Donnerstag, 12. Mai 2016

Spielbericht FC St. Pauli 1.D - Hamburger SV 1.D

Pokaltriumph oder Pyrrhussieg?
Vom Punkt: HSV-2003er ziehen ins Pokalendspiel ein – oder doch nicht?

Welcher der beiden „Giganten“ des hamburger Jugendfußballs darf sich im Endspiel der alten D-Junioren mit dem SV Eidelstedt duellieren? , lautete die Frage des Abends am gut gefüllten Brummerskamp. Die Antwort: der Nervenstärkere, löste der Hamburger SV seinen Final-Fahrschein erst im Neunmeterschießen.
Aber der Reihe nach: Unter den Augen des immer noch überglücklichen SVE legte der HSV im nominellen 4-3-1-System den aktiveren und zielstrebigeren Start in die Partie hin, was Dimitri Moor mit einem schmissigen Distanzgeschoss an die Unterkante der Latte fulminant unterstrich (11.), ehe er nach genau 20 Minuten unter einem Berg von jubelnden Mitspielern begraben wurde, nachdem St. Pauli-Schlussmann Emre Boz einen hohen Freistoß des Außenspielers nicht so recht zu fassen bekam und die Kugel zum 0:1 hinter die Linie rutschte.
Eine von insgesamt zu vielen Standardsituationen auf der anderen Seite ließ den Jubel der Gäste aber schnell wieder verstummen, mischte Igor Matanovic die Karten mit einer Direktabnahme im Anschluss an einen clever zu ihm weitergeleiteten Buhr-Freistoß wieder komplett neu durch (21.), wobei Miguel Pinar kurz vor der Pause mit seiner Doppelchance ein Ass im Ärmel seines schwarzen Rautentrikots hatte, dieses jedoch von einem guten Boz-Reflex und einem klärenden Abwehrbein ausgestochen werden konnte.
Nach einem offenen Schlagabtausch zu Beginn der zweiten 30 Minuten mit jeweils zwei guten Torchancen auf beiden Seiten hatte Igor Matanovic, der bereits zuvor zweifach gescheitert war, das 2:1 auf dem Fuß, doch verhinderte genau dieser des guten Rothosen-Torstehers Steven Mensah jenen Treffer, der kurz darauf den Norderstedtern vergönnt war, als Ex-St. Paulianer Leonard Brodersen mustergültig über rechts servierte, der überragende Tom Krankowski in der Strafraummitte für Henry Koeberer durchließ und dieser am zweiten Pfosten sicher mit rechts einlochte.
St. Pauli war nun zum Handeln gezwungen, probierte den Kraftakt, doch die „Rothosen“ blieben mit ihren schnellen Kontern gefährlich, verpassten dabei allerdings die vorzeitige Entscheidung durch einen guten Heber des eingewechselten Arnold Kuepo Deutcho.
Und genau das sollte sie teuer zu stehen kommen, kam das Spielgerät über Jan Merten Buskies bei Tolga Schulz an, woraufhin dieser das Leder irgendwie aus halbrechter Strafraumposition zum späten Ausgleich über die Linie murmelte – Verlängerung!
Und auch in dieser waren Bleron Ademi und Co dem Sieg insgesamt näher, war sein guter Rechtsschuss, der nicht ungefährlich am Kasten vorbei strich (66.), die gefährliches Szene der zehn Extraminuten, die also auch keinen entscheidenden Aufschluss über den Sieger geben konnten.
Die Entscheidung musste also vom imaginären Neunmeterpunkt fallen, wie der emsige und solide Matthias Rudolph (Altona 93) an der Pfeife korrekt erkannte, dabei aber einen folgenschweren Fehler beging, indem er nur drei, statt der laut HFV-Durchführungsbestimmungen vorgeschriebenen fünf Schützen zum „Penalty-Schießen“ antreten ließ.
So konnte es geschehen, dass in Person von Bleron Ademi schon der zweite HSV-Schütze den Schlusspunkt setzen konnte, behielt er wie zuvor Kollege Tom Krankowski im Gegensatz zu den St. Paulianern Muhammed Güner und Tolga Schulz (scheiterten mit ihren schwachen Versuchen an Steven Mensah) Nerven und Schusstechnik beisammen, was den vorläufigen Finaleinzug der Schwarz-weiß-blauen besiegelte.
Vorläufig, weil der FC St. Pauli, wie der Autor erfuhr, bereits Protest beim HFV gegen die Spielwertung eingelegt hat
Da kommen beim Kenner von Hamburgs Amateurfußballszene Erinnerungen an das Pokalhalbfinale der Herren zwischen Altona 93 und dem SC Condor (8:9 n.E.) hoch.
Hier hatte das Sportgericht einen Widerspruch der im Elfmeterschießen unterlegenen Gastgeber abgeschmettert, obwohl jenes Ausschießen von einem Regelfehler des Schiedsrichters (nachdem es nach den angesetzten fünf Schützen auf beiden Seiten immer noch unentschieden stand, bat der Herr an der Pfeife noch einmal dieselben zehn Herren zum Punkt.) begleitet war.
Was indes im Fall „St. Pauli – HSV“ überrascht, ist die Tatsache, dass sich zunächst niemand an der Anzahl der Schützen zu stören schien…

