St. Pauli VIII schafft
das „Wunder“
„Achter“
trotzt zwei Platzverweisen und 12 Minuten Nachspielzeit
Die
sportliche Bilanz zu diesem Nachholkick vom ersten Spieltag der Kreisklasse B6
(ein kräftiger Regenschauer kurz vor Spielbeginn ließ die Saison für beide
Teams mit einer Verspätung beginnen) fällt kurz und knapp aus.
St.
Paulis achte Herren siegten knapp, aber letztlich nicht unverdient mit 3:2 bei
der Drittvertretung des FC Hamburger Berg und grüßen nun erstmalig punktgleich
mit dem Gehörlosen SV von der Tabellenspitze.
So
weit so gut für die Syska-Elf, doch die braun-weiße Gefühlswelt kreiste nahezu
ausschließlich um den Schiedsrichter, dessen 108-minütige
Selbstdarstellungs-Show den „Achter“ nicht nur zwei des Feldes verwiesene
Akteure, sondern auch jede Menge Nerven kostete.
„Dass
wir das heute trotz allem gewonnen haben, ist ein wahres Wunder!“, atmete St.
Paulis „11er“ Axel Irtenkauf nach dem Duell erstmal tief durch.
Doch
was war es, was die Gemüter so hochfahren ließ?
Schließlich
lief zunächst alles nach Plan, erschädelte Julian Draxler dank eines
Irtenkauf-Freistoßes das 0:1 (4.), während die Gastgeber ihre technisch
teilweise guten Ansätze zu selten in einen mannschaftlichen Zusammenhang
bringen konnten.
Schussversuche
wie der von Mustafa Mohamad, sicher pariert von Schlussmann Christoph Leinung,
blieben daher eine Rarität (2.).
Fünf
Minuten vor dem regulären Pausensignal rückte der Fänger wieder in den
Mittelpunkt – als Autor einer Missfallensbekundung zu einem nicht geahndeten
Strafraum-Handspiel Salman Bou Saads (35.) und der reichlich einseitigen
Zweikampfbewertung, die ihm ebenso den gelben Karton einbrachte wie ein anschließendes
verbal unterstrichenes Abwinken.
Die
Konsequenz: Gelb-rot!
Die
fünfminütige Nachspielzeit ausgeklammert, sollte die Null von Nachfolger Boris Emmert, der aus dem Abwehrverbund
zwischen die Pfosten wanderte, nur neun Minuten halten, musste er Mohamed Ajajs
Rechtsschuss von halbrechts etwas unglücklich passieren lassen.
Das
„Team Syrien“ war jetzt am Drücker, doch die erneute St. Pauli-Führung, vom
aufgerückten David Gohla wiederum per Kopf erzielt, gab dem umkämpften Match
die nächste spannende Wendung (55.), die Paul Lindzinskis Außenpfostenschuss
wenig später fast vergoldet hätte.
Stattdessen
drohte den Kiezkickern nach Carlo Breuers Kontakt gegen den gestarteten Ajaj
aufs Neue der Berg-Ausgleich, den Mohamad Aboufakher aber vom Punkt vergeigte –
Alu lässt grüßen!
Emsig,
bis zu weilen etwas übermotiviert in den Zweikämpfen, arbeiteten die Blauen
dennoch unverdrossen am 2:2.
Allerdings
ohne dabei nötige Durchschlagskraft.
So
schien Paul Lindzinskis (unbeabsichtigter?) Kunstschuss aus Rechtsaußenposition
im Rahmen eines Ein-Mann-Entlastungsangriffs sieben Minuten vor Ultimo für
klare Verhältnisse gesorgt zu haben.
Doch
weit gefehlt, machte es Schiedsrichter Nils Meyer von Ottens (Galatasaray
Hamburg) noch einmal reichlich spannend.
Nicht
nur, dass der Mann in Gelb binnen vier Minuten gleich drei mehrheitlich
willkürliche Karten in seiner Trikotfarbe gegen den amtierenden „Sparda-Bank-freundlich-und-fair-Preis-Gewinners“
verteilte, es hagelte auch jede Menge vielversprechende Freistoßpositionen für
die jedoch kaum torgefährlichen Gastgeber, die nach Thomas Dabrunz´
überraschender Ampelkarte (als Grund dürfte „Spielverzögerung“ auf der
Spielnotizkarte stehen) sogar mit zwei Mann mehr in die fast zwölf Minuten
Nachspielzeit gingen.
Vorher
schickte der sichtlich unter Strom stehende Pfeifenmann erstmal noch zwei
Zuschauer unter der Androhung eines Spielabbruchs wegen des Rufens von
„Scheißhausparolen“ die „Aggression ins Spiel bringen“ von der Steintribüne,
auf der ihm auch die Anwesenheit von Dabrunz zuwider war.
Als
bei bereits schummrigen Lichtverhältnissen ohne Flutlicht Esmatullah Rahimis
Freistoß zum Anschlusstreffer in die Maschen rutschte (90.+5) schien der
Ausgleich nur noch eine Frage der (nachspiel-) Zeit, St. Pauli aber verteidigte
konzentriert gegen die zu verspielten Berg-Vorstöße und rettete so tatsächlich
die drei Zähler für die Tabellenführung über die Ziellinie.
„Eine
sensationelle Energieleistung“, bescheinigte Axel Irtenkauf seinem Team, das
allen Widrigkeiten zum Trotz „jederzeit die Ruhe bewahrt“ habe.
„Diesen
Sieg widme ich meiner fetten Katze Emma, der ich durch den Fußball immer viel
zu wenig Aufmerksamkeit schenke“, verpasste der 34-Jährige diesem Arbeitssieg
noch eine persönliche Note.
Tore:
0:1 Draxler (4. Irtenkauf), 1:1 Ajaj (49.), 1:2 Gohla (55. Britschin), 1:3
Lindzinski (83. Irtenkauf), 2:3 E. Rahimi (90.+5 direkter Freistoß)
Gelb-rote Karten:
Leinung (FC St. Pauli VIII, 40. wh. Meckern), Dabrunz (FC St. Pauli VIII, 90+1.
Foulspiel + Spielverzögerung)
Schiedsrichter:
Nils Meyer von Ottens (Galatasaray Hamburg, Note 6)