Pokaltriumph oder Pyrrhussieg?
Vom
Punkt: HSV-2003er ziehen ins Pokalendspiel ein – oder doch nicht?
Welcher der beiden „Giganten“ des hamburger
Jugendfußballs darf sich im Endspiel der alten D-Junioren mit dem SV Eidelstedt
duellieren? , lautete
die Frage des Abends am gut gefüllten Brummerskamp. Die Antwort: der
Nervenstärkere, löste der Hamburger SV seinen Final-Fahrschein erst im
Neunmeterschießen.
Aber der Reihe nach:
Unter den Augen des immer noch überglücklichen SVE legte der HSV im nominellen
4-3-1-System den aktiveren und zielstrebigeren Start in die Partie hin, was
Dimitri Moor mit einem schmissigen Distanzgeschoss an die Unterkante der Latte fulminant
unterstrich (11.), ehe er nach genau 20 Minuten unter einem Berg von jubelnden
Mitspielern begraben wurde, nachdem St. Pauli-Schlussmann Emre Boz einen hohen
Freistoß des Außenspielers nicht so recht zu fassen bekam und die Kugel zum 0:1
hinter die Linie rutschte.
Eine von insgesamt zu
vielen Standardsituationen auf der anderen Seite ließ den Jubel der Gäste aber
schnell wieder verstummen, mischte Igor Matanovic die Karten mit einer
Direktabnahme im Anschluss an einen clever zu ihm weitergeleiteten
Buhr-Freistoß wieder komplett neu durch (21.), wobei Miguel Pinar kurz vor der
Pause mit seiner Doppelchance ein Ass im Ärmel seines schwarzen Rautentrikots
hatte, dieses jedoch von einem guten Boz-Reflex und einem klärenden Abwehrbein
ausgestochen werden konnte.
Nach einem offenen
Schlagabtausch zu Beginn der zweiten 30 Minuten mit jeweils zwei guten
Torchancen auf beiden Seiten hatte Igor Matanovic, der bereits zuvor zweifach
gescheitert war, das 2:1 auf dem Fuß, doch verhinderte genau dieser des guten
Rothosen-Torstehers Steven Mensah jenen Treffer, der kurz darauf den
Norderstedtern vergönnt war, als Ex-St. Paulianer Leonard Brodersen
mustergültig über rechts servierte, der überragende Tom Krankowski in der
Strafraummitte für Henry Koeberer durchließ und dieser am zweiten Pfosten
sicher mit rechts einlochte.
St. Pauli war nun zum
Handeln gezwungen, probierte den Kraftakt, doch die „Rothosen“ blieben mit
ihren schnellen Kontern gefährlich, verpassten dabei allerdings die vorzeitige
Entscheidung durch einen guten Heber des eingewechselten Arnold Kuepo Deutcho.
Und genau das sollte
sie teuer zu stehen kommen, kam das Spielgerät über Jan Merten Buskies bei
Tolga Schulz an, woraufhin dieser das Leder irgendwie aus halbrechter
Strafraumposition zum späten Ausgleich über die Linie murmelte – Verlängerung!
Und auch in dieser
waren Bleron Ademi und Co dem Sieg insgesamt näher, war sein guter
Rechtsschuss, der nicht ungefährlich am Kasten vorbei strich (66.), die
gefährliches Szene der zehn Extraminuten, die also auch keinen entscheidenden
Aufschluss über den Sieger geben konnten.
Die Entscheidung
musste also vom imaginären Neunmeterpunkt fallen, wie der emsige und solide
Matthias Rudolph (Altona 93) an der Pfeife korrekt erkannte, dabei aber einen
folgenschweren Fehler beging, indem er nur drei, statt der laut HFV-Durchführungsbestimmungen
vorgeschriebenen fünf Schützen zum „Penalty-Schießen“ antreten ließ.
So konnte es
geschehen, dass in Person von Bleron Ademi schon der zweite HSV-Schütze den
Schlusspunkt setzen konnte, behielt er wie zuvor Kollege Tom Krankowski im Gegensatz
zu den St. Paulianern Muhammed Güner und Tolga Schulz (scheiterten mit ihren
schwachen Versuchen an Steven Mensah) Nerven und Schusstechnik beisammen, was
den vorläufigen Finaleinzug der Schwarz-weiß-blauen besiegelte.
Vorläufig, weil der
FC St. Pauli, wie der Autor erfuhr, bereits Protest beim HFV gegen die
Spielwertung eingelegt hat
Da kommen beim Kenner
von Hamburgs Amateurfußballszene Erinnerungen an das Pokalhalbfinale der Herren
zwischen Altona 93 und dem SC Condor (8:9 n.E.) hoch.
Hier hatte das
Sportgericht einen Widerspruch der im Elfmeterschießen unterlegenen Gastgeber
abgeschmettert, obwohl jenes Ausschießen von einem Regelfehler des
Schiedsrichters (nachdem es nach den angesetzten fünf Schützen auf beiden
Seiten immer noch unentschieden stand, bat der Herr an der Pfeife noch einmal
dieselben zehn Herren zum Punkt.) begleitet war.
Was indes im Fall
„St. Pauli – HSV“ überrascht, ist die Tatsache, dass sich zunächst niemand an
der Anzahl der Schützen zu stören schien…
FC St. Pauli 1.D: Boz – Güner (19. Buskies), Buhr (32. Düwel),
Sommer (39. Güner) – Jablonski (19. Krivoscheev), Düwel (31. Bröhl), Jessen,
Matanovic – Schulz, Trainer: Benjamin Olde
Hamburger SV 1.D: Mensah – Mohsein, Brodersen, Werda (70.
Moor), Moor (54. Jürgensen) – Pinar (42. Ademi), Krankowski, Krahn (17. Frantz)
– Koeberer (51. Kuepo Deutcho), Trainer: Philipp Henkel
Tore: 0:1 Moor (20. Direkter Freistoß), 1:1
Matanovic (21. Krivoscheev), 1:2 Koeberer (46. Brodersen), 2:2 Schulz (59.
Buskies)
Neunmeterschießen:
Mensah hält gegen Güner, 2:3 Krankowski, Mensah hält gegen Schulz, 2:4 Ademi
Schiedsrichter: Matthias Rudolph (Altona 93)
Zuschauer: 153
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