FC St. Pauli 1.D: Boz – Güner (19. Buskies), Buhr (32. Düwel), Sommer (39. Güner) – Jablonski (19. Krivoscheev), Düwel (31. Bröhl), Jessen, Matanovic – Schulz, Trainer: Benjamin Olde

Hamburger SV 1.D: Mensah – Mohsein, Brodersen, Werda (70. Moor), Moor (54. Jürgensen) – Pinar (42. Ademi), Krankowski, Krahn (17. Frantz) – Koeberer (51. Kuepo Deutcho), Trainer: Philipp Henkel

Tore: 0:1 Moor (20. Direkter Freistoß), 1:1 Matanovic (21. Krivoscheev), 1:2 Koeberer (46. Brodersen), 2:2 Schulz (59. Buskies)
Neunmeterschießen: Mensah hält gegen Güner, 2:3 Krankowski, Mensah hält gegen Schulz, 2:4 Ademi

Schiedsrichter: Matthias Rudolph (Altona 93)

Zuschauer: 153

Mittwoch, 11. Mai 2016

Spielbericht HEBC 1.D - SV Eidelstedt 1.D

Chanceninferno nicht genutzt – HEBC schaut in die Röhre
Nach Neunmeterschießen: 2003er des SV Eidelstedt im Pokalfinale

Das ist mal ein dickes Ding: In der Liga im vorigen Halbjahr noch recht deutlich an der Aufstiegsrundenqualifikation zur U14-Landesliga im nächsten Jahr gescheitert, konnte die 1.D des SV Eidelstedt im Pokal den großen Coup landen und ins Finale einziehen.
Gegen einen HEBC, bei dem in genannter Aufstiegsrunde auch etwas Sand im Getriebe knirscht, langten dafür eine geschlossene Kollektivleistung, Nervenstärke und nicht zuletzt jede Menge Erdenglück in einem Spiel, das nach beidseitig sehr behutsamer Anfangsphase optisch eher an die Gastgeber ging. So pirschte sich das Gesper-Nonett durch einen Linksschuss von Arbes Tahisylaj, am Tor vorbei (14.), sowie eine vergebene Doppelchance für Luca von Vultejus und den früh eingewechselten Moritz Hillmer (16.) auch nah an den ersten Treffer der Partie. Dieser sollte aber zum Entsetzen der Lila-schwarzen auf der Gegenseite fallen, als sich Batuhan Demiral einmal durch das gewohnt gut organisierte HEBC-Dickicht arbeitete und seinen Rechtsschuss von halbrechts clever in die lange Ecke setzte – ein Tiefschlag für die Gastgeber, dem nur wenige Augenblicke später der nächste folgen sollte: Der heißblütige Arbes Tahirsylaj hatte im markanten Zwiegespräch mit Gegenspieler Dennis Wotzka die körperliche Nähe gesucht und konnte dabei von Glück reden, dass er nur für fünf Minuten auf den Seitenstreifen geschickt wurde (26.).
Ansonsten waren die Begriffe „Glück“ und „HEBC“ praktisch unvereinbar, begannen die Gastgeber nach dem Seitenwechsel einen wahren Sturmlauf auf den SVE-Kasten, der bereits innerhalb der ersten sieben Minuten zu drei exzellenten Torchancen, wie zum Beispiel Hillmers Drehschuss, den der gute Gäste-Schlussmann Burim Zeka gerade noch so über die Latte gefingert bekam (37.), führte, ehe es Tahirsylaj mit einem leicht verzogenen Linksschuss (42.) und einer minimal verpassten Hannemann-Flanke (44.) versäumte, sportlich von sich reden zu machen.
Zwischendurch war es an Eidelstedts Leon Huß, der Angst vor dem Ausgleichstreffer nach punktgenauem Anspiel seines passsicheren Fängers ein Ende zu setzen, fand er sich plötzlich allein vor dem sich groß machenden Tom Kossert wieder, sodass der resultierende Torschuss nicht nur am Handschuhträger, sondern auch an dessen Tor vorbei rollte (46.).
Drei vergeigte Großchancen der Eimsbütteler (bei denen ihnen entweder mangelnde Präzision im Abschluss oder Burim Zekas Torwartaktionen zum Verhängnis wurden) später erreichte der Spannungsbogen mit einem strengen Strafstoßpfiff, keine 100 Sekunden vor dem Ende, seinen vorläufigen Höhepunkt, nachdem Hillmer mehr durch die magnetische Kraft des Erdkerns als durch eine Berührung von Widersacher Andrej Gibert im Strafraum zu Boden sank.
Ein Fall für einen – nämlich für Arbes Tahirsylaj, der mit der Coolness eines Josef Matula (ehemals „Ein Fall für zwei“) zum 1:1 versenkte und sein Team damit tatsächlich noch in die Verlängerung rettete.
Daran konnte auch ein saftiger 25-Meter-Freistoß den Berzan Kaya in der Nachspielzeit abgab, nichts mehr ändern.
Zu genau diesem Zeitpunkt der zweiten Hälfte der nun etwas weniger wilden Verlängerung musste auch Hillmer mit seinem kräftigen Distanzschuss, der knapp drüber flog, einsehen, dass er nicht immer seinen sportlichen Willen bekommt.
Eine Lektion, die im folgenden Neunmeterschießen noch brutaler ausfallen sollte, als er in der Rolle des dritten HEBC-Schützen beim Stand von 2:3 das Nachsehen gegen den Torwächter der West-Hamburger hatte, Leon Huß wie schon beim Penalty-Sieg im Viertelfinale bei Germania Schnelsen sicher versenkte und der unverzügliche Abpfiff daraufhin die Niederlage vom Punkt besiegelte.
Der SV Eidelstedt hat somit nach dem Gewinn der Hallenmeisterschaft von 2013 weiterhin die Chance, sich auch einmal „draußen“ einen Titel zu sichern, wenn man am 28.05. um zwölf Uhr auf dem Gelände des HFV gegen den Sieger aus dem Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV antreten darf.
Während der SVE mit seinem zahlreichen Anhang den Finaleinzug feierte, ging es für den HEBC zu einer Sofortbesprechung, muss Trainer Jan Gesper die Köpfe seiner Spieler schnell wieder aufrichten, nachdem man bereits am letzten Wochenende kein Glück mit dem Neunmeterpunkt hatte. Ein später Strafstoß hatte dort die unglückliche 0:2-Niederlage gegen den WTSV Concordia eingeleitet, wodurch die U14-Landesligaqualifikation weiterhin gefährdet ist.

