiten, Pech und Pannen in Dauerschleife. Ein Film über das erste
Kalenderhalbjahr einer Hammonia-Dritten in der Kreisliga hätte sicherlich das
Zeug zum Internet-Hit.
Keine Ausnahme bildete da das Heimspiel zum Jahresabschluss gegen die
Drittvertretung aus Sasel. Ein Gegner, der mit Positiverinnerungen an das wilde
Hinspiel (3:2-Erfolg in letzter Sekunde, nachdem der VfL kurz zuvor per Strafstoß
ausglich) an den Wasserturm reiste. Mit dieser Energie legten die Gäste aus
Hamburg-Nord auch gut los. Eine erste Kopfballchance, die Jonas Rügge, der
erneut gleich drei (!) unpässliche Torhüter vertrat, etwas unorthodox
entschärfte, taugte hierfür als erster Beleg (6.).
Mit der Zeit fanden aber auch die Gastgeber langsam ins Geschehen, das sie
prompt maßgeblich beeinflussten. Aus 18 Metern entschied sich David Rubilar zum
Abzug und entscheid damit richtig. Schlussmann Jonas Winkel touchierte den Ball
noch, konnte ihn jedoch nicht mehr ablenken (17.). 1:0 für den Aufsteiger, der
daraufhin die etwas qualitativeren Ballbesitzphasen für sich generierte, dabei
aber kaum in brauchbare Schusspositionen kam. Kevin Ketz versuchte es einmal
vom rechten Strafraumeck – daneben (27.)!
Besser zielte auf der anderen Seite der TSVer Jona Eilers, dessen Rechtsschuss
schön von Rügge zur Ecke pariert wurde (29.).
Nicht das einzige Duell der beiden an diesem Sonntagvormittag, tauchte der
20-Jährige kurz vor der Pause wieder vor dem Goalie auf, um diesmal (etwas
kläglich) zu lupfen. Rügge aber ließ das Spielgerät wieder fallen und legte es
damit für den einpiekenden Jan Riegel auf den Präsentierteller – Ausgleich
(43.)!
Und der hatte seine psychologischen Spuren hinterlassen. Der im Saisonverlauf
immer wieder durch individuelle Aussetzer ins Hintertreffen geratene VfL sollte
heute überhaupt nicht mehr auf die Beine kommen. Ähnlich, wie auch ihr auf dem
Boden herumkriechender Tormann, der Glück hatte, dass Nils Doerings Versuch im
Strafraumraum noch rechtzeitig geblockt werden konnte (46.).
Weitere Top-Chancen für die Saseler folgten, nur das Führungstor wollte im
inzwischen vogelwilden Hammonia-Sechzehner nicht fallen.
„Spielt Kreisklasse! Das ist ja grausam! Hier kommt kein Ball unter Kniehöhe!“,
bewertete Schiedsrichterassistent Can Sünbül das in der Tat teilweise
stümperhafte Treiben auf dem Kunstgrün ohne, dass ihn irgendjemand um seine
Einschätzung bat. Alles eine Frage der eigenen Nasenhöhe…
Hoch oben segelte Mitte der zweiten Hälfte auch ein Freistoß Leon Böhnings
durch die Luft, wo Sebastian Pignatelli den Rettungskopfball allerdings
derartig unglücklich timte, dass das bis dahin unvollendete Führungswerk der
Saseler nun doch endlich Vollendung fand (68.).
Ein Abseitstor des TSV (bereits das Zweite, 76.) und eine Rügge-Fußabwehr gegen
Till Weise (77.) später, erfuhren die fahrigen Hausherren plötzlich eine
gefühlte Rückkehr ins Spiel. Weise holte sich für einen klaren Knöcheltreffer
die zweite Verwarnung vom verbal stets grenzwertig auftretenden Schiedsrichter
ab. Den Ersatzball mit voller Wucht gegen die Einrichtung zu dreschen und den
Unparteiischen lauthals als „Missgeburt“ zu betiteln, muss doch aber trotzdem
nicht sein. Das von Weise an Herrn Kaya verliehene Prädikat „schlechtester
Schiedsrichter, der je in dieser Stadt ausgebildet wurde“ dürfte unterdessen wohl
als Bewerbung des 26-Jährigen für den nächsten Schiedsrichter-Anwärterlehrgang
verstanden werden…
Seine verbliebenen Kollegen machten derweil ebenso bissig weiter – allerdings im
Sportlichen. Doppel-Alu in Minute 86 und ein weiterer Schussversuch, den Onur
Kaya nur hauchdünn drüber setzte (87.), erschienen fast ein wenig fahrlässig.
