Gelbsucht am
Brummerskamp!
Schiri-Schelte und 4:0-Sieg für St. Paulis D2
Um eines vorweg zu nehmen: Diese Paarung zwischen der
2.D-Jugend des FC St. Pauli und der 1.D des FC Teutonia 05 war alles andere als
gewöhnlich.
Dabei begann die Partie wenig besonders. St. Pauli,
sofort feldüberlegen, kam nach sechs Minuten durch einen Distanzschuss von
Martin Schauer, abgewehrt vom Schlussmann der Teutonen, zu der ersten
Gelegenheit des Spiels. Kurze Zeit später belohnte sich die Oertel / Olde-Elf
mit dem 1:0 für das bis dahin gute Spiel. Eine herrlich geschlagene Flanke von
Robin Kehr auf der linken Seite, in die Mitte zu Nikola Kosanic, ermöglichte
diesem einen sicheren Abschluss aus kürzester Distanz.
Keine 180 Sekunden vergingen danach und die Jungs vom
Brummerskamp erhöhten durch Dogukan Evlicoglu verdientermaßen auf 2:0. Kosanic
hatte ihm zuvor mustergültig aufgelegt.
2:0 nach nicht einmal einer Viertelstunde: Alles
stellte sich auf Seiten der Gastgeber auf einen Kantersieg ein, doch auch die
Gäste traten hier zum Fußballspielen an, kamen in Minute 18 durch einen
abgefälschten Freistoß aus zentraler Position zu ihrer ersten Torchance (16.).
Ein erster Warnschuss, den das Team in den braunen
Trikots sofort ernst nahm. Kehr tankte sich auf Links durch, spielte kurz ab zu
Evlicoglu, der mit seinem Versuch aus spitzem Winkel aber seinen Meister im
gegnerischen Schlussmann fand (21.). Genau wie Kosanic bei seinem Freistoß aus
25 Metern, der seinen Farben letztlich nur einen Eckball einbrachte (22.).
Dann begannen kuriose Minuten für alle Beteiligten:
Es begann mit einem Foulspiel im Strafraum der
Gastgeber: John Bebensee legte seinen, in den Strafraum eingedrungenen
Gegenspieler, der dagegen keinen großen Widerstand leistete und sich danach auf
dem Hosenboden wieder fand – Strafstoß für die Gäste!
Selbstsicher lief Teutonias Kapitän an, zielte nach
halblinks und scheiterte an Joris Wittkugel im lilanen Sweater. „Das hat er
klasse gemacht!“, lobte Patrick Williams, Trainer der C1 des FC St. Pauli, die
in der C-Jugend-Regionalliga um Punkte kämpft, den Torhüter, der den Ball in
dieser Situation sogar festhielt.
Das Team in den weißen Trikots ließ sich von diesem
Negativerlebnis aber nicht entmutigen und kam nach einem Aussetzer von Erik
Lüth im Spielaufbau zu einer 100-Prozentigen Chance, bei der sich der Stürmer
ganz allein vor dem Tor wieder fand, aber erneut der starke Wittkugel Sieger
blieb. Die 2:0-Führung des FC zur Pause war mittlerweile lediglich dem guten
Start und dem formstarken Torhüter zu verdanken.
Nach einer zehnminütigen Halbzeitpause, wie es das
Reglement vorsieht, versammelten sich die Gästespieler und der Schiedsrichter
zur zweiten Hälfte auf dem grünen Kunstrasen, während die Kiezkicker noch
einiges an Gesprächsbedarf in der Kabine hatten.
Hierbei wurden zwei Schiedsrichterpfiffe zur
Fortsetzung des Spiels ignoriert, während der Gegner bereits draußen in der
Kälte stand. Dies veranlasste den Schiedsrichter dazu, der gesamten Mannschaft
des FC St. Pauli die gelbe Karte zu zeigen, was in der D-Jugend eigentlich
nicht rechtens ist, da es in diesem Altersbereich eigentlich keine gelben
Karten gibt.