HEBC 1.D: Kossert – Bewersdorff, Doormann, Alonso Friedrich – von Vultejus (47. Cabraja), Hannemann – Philipp (5. Hillmer), Olfen (54. Hagelstein) – Tahirsylaj, Trainer: Jan Gesper

SV Eidelstedt 1.D: Zeka – Högerle (17.
Gibert), Wotzka, Kaya – Condric, Y. Diarrassouba – Huß (25. Mahieldin / 43. Huß), Demiral, Kouakou (38. Ahmed), Trainer: Daouda Diarrassouba

Tore: 0:1 Demiral (24. Gibert), 1:1 Tahirsylaj (59. Foulstrafstoß, Gibert an Hillmer),
Neunmeterschießen: 1:2 Wotzka, 2:2 Hannemann, 2:3 Ahmed, 3:3 Cabraja, 3:4 Kaya, Zeka hält gegen Hillmer, 3:5 Huß

Zeitstrafe: Tahirsylaj (26. Tätlichkeit)

Schiedsrichter: Mark Janssen (TSV 08 Eppendorf-Groß-Borstel)

Zuschauer: 80

Mittwoch, 4. Mai 2016

Spielbericht Eintracht Norderstedt 1.D - FC St. Pauli 1.D

Gewaltfreistoß entscheidet die Viertelfinal-Farce
Kampfspiel in Garstedt: St. Paulis 2003er ringen Eintracht Norderstedt nieder

