Samstag, 1. Juni 2024

Spielbericht SC Victoria Hamburg 2.B - SC Sternschanze 1.B

„Punkte geklaut“: SCS verspielt Derby-Triumph
Strafstoß in der Extrazeit sorgt für lange Schanzen-Gesichter

12 Uhr – High Noon an der Hoheluft! Und ja, mit scharfen Schüssen, fliegenden Fäusten und Spannung bis in die lange Nachspielzeit sollte das U16-Landesligaderby zwischen dem SC Victoria und dem SC Sternschanze auch so einiges zu bieten haben.
Wenig überraschend gehörte das Kommando anfänglich den bereits als Oberligaaufsteiger feststehenden Gastgebern, die den Widersacher mit hohem Pressing an den eigenen Strafraum fesselten. „Das haben wir in den Anfangsminuten nicht gut hinbekommen, das zu überspielen und konsequent rauszuschieben“, räumte SCS-Kapitän Arthur Schreiber ein. Auch, wenn es „nicht komplett gedacht war, so tief anzufangen“, überstanden seine Farben die „80 Prozent Ballbesitz“ des Gegners. Zum Einen, weil der Tabellendritte in letzter Konsequenz den Abschluss vermissen ließ – zum anderen, weil Julius Ahrens perfekt nach Drehbuch das schmeichelhafte 0:1 markierte. Auf direkte Anweisung von Co-Trainer Khaled Teldja bemühte Baran Sütcü den Flugball aus der Innenverteidigung, ehe der gestartete Ahrens mit etwas Glück bei der Verarbeitung im Rücken der Abwehr landete, um flach „eine Entlastung“ zum frühen Zeitpunkt zu schaffen (8.).
Vicky dagegen tat sich weiter schwierig im letzten Drittel. Erst in Minute 20 kam Victor Ende einmal satt zur Chance (rechts vorbei), ehe Finley Dresemeyer auf Einladung der Schanzer die zentrale Königschance etwas leichtfertig verschleuderte (25.).
Die Gäste durften derweil bei einer fast direkt versenkten Schreiber-Ecke kurz auf das 0:2 hoffen (35.).
Ebenfalls von der Fahne wurde es als nächstes, diesmal von Gelb-blau, gefährlich, als Paxton Fritsch den zu ihm durchgerutschten Standard mit der Innenseite nicht in den Quader bekam (53.). Ein Tor wäre für den Abwehrspieler, der dem Vicky-Sammelsurium an diversen Ex-Schanzern angehört, freilich eine besondere Angelegenheit gewesen.
Ein weiteres Mitglied des blau-roten Ehemaligenclubs rückte kurz darauf in Fokus, ging es nach taktischem Foulspiel Oscar Hiddemanns gegen Anton Kuhlmann hoch her. Das Format von Muhammad Ali gegen George Forman 1974 („Rumble in the Jungle“) hatte es nicht, doch zum Feldverweis für beide brachte es die Szene allemal (59.)…
Mit dem neu gewonnenen Platz auf der Kunstwiese wusste daraufhin der Tabellensiebte einiges anzufangen, tauchte Theodor Spöhrer im Zusammenspiel mit Schreiber vorne auf, um die Kugel fußfein für den sicher abschließenden Marvin Bonsu zu servieren – 0:2 (65.)!
Schanze also trotz des personellen Verlusts (Kuhlmann lieferte bis zum Feldverweis eine bärenstarke Vorstellung) obenauf. Der dritte Sieg in Serie im delikaten Duell zum Greifen nah, doch die Stolze-Elf ist immer für amtliche Schlussoffensiven zu haben.
So auch heute. Den Startschuss dazu lieferte Dresemeyers ligaweit gefürchtete Geschwindigkeit, die ihn ungebremst durch das SCS-Zentrum in Richtung Anschlusstreffer sausen ließ (76.). „Wir haben gut weitergemacht und dann halt ein unglückliches 2:1 bekommen“, haderte Schreiber, dem da bereits Böses schwante: „Dann war es eigentlich vorprogrammiert, dass es (das Ausgleichstor) irgendwie noch fällt!“. Gegen einen abgefälschten Ende-Schuss verhinderte Schlussmann Shivnath Arora noch das drohende 2:2 (77.), das schließlich vom Punkt zur Realität werden sollte. Clever war Ende Sütcüs Kontakteinladung gefolgt, woraufhin Joker Ben Reinholz souverän auf pari pari stellte (80.+2). „Ergebnistechnisch ist es am Ende ein verspielter Sieg gewesen“, bedauerte Schreiber das Remis, das „von den Spielanteilen her aber in Ordnung ist“. Mit den allerletzten Körnern war ihm in der Mittagshitze per Heber aus 37 Metern über den weit vorstehenden Alexander Protsenko sogar noch der goldene Treffer, die „zwei geklauten Punkte“ wieder zurück zu erobern, möglich (vorbei, 80.+6). Nachdem in Nachspielminute acht Sütcü einen Lorenz-Freistoß nicht zielgenau einnicken konnte, war die beidseitig ernüchternde Punkteteilung beschlossene Sache.
Der Dreikampf um Platz drei zwischen dem SC Victoria (36 Punkte), dem FC Süderelbe (36) und dem Harburger TB (35) bleibt somit bis zum folgenden Finalspieltag offen.
Weit davon entfernt hat der SCS mit einem Erfolg gegen den rückrundenstarken SC Vier- und Marschlande nicht nur die Chance, „ein richtiges Scheißspiel“ aus der Hinrunde (1:5 am Zollenspieker) ein Stück weit gerade zu biegen, sondern nebenbei auch noch die obere Tabellenhälfte klarzumachen.

Tore: 0:1 Ahrens (8. Sütcü), 0:2 Bonsu (65. Spöhrer), 1:2 Dresemeyer (76.), 2:2 Reinholz (80.+2, Strafstoßtor, Sütcü an Ende)

gelbe Karten: Lindroth, Kiula Papa – Arora, Lorenz

rote Karten: Hiddemann (SC Victoria, 59., Tätlichkeit), Kuhlmann (SC Sternschanze, 59., Tätlichkeit)

Schiedsrichter: Caspar Elias Timm (Eimsbütteler TV)

Zuschauer: 45



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