Was den Herrn in Schwarz dazu bewegte, das zu tun,
konnte auch der Vorsitzende des Jugendrechtsausschusses im Hamburger Fußball
Verband (HFV), Herr Lutz Krohn, in einem direkten Telefonat nicht beantworten:
„Dass eine gesamte Mannschaft wegen zu spät aus der
Kabine Kommens die gelbe Karte sieht, ist mir noch nicht untergekommen. Er kann
das als Unsportlichkeit gewertet haben, aber das ist mir wirklich noch nicht
untergekommen. Natürlich ist es nicht die feine englische Art, wenn der Gegner
schon auf dem Acker steht, aber es ist nirgendwo in den Regeln festgeschrieben,
pünktlich aus der Kabine kommen zu müssen.“.
„Wenn er den
Eindruck hatte, dass die Heimmannschaft das aus Absicht gemacht hat und das als
Unsportlichkeit sah, dann ist das korrekt. Logischerweise sollte man in so
einem Fall anders reagieren. Normal ist das jedenfalls nicht!“, erklärte
Hans-Georg Köster, Obmann des BSA Unterelbe in einem weiteren Telefonat und
kündigte eine Untersuchung dieses Vorfalls an. In den Durchführungsbestimmungen
des HFV gibt es indes keine klaren Statuten für solche Vorfälle:
4.2.
Mannschaftsgröße / Anzahl Spieler / -innen
Es wird gespielt bei den
Herren 11er Mannschaften,
alte Herren, Senioren 11er- oder
7er-Mannschaften,
Frauen 11er- oder 7er-Mannschaften,
A- bis
D-Junioren 11er- oder 7er-Mannschaften, (…)
5.20. Verspätetes Antreten
Tritt bei Spielbeginn eine
Mannschaft mit weniger als unter Punkt 4.2. DBest Spielern / Spielerinnen
an, hat der Schiedsrichter eine
Wartezeit von 15 Minuten einzuhalten. Soweit nach Ablauf der
Wartezeit nicht die Mindestanzahl
der Spieler /-innen, wie unter Punkt 4.2. DBest, antreten, wird das
Spiel nicht
aufgenommen. Diese Wartezeit ist zwingend vorgeschrieben.
So heißt es in dem 57-Seitigen Dokument.
Während das sichtlich irritierte Publikum noch über
diese sonderbare Aktion diskutierte, ging es sportlich munter weiter. Vier
Minuten nach der Pause degradierte Kosanic seine Gegenspieler im
Teutonia-Strafraum zu Slalomstangen und hob das Leder mit der nötigen Ruhe zum
3:0 über den herauslaufenden Torhüter in den Kasten.
Doch wer jetzt an ein einseitiges Spiel glaubte,
sollte wieder enttäuscht werden.
In der 39. Minute vereitelte der famose Wittkugel
erneut eine Großchance der Gäste, nachdem wieder ein Angreifer der Kicker von
der Kreuzkirche allein aufs Tor zulief.
Fünf Minuten später bekam er seinen verdienten
Applaus, als er durch Leon Schmidt ersetzt wurde, der in der Folge wiederum keine
Möglichkeit bekam, sein Können zu beweisen.
In der Zwischenzeit geschah genau das, was nach den
Geschehnissen in der (zu langen) Halbzeitpause zu erwarten war: Nikola Kosanic
musste, durch das Kollektiv-gelb vorbelastet, nach seinem ersten Foulspiel mit
einer Zeitstrafe für fünf Minuten ersatzlos vom Feld.
Die Gäste aus Hamburg-West konnten diesen Vorteil
jedoch nicht nutzen und fingen sich acht Minuten vor Ultimo sogar noch
Gegentreffer Nummer vier an diesem denkwürdigen 02.10.2010. Ausgangspunkt war
hier ein langer Ball von Ardian Aslani auf die linke Seite, geschlagen zu Robin
Kehr, nach dessen Querpass in die Mitte Julian zu Klampen zu einer
unwiderstehlichen Torchance kam, die er sich natürlich nicht entgehen ließ und
situationsgerecht zum 4:0 einnetzte.
