„Das
hat da nichts zu suchen!“
U15-Landesligaderby
verkommt zur Farce
Heimsieg für den SC Victoria, doch über das Sportliche sprach am Ende eines
denkwürdigen wie beschämenden Spektakels an der Hoheluft keiner mehr.
Begonnen hatte das bizarre Treiben bereits vor dem Spiel mit dem Einsatz von
Pyrotechnik einiger halbstarker Schlichtgeister auf der Gegentribüne. „Das ist
natürlich ein bisschen übertrieben. Vor allem, bei einem C-Jugendspiel. Das
wirbelt das direkt von Anfang an auf. Da kommt direkt so ein bisschen
Nervosität und dieser Drang, da jetzt auch irgendein Zeichen zu setzen“,
beschrieb Schanzes Arthur Schreiber die Gefühlslage, die zunächst jedoch als
sportliche Triebfeder für beide Teams zu taugen schien.
Gute Chancen boten sich beiden Teams vom Anpfiff weg.
Mohammadullah Azimi (3.) und Enayatullah Makhdoomzada (5.) versuchten sich für
den SCS – Victor Ende (6.) und Devon Fouda Essomba (7.) vergeigten
aussichtsreich für den SC Victoria. Letzterer war es auch, der wenig später
mittig durchbrach, das Leder dann aber überhastet drüber hämmerte (10.).
Nicht so Makhdoomzada auf der anderen Platzhälfte. Richtig erkannte er das äußerst
offensive Torwartspiel Jarmo Madees und hob das Bällchen passend über den weit
vor postierten Schlussmann zum 0:1 (12.).
Folgend gehörte das Match den selbstbewussten Gästen, denen Madee – übrigens
nach wie vor mit einem Stellungsspiel der Marke „mein Strafraum ist Lava“ – den
Garaus im Torschuss machte (21., 28. & 32.).
Für den SCS hütete unterdessen Theo Spöhrer nach längerer Torwartabstinenz für
den unpässlichen Enno Gloßner mal wieder den Kasten. Eine gute Fußabwehr gegen
Fouda Essomba sicherte dem 14-Jährigen eine gegentorlose Halbzeit (31.) zum
Goalie-Comeback.
Ein ums andere Mal geriet sein Tor nach der Pause ins Visier der Victorianer,
die den SCS förmlich einschnürten. Sowohl Cyrus Tabatabai (39. & 43.), als
auch Außenspieler Vladyslav Bratslavsky (42.) schossen jedoch jeweils eine
Fahrkarte. Ebenso Fouda Essomba, den ein Ballverlust des zum Teil chaotisch verteidigenden
SCS zur Top-Chance einlud (45.).
Die geradezu logische Konsequenz: Vickys Ausgleich, den der kantige Kameruner
über rechts für den einmurmelnden Ende vorbereitete – 1:1 (48.)!
Und das auch noch in Unterzahl, nachdem Innenverteidiger Gurnoor Singh verletzt
die Segel streichen musste und kein Feldspieler auf der Bank zur Verfügung
stand.
Noch ein Gelber weniger wurde es temporär, als Schiedsrichter Fabian Rother
(Eimsbütteler TV) den vorverwarnten Tabatabai für ein zu spätes Einsteigen im
Mittelfeld mit einer Zeitstrafe belegte (49.).
Für die Schanzenkicker offenbar nicht Anlass genug, den Offensivmotor wieder
verstärkt anzuwerfen. Stattdessen blieb eher das doppelt unterzählige Victoria
am Drücker.
Erst eine knappe Viertelstunde vor Schluss brachte Azimis zu hoch angesetzter
Freistoß (56.) mal wieder so etwas wie Gefahr hervor, was Kollege Makhdoomzada
mit einem Heber im Konter zwar steigern konnte, das Zwischenresultat damit
jedoch nicht veränderte (58.).
Dies war dafür dem Gegner vergönnt, als Spöhrer im Hochsteigen beim Eckstoß vom
eigenen Mann gestört wurde und Fouda Essomba handlungsschnell im Sechzehner das
umjubelte 2:1 markierte. Der Auftakt einer irrsinnigen Schlussphase (67.)!
Im unflätigen Dialog mit dem flegelhaften Publikum aus dem „Pyro-Block“ holte
sich Tabatabai noch vor Wiederanstoß den roten Karton ab. „So wie ich das
mitbekommen habe, gab es da eine beleidigende Botschaft aus der Fankurve. Ich
glaube, es war ein Mittelfinger und den hat der 9er dann zurückgezeigt. Dafür
hat er dann, würde ich so sagen, zu Recht die rote Karte gesehen“, berichtete
Schreiber, der mit seinem Team erneut zweifach überzählig auf dem Feld stand.
