Eines
Spitzenreiters unwürdig
Beschämende Szenen überschatten
Nachholspiel in Sebaldsbrück
Als Spitzenreiter mit einem Vier-Punkte-Vorsprung auf
Verfolger SG Findorff zum Feiertagskick nach Sebaldsbrück gereist, verkaufte
sich der TSV Wulsdorf wahrlich nicht meisterlich – auf mehreren Ebenen!
Dass die zerfahrene Auseinandersetzung zwischen Mittelmaß
und Bezirksligaprimus torlos endete, geriet bei der Hektik und Bedummtheit
einiger quasi unter.
Bereits die ersten Sekunden lieferten einen Vorgeschmack,
auf die kommenden 90 Minuten, als die Gäste im Spielaufbau Schiedsrichter Felix
Plotzki unfreiwillig abschossen. Es sollte nicht der letzte Ball sein, den der
Pfeifenmann heuer abbekommen sollte...
Ins Zentrum des Geschehens rückte der Spielleiter vom TSV
Grolland wieder in Minute 19. Egor Mironenko verlor das Leder in Strafraumnähe
an Steffen Prüße, den er kurzerhand mit „Gelb“ bedacht, legte. Glück für ihn,
dass Abwehrchef Igor Rodrigues Casanova noch in der Tangente zu finden war. Per
Grätsche beförderte Mironenko wenig später Gegenspieler Fynn Hoffmann aus der
Partie (23.). Ball gespielt, aber eben offene Sohle zuvor. Der fällige
Platzverweis blieb aus...
Die Herunternahme für Hamssa Saado machte jedenfalls Sinn
(28.).
Fußball wurde nebenbei auch noch ein wenig gespielt.
So näherten sich die Gäste trotz allgemeiner
Inspirationslosigkeit mit Raymond Marginean (10.), Valon Sulja (22.) und
Top-Torjäger Rene Schmitt (33.) dem ATSV-Gehäuse an.
Die Herren in Schwarz, deren lange Bälle auf ihr schnelles
Personal kaum für Gefahr sorgten, wurden erst in Hälfte zwei wirklich
vorstellig. Noah Jagusch´ Pfostenkracher an den Innenbereich des Alus hatte es
dafür gleich in sich (53.).
Der nächste Aufreger war dann aber wieder gleich
disziplinarischer Art, drohte ATSV-Kicker Steffen Prüße seinem Gegenüber im
Anschluss an ein Strafraumscharmützel: „Ich geb´ dir so ´ne Bombe, du kleiner
Hund!“. Wieder setzte es nur eine Verwarnung, sodass der Giftigkeit weiter Tür
und Tor geöffnet blieben (55.).
Dem Gehacke und Gebolze setzte immerhin Sebaldsbrücks Cem
Göngör einen tückischen Aufsetzer von halblinks entgegen (79.), während Schmitt
auf der anderen Seite einen von Chris Kendziora parierten Freistoß präsentierte
(83.).
Kurz vor dem Ende führte die Frage, ob ein belangloser Ball
an der Seitenlinie im Aus war oder nicht zu einem Verbaleinwurf des TSV. Der
ausgewechselte Raymond Marginean vergriff sich dabei im Ton und sah postwendend
den roten Karton. Nur war er es wirklich? Selbst der mittlerweile von dem
Palaver überforderte Schiedsrichter vermochte darauf keine klare Antwort geben.
Die rote Karte für den Angreifer hatte jedenfalls Bestand (89.).
Keine 60 Sekunden später eine Rudelbildung auf dem Feld,
nachdem der eingewechselte Saado foulte und danach (ungeahndet) mit feuchter
Aussprache auffiel.
Vielleicht gar nicht verkehrt, da auf eine Nachspielzeit zu
verzichten.
Weiter ging es aber trotzdem: Höhnisch applaudierte
TSV-Fänger Kevin Lehmann in Richtung des Referees, der daraufhin noch einmal
den gelben Karton zückte. Nebenbei bekamen sich auch noch Heim-Torsteher
Kendziora und TSV-Trainerin Nicole Klockmann, bereits während der laufenden
Partie überdurchschnittlich reklamierend am Werk, in die Haare. Kendzioras
Aufforderung, Klockmann solle sich doch in ihre Küche begeben, zog gleich den
nächsten Massenauflauf nach sich. Für die Krönung der Torheit am Sacksdamm
sorgte jedoch ein Anhänger des TSV, gekleidet in einer karierten Jacke, der den Spielball nahm, sich dem
Schiedsrichter näherte und diesem mit dem Spielgerät aus kurzer Distanz
anschoss. „Und sowas darf hier wählen und Verträge abschließen“, merkte ein
entsetzter Zuschauer an. Zahlreiche Diskussionen später war schließlich endlich
Ruhe und ein Strich unter ein letztlich mehrfach niveauarmes Match gesetzt.
Trotz der sportlich durchaus cleveren und leidenschaftlichen
Vorstellung der Hausherren gingen am Ende des Tages irgendwie alle Beteiligten
als Verlierer vom Feld.
Was bleibt jetzt aber tabellarisch? Drei Partien vor Ultimo
sprechen Punktestand und Restprogramm für den Landesligaaufstieg des TSV
Wulsdorf. In Sebaldsbrück geht es dagegen noch um Rang fünf.
ATSV Sebaldsbrück: Kendziora – Kavun, Jagusch, Lorenz, Görgör – Schnaars (86.
Moradi), Brylok, Hoffmann (28. Huremovic), Jache – Pacholski, Prüße,
Trainer: Hüseyin Kutlu
TSV Wulsdorf: Ehnis (46. Lehmann) – Murad, Rodrigues Casanova, E.
Mironenko (28. Saado), Weber – Sulja, A. Mironenko – Schulz (46. Schult),
Schmitt, Barth (46. El Chagouri) – Marginean (81. Charitidis), Trainerin:
Nicole Klockmann
Tore: Fehlanzeige
gelbe Karten: Prüße, Huremovic, Lorenz – E. Mironenko, Marginean, Lehmann
rote Karte: Marginean (89. Schiedsrichterbeleidigung)
Schiedsrichter: Felix Plotzki (TSV Grolland, Note 5: verpasste es durch eine
zu Laissez-faire Linie, der Partie die unnötige Schärfe zu nehmen (z.B. die
Nicht-Feldverweise für E. Mironenko (23.) und Prüße (55.), sodass er der Hektik
letztlich nicht mehr Herr werden konnte.)
Zuschauer: 47
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Donnerstag, 26. Mai 2022
Spielbericht ATSV Sebaldsbrück - TSV Wulsdorf
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