Mittwoch, 4. Mai 2016

Spielbericht Eintracht Norderstedt 1.D - FC St. Pauli 1.D

Gewaltfreistoß entscheidet die Viertelfinal-Farce
Kampfspiel in Garstedt: St. Paulis 2003er ringen Eintracht Norderstedt nieder

„Ist das Fußball oder kann das weg?“, dürfte sich der neutrale Beobachter dieses Viertelfinals im U13-Pokalwettbewerb durchaus gefragt haben.
Dabei war doch alles angerichtet für einen schönen und spannenden Fußballabend zwischen zwei klangvollen Namen der Jugendfußballszene im Hamburger Fußballverband: Bestes, sonniges Maiwetter, eine ordentlich mit Zuschauern gefüllte Längsseite, ein Schiedsrichter, der tatsächlich seine Ansetzung wahrnimmt und natürlich das Führungsduo der starken D-Bezirksliga 02 im direkten Duell auf dem engen Kunstrasen „Garstedt 3“, den die ultradefensive Grundaufstellung der Gastgeber noch kleiner erscheinen ließ.
Aus der klaren Rollenverteilung heraus entwickelte sich das, was zu erwarten war: St. Pauli mit viel Ballbesitz, während die taktisch hoch disziplinierten Norderstedter auf defensive Abschottung, zeitintensive Spielfortsetzungen und harte Zweikämpfe setzten. Der Favorit bekam dank meist geduldiger Ballverwaltung dennoch die eine oder andere Schusschance, wie Igor Matanovic´ Überraschungsabschluss nach schnell ausgeführtem Freistoß (12.) oder Felix Woldts schönen 13-Meter-Schuss, den Eintracht-Fänger Luca Voigtmann ebenso gut zur Ecke abwehren konnte (17.).
Passend zu diesem hart umkämpften Match, war es schließlich ein unnötig verursachter Freistoß, ein Gewaltgeschoss des baumlangen Tim Buhr, das flach rechts unten zum verdienten 0:1 in der Schlussminute der ersten Hälfte einschlug.
Einfacheres Spiel hatte der Profinachwuchs damit aber keinesfalls, änderte Blau-rot auch in Abschnitt zwei nichts an seinem destruktiven Auftreten, das Buhr fast mit seinem zweiten Freistoßtreffer bestraft hätte, wäre sein ruhender Ball nicht zu einem Materialcheck für den Querbalken mutiert (36.).
Plötzlich aber Aufregung auf der anderen Seite, entschied der indisponierte Saadi Omer (Hamburger SV) an der Pfeife nach einem „Phantomfoul“ von Lukas Weymar an den strauchelnden Ex-HSVer Mario Riesner im Zuge des dritten Eintracht Eckballs im zweiten Durchgang auf Strafstoß, den Alessio Sanna jedoch mit einer langen Pranke gegen Felix Drees entschärfen konnte (41.). Noch unglücklicher sah unterdessen St. Paulis Tim Buhr, ebenfalls vom Neunmeterpunkt, aus, als er nur wenig später einen diesmal gerechtfertigten Strafstoß mit zu viel Rücklage gen Abendhimmel beförderte.
Zwischendurch hatte die Eintracht-Querstange bei einem Schulz-Kopfball nach gutem Eckstoß von Ali Can Sommer erneut seinen Mann zu stehen.
So aber blieb dieses weiterhin unisono von körperlichen und verbalen Hässlichkeiten geprägte und nun auch spielerisch weitestgehend wilde und substanzlose Match so sehr auf der Kippe, dass Riesners Kontertor (55.) wohl die Verlängerung bedeutet hätte.
HÄTTE, denn trotz gleicher Höhe bei der Ballabgabe aus dem Zentrum, folgte ein Abseitspfiff, der das zurückliegende Team genauso ärgerte, wie ein (völlig zurecht) nicht hinter der Linie gesehener Ball im Rahmen eines Ping-Pong-Spiels im Strafraum der St. Paulianer, das Zisimos Dimakis mit einem Lattenfreistoß begann und das Anton Kähler mit seinem finalen Kopfball über das Gehäuse nicht erfolgreich beenden konnte (60+4.). Mächtig Dusel für das wegen Bertan Yildiz´ umstrittener Zeitstrafe in Unterzahl agierende Gästeteam!
„St. Selfie“, das natürlich auch an diesem Abend nicht auf die obligatorische Mannschaftsselbstfotografie nach Spielende verzichtete, darf also weiter am Double aus Meisterschaft und Pokal basteln.

FC St. Pauli 1.D: Sanna – Buskies, Buhr, Sommer – Woldt, Jessen – Düwel, Schulz, Matanovic, eingewechselt: Yildiz, Güner, Weymar, Trainer: Benjamin Olde

Tore: 0:1 Buhr (30. direkter Freistoß)

Verwarnungen: keine – Matanovic, Sommer, Buhr

Zeitstrafe: Yildiz (60.+2)

Schiedsrichter: Saadi Omer (Hamburger SV, Note 6: Teilweise abenteuerlich in Stellungsspiel und Außendarstellung. Verzichtete bei diversen taktischen und zuweilen überharten Fouls (besonders auf EN-Seiten) auf persönliche Strafen, was die Atmosphäre auf dem Platz schnell vergiftete. Begann erst in Abschnitt zwei mit persönlichen Strafen für Unsportlichkeiten – allerdings nur gegen St. Paulianer (37. & 39.), als das Spiel bereits eskalierte. Der Strafstoß für die Gastgeber war genauso eine Fehlentscheidung, wie die, Riesners Tor wegen einer angeblichen Abseitsstellung abzuerkennen (55.). Den nicht vorverwarnten Yildiz direkt mit einer Zeitstrafe des Feldes zu verweisen war nicht regelkonform, das Strafraumduell Dimakis-Matanovic nicht als strafstoßwürdig einzuschätzen, jedoch korrekt (4.). Ebenso die Strafstoßentscheidung pro St. Pauli (49.).)

Zuschauer: 71

Besondere Vorkommnisse:
- Drees scheitert mit Foulstrafstoß an Sanna (41.).
- Buhr schießt Foulstrafstoß über das Tor (49.).


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