Der alte Mann und das Tor
Hirschlein-Hattrick! Eintracht-Reserve
darf weiter hoffen
Eintracht Norderstedt II hat durch einen verdienten
Heimerfolg im Verfolgerduell der Kreisliga 5 gegen die Reserve des SC Victoria
den Anschluss an die Tabellenspitze gewahrt und die Gäste von der Hoheluft
somit auf drei Punkte distanziert.
Zum Helden der Partie avancierte Sturmveteran Oliver
Hirschlein als Dreifachtorschütze.
Die Partie begann einseitig. Vicky war bemüht, hinten dicht
zu machen, während die Eintracht mit gutem Positionsspiel und gelungenen
Kombinationen zu überzeugen wusste und sich dadurch einige Torchancen
herausspielte.
Es waren keine 180 Sekunden gespielt, da flog den Gästen ein
schwach ausgeführter Freistoß in der gegnerischen Hälfte um die Ohren. Die
Norderstedter schalteten schnell. Siedschlag zu Ljubislavjevic, der in die
Mitte zu Eismann, der Gäste-Keeper Dustin Reddig mit seinem Versuch aus 16
Metern auf eine lange Reise zum Ballholen schickte.
Nach gut einer Viertelstunde führte wieder ein Ballverlust
der Blau-Gelben zu einer Chance der Heimelf. Wieder Ljubislavjevic im
Zusammenspiel mit Siedschlag, der schön für Oliver Hirschlein querlegte, doch
dieser vergeigte freistehend. Keine drei Minuten später dann die vermeintliche
Erlösung: Nach einem gefühlvollen Heber von Rafael Monteiro fand sich
Oberliga-Leihgabe Stefan Siedschlag mit Ball im Strafraum wieder, degradierte
Omar Saleh zum Stehgeiger, setzte sich auch gegen den SCV-Schlussmann durch,
doch der Treffer fand bei Schiedsrichter Toni Steinmann keine Anerkennung wegen
eines angeblichen Foulspiels Siedschlags, das es bei neutraler Beobachtung jedoch
nicht gab. Spielstand weiter 0:0.
Der nicht gegebene Treffer sorgte bei den Garstedtern für
einen Anreiz, weiter nach vorne zu spielen. Allein in den Minuten 19 bis 24
kamen sie zu insgesamt vier guten Torchancen, doch weder Sven Eismann nach
einem Zweikampf-Pingpong an der Strafraumgrenze, noch Milos Ljubislavjevic nach
einem klasse Solo und Rafael Monteiro mit einem Ausflug entlang der Grundlinie,
noch Patrick Westermann per Kopf konnten das längst überfällige 1:0 besorgen.
Und so war es also an dem ältesten Mann auf dem Platz, endlich die Früchte der
Überlegenheit zu ernten. Stefan Siedschlag erkämpfte sich im Dickicht des
hartnäckigen Nebels das Leder und servierte Mustergültig für Oliver Hirschlein,
der genau richtig stand und ohne Bedrängnis einlochte. Eine mehr als
berechtigte Führung für die Gastgeber nach leicht mehr als einer halben Stunde.
Doch dieser Vorsprung sollte nicht lange halten. Die Gäste
verhöhnten den Spielverlauf total, indem sie nach genau 37 Minuten durch Stürmer
Benedikt Neumann-Schirmbeck zum 1:1 ausglichen (Hierbei drückte er eine
Hereingabe von Jannik Gkanatsas von Linksaußen in der Mitte in die Maschen).
Der zu diesem Zeitpunkt völlig überraschende und unverdiente Ausgleich hatte
eine fast ebenso kurze Lebensdauer wie das Norderstedter 1:0, doch Monteiro
verzog knapp, nachdem der SCV-Torsteher im Anschluss nach einem Rückpass genau
in die Füße von Stefan Siedschlag spielte.
Somit ging es mit einem völlig grotesken Spielstand von 1:1
in die Kabinen.
Mit dem neuen Spielabschnitt bot sich dem spärlich
vertretenen Publikum dasselbe Bild: Eintracht Norderstedt mit schönen Kombinationen,
aber ohne Fortune im Abschluss.
In Minute Nummer 48 testete Ljubislavjevic mit einem
Drehschuss die Qualität des Außennetzes, in der 50. verzog er nach einem
doppelten Doppelpass mit Stefan Siedschlag und als Grande Finale konnte Siedschlag
eine übersehene Abseitsposition nicht zum Erfolg nutzen, als er allein vor
Reddig zu unentschlossen agierte und an genau diesem hängen blieb. Es hätte
bereits nach 53 Minuten 4:1 oder 5:1 aus Norderstedter Sicht stehen können,
doch zur Abrundung der Szenerie fiel das dritte Tor des Spiels auf der anderen
Seite des Platzes: Siedschlags Strafraumrundgang war noch keine 90 Sekunden
vorüber, da setzte ein Doppelpass zwischen Jannik Gkanatsas und Andre Reinhold
die Defensivreihe um Patrick Westermann matt und Reinhold konnte nach
punktgenauer Flanke im Stile eines Schmetterlings aus 14 Metern zum 1:2
einköpfen.