Im Schatten der aufgeheizten Atmosphäre fiel es den Schanzen-Kickern nach wie
vor schwierig, dem dezimierten Widersacher (sportlich) Feuer zu machen. „Die
Eltern von Victoria haben mich auf dem Platz wirklich genervt, weil die ganze
Zeit etwas hereingerufen kam: Besonders der eine Vater, der wirklich
ununterbrochen den Schiedsrichter beleidigt hat. Ich meine, das ist
Kinderfußball und da braucht man das wirklich nicht. Es geht jetzt nicht um
Leben und Tod. Es ist einfach ein C-Jugendspiel in der Landesliga und kein
Regionalliga- oder Bundesligaspiel im Herrenbereich. Das hat da nichts zu
suchen!“, ärgerte sich Schreiber über die akustischen Begleitumstände, die
nicht geringer wurden, als Luis Meissner Foul spielte und obendrauf zum
aussichtsreichen Freistoß seine zweite Verwarnung in Form einer Zeitstrafe
kassierte (70.). Torwart Madee echauffierte sich und flog mit Doppelgelb gleich
hinterher, um für seine fortgesetzte Verbal-Diarrhoe gar noch die rote Karte zu
erhalten. „Der Torwart des SCV hat den Schiri als Rassisten beschuldigt“,
erklärte der seit vergangenem Dienstag auch als geprüfter Schiedsrichter
firmierende Schreiber das Vorgehen seines Kollegen an der Pfeife, während der
Verwiesene selbst „nur nachgefragt“ habe, „warum er (der Schiedsrichter)
unseren Spieler vom Platz geschmissen hat“.
So oder so taugte die anschließend gewählte Diktion außerhalb des Feldes nicht
gerade als Beweis guter Kinderstube…
Nur was wurde jetzt aus dem fälligen Freistoß? Mit diesem sah sich kurzerhand
Ersatztorhüter Luke Nöcker, eigentlich nur auf dem Spielbericht, um im
Innenraum bei seiner Mannschaft sitzen zu dürfen, konfrontiert. Schreibers
kümmerlicher Standard bereitete dem unaufgewärmten Fänger allerdings keine
Schwierigkeiten (70.+5). „Wenn du wie wir am Ende mit teilweise vier Leuten
mehr auf dem Platz bist, musst du wirklich ein Tor machen und vor allem diese beiden
Freistoßsituationen – da nehme ich mich auch gar nicht raus. Der war nicht gut
geschossen von mir. Der von Noah leider auch nicht.“.
Selbstkritische Worte, die eine letzte, nicht weniger verheißungsvolle,
Freistoßposition für Noah Taddigs als letzte Spielaktion mit einschlossen
(70.+8). „Du musst natürlich davor schon mit einem oder mit zwei oder sogar mit
drei Mann mehr aufgrund Zeitstrafen und Verletzungen des Gegners das Spiel für
dich entscheiden. Das war nicht gut von uns gespielt. Wir haben die Überzahl
nicht ausgenutzt.“.
Mit stumpfen Waffen arbeitete der SC Sternschanze heuer vergeblich an Zählbarem
im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den Tabellennachbarn. Auch ein Produkt diverser
Ausfälle, die mit dem „soliden“ Noah Schmideder und dem „überragenden“ Johnny
Freitag sogar Personal aus der zweiten Mannschaft in die Landesliga spülten.
„Johnny hat ein tolles Spiel gemacht! Das hat wirklich Spaß gemacht, mit ihm da
auf der Sechs zusammenzuspielen!“, so Schreiber, der den Scheinwerfer auf die
kommende Aufgabe im Pokal wirft und mit einem „positiven Gewissen“ in das Duell
mit dem Oberligaspitzenteam Cosmos Wedel geht. „Ich will natürlich weiterkommen
im Pokal. Egal wie dreckig oder wie gut wir das da spielen. Am Ende wird’s ein
Elfmeterschießen, vielleicht. Das werden wir dann sehen. Also, ich hätte Bock
drauf!“. „körperlich präsent sein, viel miteinander kommunizieren, Kräfte
richtig einteilen“ und „ein, zwei taktische Sachen – auf jeden Fall das
Anlaufen besprechen“ sollen die Überraschung möglich machen.
„Unsere Bilanz gegen Oberligisten diese Saison sieht gut aus: Ein Spiel – ein
Sieg gegen Rugenbergen in der Saisonvorbereitung. Natürlich hat sich da sicher
viel verändert, aber ich denke doch, dass wir auf jeden Fall Punkte mitnehmen
können!“. Ob der heutige Kapitän beim Thema „Punkte“ mit den Gedanken womöglich
schon beim noch anstehenden Hinrundenabschluss gegen Liga-Schlusslicht Germania
Schnelsen ist???
Tore: 0:1 Makhdoomzada (16.),
1:1 Ende (48. Fouda Essomba), 2:1 Fouda Essomba (67. Meissner)
gelbe Karten: Tabatabai, Madee,
Meissner – Azimi
Zeitstrafen: Tabatabai (49.,
wiederholtes Foulspiel), Meissner (70., wiederholtes Foulspiel), Madee (70.,
wiederholtes Meckern)
rote Karten: Tabatabai (67.
Beleidigung), Madee (67. wiederholtes Meckern)
Schiedsrichter: Fabian Pascal Rother
(Eimsbütteler TV, Note 3,5: vertretbare persönliche Strafen in einem
schwierigen Spiel, ließ jedoch zu viel Hektik von außen durch Zuschauende und
Vicky-Ersatzbank zu, mit zunehmender Spieldauer im Zweifel mit Pfiffen für den
SCS)
Zuschauer: 45Geistig benebelte Menschen sorgten für eingenebelte Menschen.
Die Coachingzone wurde eher als Vorschlag interpretiert. |
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