Es war die letzte Aktion von Belangen in einem Match,
das seine Dramatik mehr aus dem Verhalten des Schiedsrichters nahm, als aus der
sportlichen Spannung.
Am Ende siegte St. Paulis D2 verdient, aber vom
Ergebnis zu hoch gegen einen, in den Zweikämpfen couragierten Gegner, was die
St. Pauli-Akteure ihren Gegenspielern allerdings absprachen. „Teutonia hat ein
schwaches Spiel gemacht!“, redete Tom Zähringer den Gegner klein, während
Stürmer Kosanic frei nach seiner Position auf dem Feld in die Offensive ging:
„Die waren alle langsam, haben sich gar nicht bewegt“.
Auch Erik Lüth hatte einen Brief für den Kummerkasten
parat: „Der Schiedsrichter war total parteiisch. Er hat wirklich jede
Kleinigkeit abgepfiffen!“, lamentierte der Mittelfeldspieler.
Julian zu Klampen befasste sich derweil mit dem
Sportlichen: „Wir waren heute hoch motiviert, weil wir im letzten Spiel gegen
Altona 93 kein gutes Spiel gemacht haben und unbedingt unter die besten drei
kommen wollen. Heute haben wir ein wirklich gutes Spiel gemacht und verdient
gewonnen. Wir haben mehr gekämpft und sind eh die bessere Mannschaft. Das haben
wir deutlich gezeigt!“, präsentierte sich der Torschütze zum 4:0 zufrieden,
ohne dabei den Leistungsabfall nach dem 2:0 zu vergessen. „Das war wie schon in
Altona. Heute haben wir dann aber trotzdem gewonnen“.
Dem ist nichts Weiteres hinzuzufügen.
FC St. Pauli
2.D: Wittkugel (44. Schmidt) – Bebensee, Aslani, Bendowski (48. Lüth), Erdal – Kehr (55. Evlicoglu), Schauer, Lüth
(40. Stanjevic), Evlicoglu (28. Kovacic) – Kosanic,
zu Klampen, Trainergespann: Oliver Olde & Tobias Oertel
Tore: 1:0 Kosanic (8. Kehr), 2:0
Evlicoglu (11. Kosanic), 3:0 Kosanic (34.), 4:0 zu Klampen (52. Kehr)
Gelbe Karten: Wittkugel, Schmidt, Bebensee,
Aslani, Bendowski, Lüth, Erdal, Kehr, Evlicoglu, Schauer, Stanjevic, Kovacic,
Kosanic, zu Klampen – keine
Zeitstrafe: Kosanic (42. Unsportlichkeit /
Foulspiel)
Besondere
Vorkommnisse:
- Wittkugel hält Foulstrafstoß (25. Foulspiel
Bebensee).
- Da das Team des FC St. Pauli trotz Aufforderung mit
einer Verspätung von fünf Minuten
aus der
Kabine kam, sahen alle Spieler des FC die gelbe Karte (Halbzeitpause).
Zuschauer: 27
Die Tabelle der D-Jugend-Bezirksliga 01 Herbst:
Platz
|
Mannschaft
|
Sp
|
S
|
U
|
N
|
Tore
|
Pkt
|
1.
|
6
|
6
|
0
|
0
|
32:3
|
18
|
|
2.
|
6
|
4
|
0
|
2
|
19:5
|
12
|
|
3.
|
6
|
3
|
1
|
2
|
9:10
|
10
|
|
4.
|
6
|
3
|
1
|
2
|
13:20
|
10
|
|
5.
|
6
|
2
|
0
|
4
|
7:12
|
6
|
|
6.
|
SV Lurup 1.D
|
6
|
2
|
0
|
4
|
12:20
|
6
|
7.
|
6
|
1
|
2
|
3
|
11:9
|
5
|
|
8.
|
6
|
1
|
0
|
5
|
4:28
|
3
|
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