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Samstag, 2. November 2024

Spielbericht TV Gut Heil Wrist - VfR Horst III

Eine Halbzeit lang Mikro-Krise
Halbes Sieger-Dutzend nach Pausenrückstand für Primus VfR Horst III

Eine Halbzeit lang lag die Überraschung in der Luft; eine Halbzeit lang lief der Tabellenführer in Schleswig-Holsteins Kreisliga A-West-2 im Kreis Westküste Gefahr, ein zweites Mal hintereinander sieglos zu bleiben. Doch dann ließ der Primus seine Muskeln spielen.
Auswärts beim TV Gut Heil Wrist, wo der archaische Charme der 70er-Jahre auf jedem Quadratzentimeter zu fühlen ist, hatten die Gäste rasch mehr vom Spiel, ohne dabei aber so richtig zwingend zu werden.
Der TV, bei dem Zentrumsspieler Max Nötzelmann für einen Toilettengang den einzigen Auswechselspieler zum überrumpelten Einsatz verhalf (26.), beschränkte sich dagegen aufs Verteidigen und fuhr gut damit. Im Zuordnungs-Chaos durch Nötzelmanns Latrinenbesuch wäre der Damm um ein Haar gebrochen, als Michel Gorny eine Meseck-Flanke nicht nur AUFS, sondern auch INS Tor köpfte. So zumindest die vehement kommunizierte Wahrnehmung des Horster Ur-Gesteins (seit Herren-Eintritt 2009 ausschließlich für den VfR aktiv). Schiedsrichter Dennis Gercken (TSV Kollmar) hatte die Kugel bei Sascha Bernhardts Nachfassen allerdings nicht hinter dem leicht schiefen Kreidestreifen gesehen und verwarnte den verhinderten Torschützen auch noch wegen Meckerns (27.).
Grund zum Hadern hatte wenig später auch Kollege Aaron Scholz, dessen aussichtsreicher Kopfball wiederum drei Meter über das Tor, auf den Nachbarsplatz flog (32.). Das Spiel mit der Kugel am Fuß beherrschte der technisch nicht unbegabte „10er“ trotz der grenzwertigen Hügellandschaft an der Quarnstedter Straße deutlich besser…
Deutlich besser wurde in der Folge auch das offensive Erscheinungsbild der zunehmend mutigeren Gastgeber, wenngleich deren Torchancen eher dem Zufall und vor allem dem langen Hafer entsprangen. So rutschte ein weiter Schlag einmal zu Quentin Kramer in schöner Schussposition durch. Diesmal klar VOR der Linie sicherte sich VfR-Torsteher Rene Lemke den Versuch im Nachsetzen (38.).
Nach einem sehenswerten Freistoß, den Luk Armbrust nur knapp über Lemkes Tor segeln ließ (45.), schien das Glück des Spitzenreiters schließlich aufgebraucht. Noch vor dem Pfiff zum wärmenden Kabinengang verschaffte sich Malte Schittig bei einem hohen Ball ins Mittelfeld etwas armlastig den nötigen Platz, um dann aus der zweiten Reihe herrlich per Weitschuss das überraschende 1:0 zu portraitieren (45.+1.). Wieder Proteste des VfR unter dem malerischen Abendrot der Provinz, doch wann haben solche jemals Erfolg gebracht…
Klar sinnvoller war dagegen die sportliche Antwort, die die hochmotivierten Gäste sofort herbeizuführen gedachten. Und siehe da: es geht doch! Der TV, gedanklich noch nicht zurück auf seiner wilden Wiese, schenkte Tobias Meseck nicht den nötigen Gegnerdruck, sodass der passgenaue Abschluss mit Hilfe des Innenpfostens das 1:1 bedeutete (51.).
Etwas zu viel des körpernahen Einsatzes (Grätsche im Strafraum) führte kurz darauf zur vollendeten Wende, die Scholz gewohnt sicher vom Punkt besorgte (54.).
Mit Gornys 1:3 (63.) war Gut Heil vorzeitig quasi erlegt.
Und sogar die Ästhetik fand an diesem Samstagabend Einzug in die Partie, als Meseck fein in Bastian Clasens Laufweg spielte und dieser die Kugel gefühlvoll über den herausstürzenden Bernhardt zum 1:4 ins Netz hob (70.). Der unsanfte Zusammenprall danach war im wahrsten Sinne des Wortes zu verschmerzen.
Erneut von Schittig flach geprüft, durfte sich auf der anderen Seite auch Lemke nochmal auszeichnen (78.), während es vorne weiter wie am Schnürchen lief. Eine dankbare Einladung des stetig abbauenden Gegners nutzte Joker Claas Michelkowski zum 1:5 (81.), woraufhin zwei Minuten vor Ultimo auch Kapitän Dragan Suta jubeln durfte. Mit vollem Einsatz hatte Patrick Schiller das Spielgerät von der linken Seitenlinie gekratzt, um Suta per Querpass zu bedienen. Linksunten schlug es ruck-zuck ein. Da kann man sich vor Freude schon mal das Leiberl vom Rumpf reißen…
Ein halbes Dutzend war es also bei sechs verschiedenen Schützen am Ende doch noch geworden, für die Weiß-schwarzen, die auch ohne den gesperrten Max Sommer (flog beim Remis in Hohenwestedt (1:1) wegen einer Tätlichkeit vom Feld) letztlich ungefährdet ihren neunten Saisonsieg (im zehnten Match) einfuhren.
Kommende Woche geht es nun zum Spitzenspiel gegen den „Vize“, SV Peissen. Ein Sieg dort und der Verfolger wäre auf bereits neun Zähler distanziert. Der Sprung in die achtklassige Kreisliga nimmt erste Konturen an.

Tore: 1:0 Schittig (45.+1), 1:1 Meseck (51. Ketelsen), 1:2 Scholz (54., Foulstrafstoß), 1:3 Gorny (62.), 1:4 Clasen (70. Meseck), 1:5 Michelkowski (81.), 1:6 Suta (88. Schiller)

gelbe Karten: Jakobeit – Gorny, Meseck, Suta

Schiedsrichter: Dennis Gercken (TSV Kollmar)

Zuschauer: 45