Denn tatsächlich schickte sich das Team in Schwarz noch einmal an, (unverdient)
etwas fürs Punktekonto im Tabellenkeller zu machen. Mit Übersicht legte der
eingewechselte Younes Berriri ideal im Gefahrensektor für seinen
Einwechselkollegen Yusuf Buyukli quer, nur ist dieser in seinen vielen Jahren beim
VfL Hammonia noch nie für den Ruf des Torjägers infrage gekommen. Rechts ging
die Kugel am Tor vorbei und passé war die einzige Torchance im zweiten Abschnitt,
den der Gegner in Jubelpose zu Ende brachte. Nicht nur, weil der ebenfalls von
der Bank gekommene Robin Witthöft einen zweiten Ball passend linksunten zur
1:3-Entscheidung versenkte (90.+1), sondern damit auch den wichtigen Dreier im
Kampf gegen das Abstiegsgespenst sicherstellte. Acht Zähler Vorsprung auf den
Lokalrivalen aus Poppenbüttel (15.) und auch noch das direkte Duell im neuen
Jahr vor der Brust, sollten doch als Klassenerhaltsgrundlage in der Kreisliga 6
taugen. Ein Sieg im noch anstehenden Nachholer gegen die Hamburg Hurricanes und
die Kreisklasse dürfte gar kein Thema am Parkweg sein.
Anders die Ausgangslage bei Hammonia III für die Rest-Saison. Nur drei Punkte
Vorsprung gegenüber dem SC Poppenbüttel II auf dem ersten Abstiegsplatz und
eben diese nicht enden wollende Serie von kuriosen Gegentoren nähren die Angst
vor der Retoure in die Neuntklassigkeit.
Tore: 1:0 Rubilar (17.),
1:1 Riegel (42. Eilers), 1:2 Pignatelli (68., Eigentor, Böhning), 1:3 Witthöft
(90.+1)
gelbe Karten: Holländer, Rubilar,
Diallo – keine
gelb-rote Karte: Weise (TSV Sasel, 80.,
wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Onur Sinan Kaya (Der Leitspruch „weniger ist mehr“ gilt auch für das Auftreten von
Schiedsrichtern…)
Zuschauer: 35
Sonntag, 8. Dezember 2024
Spielbericht VfL Hammonia III - TSV Sasel III
Samstag, 24. August 2024
Spielbericht TSV Sasel III - VfL Hammonia III
Hammonia
III im Selbstzerstörungsmodus
Bitteres
Lehrgeld: Neuling verschenkt Punktgewinn in der Nachspielzeit
Groß war die Freude bei Aufsteiger Hammonia III über den ersten
Kreisliga-Dreier der Vereinsgeschichte. Nur sechs Tage danach ist das
Frohlocken über das 3:1 gegen die Hamburg Hurricanes der Frustration über eine
komplett unnötige Niederlage – der Dritten im vierten Match – gewichen.
Das etwas verzögert angestoßene Gastspiel in Sasel (Das Schiri-Gespann gönnte
sich bei Sommertemperaturen einen doppelten Einsatz am Parkweg) hatte bereits
ab der Anfangsphase unter einem schlechten Stern gestanden, nachdem das lange
Bein von Verteidiger Victor Valenzuela Lobos einzig dazu taugte, Außenspieler
Marvin Heinrichs im Sechzehner auf die Bretter zu schicken. Till Weise freute
es und so versenkte der „32er“ den fälligen Strafstoß sicher rechtsunten (14.).
Mehr als eine halbe Stunde lang bekamen die Sonnenanbeter auf der ordentlich
gefüllten Tribüne daraufhin Zeit, über die elementaren und weniger wichtigen
Themen des menschlichen Daseins zu philosophieren, denn auf dem Kunstgrün
spielte sich außer einem Festival der Fehlpässe und Unzulänglichkeiten nahezu
nichts ab, bis sich der Neuling in der Extrazeit vor dem Pausenpfiff wieder
selbst schwächte.
Mit Voll-Karacho rauschte Linksverteidiger Sebastian Pignatelli vollkommen
überflüssig in Weise hinein, was ihn die weitere Spielteilnahme kostete – glatt
Rot (45.+2)!
Das wohl Schlimmste am Feldverweis dürfte jedoch die Verdammnis dazu, sich den
dargebotenen „Fußball“ von draußen anschauen zu müssen…
„(…) das ist unser Spiel: Druck zu machen, Tempo und alles mit Tempo zu
spielen. Und in der ersten Halbzeit war nichts davon – gar nichts!“, fand
Julian Höger aus Hammonias Trainerteam passende Worte zur Niveaulosigkeit des
ersten Durchgangs.
Doch es wurde leicht besser. Auch, weil Offensivstandards vermehrt Einzug in
die Partie fanden. So flog ein Diallo-Kopfball nach Eckball nur knapp über den
TSV-Kasten (50.), während der nächste ruhende Ball tatsächlich den Ausgleich in
Unterzahl herbeiführte. Hoch in den Pulk brachte Emmanuel Ndiessome einen
Freistoß, den der zum zweiten Abschnitt gebrachte David Rubilar mustergültig
rechtsoben einköpfte (53.).
Doch was wäre der VfL ohne seine chronische Selbstschwächung? Mit einem Katastrophenrückpass
„krönte“ Raphael Leist seine bizarre Vorstellung, was der lauernde Nick
Bretschneider geradewegs als Einladung zur erneuten TSV-Führung verstand (55.).