„Ist das Fußball oder kann das weg?“, dürfte sich der neutrale Beobachter dieses Viertelfinals im U13-Pokalwettbewerb durchaus gefragt haben.
Dabei war doch alles angerichtet für einen schönen und spannenden Fußballabend zwischen zwei klangvollen Namen der Jugendfußballszene im Hamburger Fußballverband: Bestes, sonniges Maiwetter, eine ordentlich mit Zuschauern gefüllte Längsseite, ein Schiedsrichter, der tatsächlich seine Ansetzung wahrnimmt und natürlich das Führungsduo der starken D-Bezirksliga 02 im direkten Duell auf dem engen Kunstrasen „Garstedt 3“, den die ultradefensive Grundaufstellung der Gastgeber noch kleiner erscheinen ließ.
Aus der klaren Rollenverteilung heraus entwickelte sich das, was zu erwarten war: St. Pauli mit viel Ballbesitz, während die taktisch hoch disziplinierten Norderstedter auf defensive Abschottung, zeitintensive Spielfortsetzungen und harte Zweikämpfe setzten. Der Favorit bekam dank meist geduldiger Ballverwaltung dennoch die eine oder andere Schusschance, wie Igor Matanovic´ Überraschungsabschluss nach schnell ausgeführtem Freistoß (12.) oder Felix Woldts schönen 13-Meter-Schuss, den Eintracht-Fänger Luca Voigtmann ebenso gut zur Ecke abwehren konnte (17.).
Passend zu diesem hart umkämpften Match, war es schließlich ein unnötig verursachter Freistoß, ein Gewaltgeschoss des baumlangen Tim Buhr, das flach rechts unten zum verdienten 0:1 in der Schlussminute der ersten Hälfte einschlug.
Einfacheres Spiel hatte der Profinachwuchs damit aber keinesfalls, änderte Blau-rot auch in Abschnitt zwei nichts an seinem destruktiven Auftreten, das Buhr fast mit seinem zweiten Freistoßtreffer bestraft hätte, wäre sein ruhender Ball nicht zu einem Materialcheck für den Querbalken mutiert (36.).
Plötzlich aber Aufregung auf der anderen Seite, entschied der indisponierte Saadi Omer (Hamburger SV) an der Pfeife nach einem „Phantomfoul“ von Lukas Weymar an den strauchelnden Ex-HSVer Mario Riesner im Zuge des dritten Eintracht Eckballs im zweiten Durchgang auf Strafstoß, den Alessio Sanna jedoch mit einer langen Pranke gegen Felix Drees entschärfen konnte (41.). Noch unglücklicher sah unterdessen St. Paulis Tim Buhr, ebenfalls vom Neunmeterpunkt, aus, als er nur wenig später einen diesmal gerechtfertigten Strafstoß mit zu viel Rücklage gen Abendhimmel beförderte.
Zwischendurch hatte die Eintracht-Querstange bei einem Schulz-Kopfball nach gutem Eckstoß von Ali Can Sommer erneut seinen Mann zu stehen.
So aber blieb dieses weiterhin unisono von körperlichen und verbalen Hässlichkeiten geprägte und nun auch spielerisch weitestgehend wilde und substanzlose Match so sehr auf der Kippe, dass Riesners Kontertor (55.) wohl die Verlängerung bedeutet hätte.
HÄTTE, denn trotz gleicher Höhe bei der Ballabgabe aus dem Zentrum, folgte ein Abseitspfiff, der das zurückliegende Team genauso ärgerte, wie ein (völlig zurecht) nicht hinter der Linie gesehener Ball im Rahmen eines Ping-Pong-Spiels im Strafraum der St. Paulianer, das Zisimos Dimakis mit einem Lattenfreistoß begann und das Anton Kähler mit seinem finalen Kopfball über das Gehäuse nicht erfolgreich beenden konnte (60+4.). Mächtig Dusel für das wegen Bertan Yildiz´ umstrittener Zeitstrafe in Unterzahl agierende Gästeteam!
„St. Selfie“, das natürlich auch an diesem Abend nicht auf die obligatorische Mannschaftsselbstfotografie nach Spielende verzichtete, darf also weiter am Double aus Meisterschaft und Pokal basteln.

FC St. Pauli 1.D: Sanna – Buskies, Buhr, Sommer – Woldt, Jessen – Düwel, Schulz, Matanovic, eingewechselt: Yildiz, Güner, Weymar, Trainer: Benjamin Olde

Tore: 0:1 Buhr (30. direkter Freistoß)

Verwarnungen: keine – Matanovic, Sommer, Buhr

Zeitstrafe: Yildiz (60.+2)

Schiedsrichter: Saadi Omer (Hamburger SV, Note 6: Teilweise abenteuerlich in Stellungsspiel und Außendarstellung. Verzichtete bei diversen taktischen und zuweilen überharten Fouls (besonders auf EN-Seiten) auf persönliche Strafen, was die Atmosphäre auf dem Platz schnell vergiftete. Begann erst in Abschnitt zwei mit persönlichen Strafen für Unsportlichkeiten – allerdings nur gegen St. Paulianer (37. & 39.), als das Spiel bereits eskalierte. Der Strafstoß für die Gastgeber war genauso eine Fehlentscheidung, wie die, Riesners Tor wegen einer angeblichen Abseitsstellung abzuerkennen (55.). Den nicht vorverwarnten Yildiz direkt mit einer Zeitstrafe des Feldes zu verweisen war nicht regelkonform, das Strafraumduell Dimakis-Matanovic nicht als strafstoßwürdig einzuschätzen, jedoch korrekt (4.). Ebenso die Strafstoßentscheidung pro St. Pauli (49.).)

Zuschauer: 71

Besondere Vorkommnisse:
- Drees scheitert mit Foulstrafstoß an Sanna (41.).
- Buhr schießt Foulstrafstoß über das Tor (49.).