Rasanter als die Polizei erlaubt
Dramatischer Kick am
Tiefenstaaken endet 5:4
Sebastian Ernst, eingesprungener Co-Trainer für den
kurzfristig unpässlichen Simon Hagmann, hatte die Zahlen des Spiels sofort
unter das Volk gebracht: „Kracher am Tiefenstaaken! 1
Rote Karte, 1 Krankenwagen, 1 Gelb/Rote, 2 Verletzte, 8 Polizisten, 9 Tore. GWE
gg KS Polonia, Kampf pur, Emotionen und ein 5:4 Sieg der Grün-Weißen“, lautete
seine Bilanz nach einem großen Kampfspiel auf Eimsbütteler Kunstrasen, das von
Beginn an einen denkwürdigen Rahmen hatte.
Schließlich sorgte ein Spiel der GWE-C-Mädchen für eine
belegte Platzhälfte bis eine halbe Stunde vor Spielbeginn und gesperrte
Kabinen, sodass die Gäste vom KS Polonia die Stehtraverse zur Freiluftkabine
machen mussten.
Aufgrund dieser Problematiken wurde die Partie 15 Minuten
später angepfiffen.
Das Spiel selbst fand auch sofort eine gewaltige Dynamik.
Beide Teams bemühten sich früh um den schnellen Ball in die Spitze, was in der
6. Minute zum ersten Torerfolg der Gastgeber führte. Robert Brennecke schaltete
nach einem starken Ballgewinn schnell und schickte Dirk Becker auf eine
erfolgreiche Reise, die mit dem 1:0 am Tiefenstaaken endete.
Polonia deutete zwar immer wieder hohe Offensivqualitäten
an, doch defensiv passte wahrlich nicht alles zusammen. So hätte Vincent Dahms
einen schönen GWE-Angriff gut und gerne mit der Verdopplung des Spielstandes
krönen können, doch der Außenpfosten legte ein Veto ein. Auf der anderen Seite
bemühten sich die Gäste um den frühen Ausgleichstreffer, doch sowohl Patryk
Wawlowski, der sich später in einem Zweikampf mit Simon Schirrmacher eine
Platzwunde zuzog, als auch Damian Nowak scheiterten an GWE-Schlussmann Patrick
Witte beziehungsweise verfehlten das Tor nur knapp.
Stattdessen bedankte sich Alexander Eick nach schönem
Zuspiel von Vincent Dahms mit einem überlegten Abschluss zum 2:0 auf seine Art
für ein kollektives Sonntagsschläfchen des KS. Es war ein Treffer mit Folgen,
denn Polonia verlor nun die Orientierung, was das krisengeplagte GWE gnadenlos
ausnutzte. So zwangen Caspar Motullo und Alexander Eick den bemitleidenswerten
Damian Nowak zum Selbsttor (zuvor hatte Torhüter Marc Kühl einen einfachen
Flankenball leichtfertig fallen gelassen), was Trainer Christian Tiedemann
sofort mit der Herausnahme Nowaks und David Ponczeks quittierte.
Doch auch diese Maßnahme schien wenig effektiv, denn wieder
saß ein simpler GWE-Spielzug mit Nicholas Burke und Vincent Dahms, der im
Angesicht mit Kühl ebenso einnetzte.
Die Messe schien in diesem Match also schon vor Ende ersten
45 Minuten gelesen, doch Polonia lebte noch. Ein durchgerutschter Eckball von
Neuzugang Hasan Akgün bescherte Sturmpartner Adrian Dunayski freie Bahn für den
Ehrentreffer per Kopf, Sekunden vor dem Pausenpfiff.
Zurück aus der Kabine, machten die Gäste sofort Druck, was
ihnen einen hoch gefährlichen Freistoß von Hasan Akgüns einbrachte, um
Haaresbreite über die Querlatte schnellte. Auf der anderen Platzhälfte hätte
Vincent Dahms indes alles klar machen können, hätte er bei der Verarbeitung
eines sehr ambitionierten Zuspiels etwas mehr Glück gehabt.
Während GWE die Entscheidung verpasste, machte man es selbst
spannend, denn eine durchaus berechtigte Ampelkarte für Simon Schirrmacher (das
zweite Vergehen führte zu einem Krankenwageneinsatz für Marc Schmidt, dem an
dieser Stelle alles Gute zu wünschen ist), sowie ein unnötig verursachter
Elfmeter ließen die Gäste wieder Morgenluft wittern, verwandelte Christian
Tiedemann, der sich eigens für die Ausführung des Elfers selbst einwechselte,
sicher zum 4:2. Es war endgültige Kick-off für eine bunte und ereignisreiche
letzte halbe Stunde, in der zuerst Patrick Witte erfolgreich gegen Hasan Akgün
parierte, gegen seinen 30-Meterflachschuss zum 4:3 jedoch ohne jede
Abwehrchance war – so schön können Kampfspiele sein!