Zweimal fanden die Gastgeber in der Folge die große Chance zum Vorsprungsausbau
vor. Julian Schramm blieb allerdings an Leon Hebarts Fußabwehr hängen (64.),
während Mannschafts-Küken Jason Lucht (19) vor dem Tormann wohl lieber den
Lupfer bemüht hätte (66.).
Und die Gäste? Die meldeten sich nach längerer Offensivabstinenz auch mal
wieder zurück, als Diallo eher zufällig in die ungenutzte Poleposition zum 2:2
kam. Mit voller Breite war es Sasel-Fänger Timon Lauts gelungen, den technisch
nicht unbegabten 27-Jährigen in die Schranken zu weisen (71.).
Dies gelang zum Auftakt der Schlussphase auch Schiedsrichter Leif Menke (SC
Sternschanze), der dem wegen Meckerns vorbelasteten Diallo für ein
verwarnungswürdiges Foul nicht die mögliche Hinausstellung reindrückte, sondern
gut mit einer eindrücklichen Philippika fuhr (78.).
Etwas mehr musste es da beim Strafraumduell Senft/Dogu sein. Den
Stürmer-Routinier im Sechzehnmeterraum zu Fall gebracht, setzte es nicht nur
den Gang zur Strafstoßmarke, sondern obendrauf auch noch die zweite Gelbe für
den nun verwiesenen Zentrumsverteidiger (90.). Noch schlimmer aber für die
Parkwegler: Dogu schickte ihren Schlussmann beim Penalty auch noch in die
falsche Ecke – 2:2!
Weg war der Heimsieg – oder doch nicht?
Denn abermals schalteten die Hammonen auf den Selbstzerstörungsmodus. Erst
spekulierte man vergeblich auf den Ball im Aus, dann bei der zugelassenen
Flanke Luchts zu Unrecht auf Abseits. „Alle schlafen, weil der Abseitsruf
kommt“, ärgerte sich Julian Höger aus dem Trainerteam über den Leichtsinn
seiner Kapelle. „Das ist halt die erste Saison in der Kreisliga. Kreisklasse
war eben halt nur ein Schiri. Da hast du den Einfluss mit Abseits-Rufen, weil
er alleine ist und auch nicht mehr den guten Winkel hat, aber trotzdem musst du
erstmal weiterspielen.“. „Ich verstehe auch nicht – auch wenn es dann zehn
gegen zehn ist – weil wir hinten platt waren, müssen wir sagen; wir sind jetzt
zufrieden und sichern ab. Nein, der Ball wird schnell rausgeholt, wir machen´s
schnell und machen noch einen. Leute, das ist zu viel! Wir sind hinten immer
wieder offen gewesen und wir machen weiterhin dieses Risikospiel – warum?!“,
richtete sich der Groll aber vor allem an das taktische Ungeschickt auf dem
Platz. Ein Spiel, in dem man zuvor „mit einem Sieg gerechnet“ hatte, ist somit
trotz allem Gegnerscouting im Vorfeld gänzlich hergeschenkt worden.
Was bleibt, ist nach dem teuren Lehrgeld in Sasel die Vorfreude auf das
anstehende Heimspiel gegen die Reserve des Bramfelder SV. „Uns liegt es mehr,
wenn der Gegner auch versucht, das Spiel zu machen“, erläuterte Höger Grund
Nummer eins für vorsichtigen Optimismus. Auch „sieht es personalmäßig nächste
Woche ganz anders aus“ – na dann!
Ein Bewerbungsschreiben für höhere Tabellenregionen gaben unterdessen auch die
einstigen vierten Herren in Blau-weiß-rot heute nicht ab. Nur wer will nach
diesem fesselnden Kick samt Happyend darüber nachdenken…
TSV Sasel III: Lauts –
Heinrichs, Fanke, Senft, Gehrmann – T. Böhning (9. Krohnert / 84. Guhlke),
Weise (74. Yüzbasi), Schramm, Lucht – Bretschneider (84. Humke), L. Böhning,
Trainer: Arian Kalicanaj & Ralf Wirszints
VfL Hammonia III: Hebart –
Pignatelli, Ketz, Valenzuela Lobos, Sieg (46. Rubilar) – Leist (61. Dogu),
Varetto (83. Buyukli), Ndiessome, Maza – Regner (46. Zahlhaas Labarca (75.
Hansen), Diallo, Traoner: Florian Ocker
Tore: 1:0 Weise (15., Strafstoßtor,
Valenzuela Lobos an Heinrichs), 1:1 Rubilar (53. Ndiessome), 2:1 Bretschneider
(55.), 2:2 Dogu (90.+1, Strafstoßtor, Senft an Dogu), 3:2 Guhlke (90.+4 Lucht)
gelbe Karten: Krohnert, Heinrichs,
Gehrmann – Valenzuela Lobos, Dogu, Diallo
gelb-rote Karte: Senft (TSV Sasel,
90., wiederholtes Foulspiel)
rote Karte: Pignatelli (VfL
Hammonia, 45.+2, grobes Foulspiel)
Schiedsrichter: Leif Menke (SC
Sternschanze, Note 1,5)
Zuschauer: 75