Der SCV führte und keiner wusste warum. Man konnte dies
getrost „Arbeitsteilung“ nennen: Die einen machen das Spiel und die anderen die
Tore. Doch damit begnügten sich die Schleswig-Holsteiner nicht. Sie machten
weiter und kamen auch weiter zu Torchancen.
60. Minute: Ljubislavjevic mit einem starken Ballgewinn und
dem exzellenten Auge für den just gestarteten Monteiro, der versetzte erst drei
Gegenspieler und fand dann auch noch Oliver Hirschlein in der Mitte. Was
Hirschlein dann mit dieser Vorarbeit machte, war für ihn das logischte der
Welt: Annahme, Drehung, Schuss – Tor! 2:2 durch den Norderstedter
Strafraum-Fuchs, der in diesem Fall keine Gänse, sondern die gegnerische Abwehr
riss.
Wieder der Ausgleich und wieder hätten die Gäste ihre
(unverdiente) Führung wiederhergestellt, wenn Eintracht-Keeper Lennart Nolle
nicht einen Versuch von Frank Hoffmann nach guter Vorarbeit von Andre Reinhold,
der später durch Kwame Owusu ersetzt wurde, mit einem guten Block entschärft
hätte (64.).
Danach verlor das Match deutlich an Klasse, was sich in
vielen Spielunterbrechungen durch Foulspiele überdeutlich zeigte.
In der 75. Minute erreichte diese Phase ihren traurigen
Höhepunkt, als die Ausführung eines Eintracht-Freistoßes in Strafraumnähe
(Martin Holz fällte Rafael Monteiro und sah dafür Gelb) tatsächlich drei
Minuten auf sich warten ließ, denn durch verbale Schärfe von beiden Seiten und
einer Mauer, die erst im vierten Anlauf den korrekten Abstand einhielt,
entstand beim kommunikativen Schiedsrichter Toni Steinmann (VfL 93) einiges an
Gesprächsbedarf.
Ein sportliches Glanzlicht durfte dann aber noch einmal der
Mann mit dem Pferdeschwanz setzen. Milos Ljubislavjevic hatte ausnahmsweise
einmal Fortuna auf seiner Seite, als sein abgefälschter Pass dennoch beim
gesuchten Tobias Grabert landete und genau dieser schräg aufs Tor zulaufend,
für Oliver Hirschlein querlegte, was dieser mit dem 3:2-Siegtreffer, aus sechs Metern,
dankte.
Es war die letzte Szene in einem Spiel, das am Ende doch einen
verdienten Sieger fand, was Vicky II – Coach Godfred Hoedoafia nicht ganz so
sah: „Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden; wir haben uns
hier gut verkauft und sicherlich einen Punkt verdient gehabt. Nach dem 1:1
wussten wir dann, dass wir auch zum Fußballspielen hierher gekommen sind. Mit
etwas Glück machen wir dann auch das 3:1.“.
Auf der anderen Seite blieb Siegtorschütze Oliver Hirschlein
wenig begeistert zurück: „In den ersten 25 Minuten waren wir spielbestimmend,
hatten drei, vier hundertprozentige Chancen und müssen dann 3:1 oder 4:1
führen; dann läuft das Spiel ganz anders. Vicky hat dann aber dagegengehalten,
aber am Ende ist das 3:2 verdient, obwohl es dafür, dass wir wieder Hilfe von
der Oberligamannschaft und der A-Jugend hatten, klar zu wenig von uns war.“.
In Sachen Aufstieg stapeln beide Teams jedoch trotz der
ordentlichen Chancen tief: „Wir haben den zweiten Platz im Griff, aber es wird
sehr schwierig. Wir werden versuchen, unsere Punkte zu holen und dann stehen
wir auch gut da.“, so Hoedoafia über die Aufstiegsambitionen bei der
SCV-Reserve. Eintracht-Torjäger Hirschlein ließ indes überraschendes verlauten:
„Ich denke nicht, dass wir aufsteigen, da unser Kader einfach zu dünn besetzt
ist. Es ist einfach nicht gut, wenn wir jedes Wochenende mindestens zwei
Spieler aus der Oberliga oder der A-Regionalliga zu uns holen müssen.“.
Die Ausgangsposition hat sich trotz dieser Worte aber weiter
verbessert und könnte sich durch das kommende Gastspiel bei KS Polonia weiter
verbessern, während auch die Elf vom Lokstedter Steindamm gegen TuS Osdorf II ein weiteres Verfolgerduell auszutragen
hat..
Eintracht
Norderstedt II: Nolle – Westermann (62. Olamkewasu), Weihe, S. Geertz,
Grabert – Eismann, Siedschlag, Boll, Monteiro
– Ljubislavjevic, Hirschlein,
Trainer: Jens Fischer
SC Victoria II:
Reddig – Schacht, Poels, Wegener, Saleh
– Mischkowski, Holz – Gkanatsas,
Hoffmann – Reinhold (74. Owusu), Neumann-Schirmbeck, Trainer: Godfred Hoedoafia
Tore:
1:0 Hirschlein (31. Siedschlag), 1:1 Neumann-Schirmbeck (37. Gkanatsas), 1:2
Reinhold (55. Gkanatsas), 2:2 Hirschlein (60. Monteiro), 3:2 Hirschlein (81.
Grabert)
Schiedsrichter: Toni
Steinmann (VfL 93)
Zuschauer:
13
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