Polonia riskierte nun alles und fast hätte Patryk Wawlowski
das Ausgleichstor aus halblinker Position besorgt, doch Fortuna trug in diesem
Moment das GWE-Trikot.
Quasi im Gegenzug dann die ganz kalte Dusche für die Gäste
von der Finkenau, denn eine minimale Berührung reichte Dirk Becker, um einen
Burke-Freistoß zum persönlichen Doppelpack und vor allem zum 5:3 in der 84.
Minute ins lange Eck zu lenken.
Die Erleichterung ob der angeblich sicheren Zwei-Tore-Führung
war jedoch nur von kurzer Dauer, schließlich sorgte Tor Nummer neun an diesem
Sonntagnachmittag durch Björn Kröger aus kurzer Distanz für den erneuten
Anschlusstreffer des Teams in den schwarzen Trikots. Es entstand noch einmal
eine Menge Hektik und die Riesenchance zum 5:5 durch Adrian Dunayski, doch sein
freier Kopfball nach wunderbarer Wawlowski-Flanke klatschte an den Innenpfosten
– was für ein Glück für die Platzherren, die am Ende die drei Punkte bei sich
zu Hause behielten!
GW Eimsbüttel siegte auf eigenem Platz mit 5:4 gegen KS
Polonia, doch die Partie hatte noch ein Nachspiel. Wütende Polonia-Anhänger und
auch Spieler suchten den Kontakt zum Schiedsrichtergespann, denn die
Zufriedenheit mit der Leistung des Trios hielt sich in knappen Grenzen.
Plötzlich eine rote Karte für Damian Sterczyk, mit dem Schiedsrichter Michael
Zibull in der Nachspielzeit eine Auseinandersetzung hatte, in der auch der Mann
an der Pfeife ein rüdes Betragen an den Tag legte. Das, sich bedroht fühlende
Gespann um den oberligaerfahrenen Spielleiter ließ daraufhin die Polizei
bestellen, welche den Gästen nach dem Umziehen Geleit von der Anlage gab,
wenngleich die Situation nach dem Kabinengang des Trios durchaus als entspannt und
keineswegs bedrohlich zu bezeichnen wahr.
Der Unparteiische kündigte indes harte Konsequenzen für die
an den Tumulten Beteiligten an.
GWE-Trainer Michael Schirmer interessierte sich derweil nur
für die Freude an der eigenen Leistung: „Es ist ein verdammt geiles Gefühl,
dieses Spiel gewonnen zu haben. In der ersten Halbzeit waren wir sehr präsent
in den Zweikämpfen und führten verdient, aber auch ein wenig zu hoch. In der
zweiten Hälfte gab es einige Sachen, die wir besser machen können, aber
insgesamt stand die Mannschaft sehr kompakt und schließlich haben wir ja mit
Dirk Becker einen Einzelkönner, der aus dem Nichts einfach mal zwei Tore
macht“, resümierte der Übungsleiter, der wie seine Akteure eine Kehrtwende in
dieser, bislang nicht allzu erfreulichen Saison erhofft. Einen echten Beweis
für eine Steigerung kann die Mannschaft am kommenden Wochenende bei der Reserve
des SV Barmbek erbringen, während KS Polonia im Heimspiel gegen die Reserve des
Willinghusener SC etwas mehr Ruhe gut tun würde.
GW Eimsbüttel:
Witte – Seidenberg, Görsch, Brennecke (21. Kassube, 74. Schwarzmayr), Schaper –
Motullo (69. C.
Pleus), Schirrmacher – Eick, Burke, D. Becker – Dahms, Trainer: Michael
Schirmer
KS Polonia Hamburg:
Kühl – Nowak (36. Marco Wolny), Schmidt (63. Tiedemann), Kröger, Ponczek (36. Wegner)
– D. Sterczyk – Dabrowski, Melerski, Wawloski – Akgün, Denayski, Spielertrainer:
Christian Tiedemann
Tore:
1:0 D. Becker (6. Brennecke), 2:0 Eick (27. Dahms), 3:0 Nowak (34. Eigentor,
Eick), 4:0 Dahms (38. Burke), 4:1 Dunayski (44. Akgün), 4:2 Tiedemann (64.
Strafstoßtor, Motullo an Akgün), 4:3 Akgün (68.), 5:3 D. Becker (84. Burke),
5:4 Kröger (87. Tiedemann)
Gelb/rote Karte:
Schirrmacher (56. wiederholtes Foulspiel)
Rote Karte:
D. Sterczyk (nach Spielende, unsportliches Verhalten)
Beste Spieler:
geschlossene Mannschaftsleistung – Akgün, Dunayski
Schiedsrichter:
Michael Zibull (Heidgrabener SV)
Zuschauer:
54
Besonderes
Vorkommnis: Das Spiel wurde aus organisatorischen Gründen mit einer
Verspätung von 15 Minuten begonnen.