Nachträgliche
Belohnung
Erst
fahrlässig, dann effizient: Husumer SV klettert auf den Tabellengipfel
Ein starker Schlussspurt mit sechs Siegen in sieben Pflichtspielen, inklusive
verlustpunktfreier Abstiegsrelegation, rettete sich der Husumer SV im Vorjahr
imposant vor dem Sturz in die Kreisliga, um nun als Spitzenreiter vom Sonnendeck
der Verbandsliga Nord zu grüßen. Klar, alles nur eine Momentaufnahme nach zwei
Runden, doch mit Tempo und viel Mentalität entwickeln sich die Kicker aus der
Storm-Stadt zur ernstzunehmenden Nummer.
Zu spüren bekam das am Mittwochabend die als Tabellenführer angereiste
Spielgemeinschaft Langenhorn/Enge-Sande, deren unsauberer Spielaufbau idealen
Nährboden für pfeilschnelle Vorstöße in den üppigen Rücken der unsortierten
Abwehrkette schenkte. Der trickreiche Leven Jensen (Fußabwehr Jörn Ketelsen) konnte
davon noch nicht entscheidend profitieren (12.). Ebenso, als Daouda Soumah zu
ihm durchsteckte und Gegenspieler Lasse Sönksen mit dem angelehnten Arm etwas
zu penetrant drängelte – verzögerter Strafstoß auf Intervention des
Schiedsrichterassistenten! Ketelsen aber tauchte blitzschnell gegen Soumahs
Strafstoß ab und verhinderte damit weiteren Groll bei seinen immer wieder unter
Feuer gesetzten Farben (22.). Wiederum der agile Soumah traf unter Gegnerdruck
nur das Außennetz (28.), Raghib Hasan jagte seinen Versuch aus der zweiten
Reihe ins regenbewässerte Gehölz (38.), während es im nächsten Anlauf immerhin
auf das Tor ging. Der starke Ketelsen konnte den ruhenden Ball aber fachgerecht
blockieren (45.+1).
Die Gäste, deren einzig bedeutsamer Offensivnachweis Arvid Mortensens einsam am
zweiten Pfosten verpasste Gelegenheit darstellte (7.), machten erst mit dem
Wiederbeginn etwas Betrieb, der gleich zur Doppelchance für Torge Domeyer
führte (50.), während sein nächster Anlauf per Drehschuss knapp daneben
rauschte (64.).
Ausgerechnet jetzt überwanden die Hausherren ihre Ladehemmung, indem sie
gepflegt von hinten heraus aufbauten, sodass Saleh Beko seinen Kapitän auf die
Reise zum flachen Abschluss in die lange Ecke schickte. Endlich hatte Soumah
seine verdiente Bude (68.)!
Und es hätte noch besser kommen können, wäre Ketelsen bei einem
Backsen-Geschoss nicht erneut überragend zur Stelle gewesen (73.).
So aber blieb das robust geführte Match bis zum Ende hoch spannend. Erst nachdem
Henner Martensen seine Ping-Pong-Chance etwas zu überrascht nicht nutzen konnte
(83.) und auch ein letzter hoher Freistoß im Dickicht des Strafraums verpuffte
(90.+7), hatten die Husumer die vor allem aufgrund der überzeugenden ersten
Hälfte gerechten drei Zähler ins Trockene gebracht und sich nebenbei an die
Spitze der Liga katapultiert.
Tore: 1:0 Soumah (68.
Beko)
gelbe Karten: Westensee, Beko – B.
Lucht, Thiesen, P. Jensen, Hansen
Schiedsrichter: Darwin Paschke (BSC
Brunsbüttel)
Zuschauer: 180
besonderes Vorkommnis: Soumah
scheitert mit Strafstoß an Ketelsen (21., Thiesen an L. Jensen)
Mittwoch, 6. August 2025
Spielbericht Husumer SV - SG Langenhorn/Enge-Sande
Sonntag, 1. Juni 2025
Spielbericht ETSV Fortuna Glückstadt - VfR Horst
Der
Jubel der Anderen
Kein
Aufstieg vor Rekordkulisse: Fortuna bleibt, VfR muss „nachsitzen“
1300 Zuschauer, bestes Fußballwetter und vor allem ein „Sekt oder
Selters-Derby“ am letzten Spieltag der Verbandsliga West Schleswig-Holsteins
schafften am ersten Juni-Sonntag den perfekten Rahmen für – einen verpassten
Landesligaaufstieg beider Kontrahenten. Denn während Gastgeber Fortuna
Glückstadt mit dem Endstand von 1:1 keinen Sprung mehr von Platz drei voran
schaffte, waren dem als Primus angereisten VfR Horst Meisterschaft und
Direktaufstieg doch noch genommen.
Trotz der beeindruckenden Serie von zuletzt elf Siegen schien der Respekt vor
der Situation bei den Gästen fest in den Köpfen verankert. Fortuna dagegen
legte vornehmlich über Rechts munter los, attackierte früh und setzte daher in
einem emsig umkämpften ersten Spielviertel auch nicht von ungefähr den
Führungstreffer. Colin Puls hatte sich genial auf Links durchgenudelt und die
Kugel längs der Grundlinie vors Tor gebracht, in das der eingerückte Rasmus
Lange die Kugel volles Rohr reinwemmste (22.).
„Jetzt ist es ein Fußballspiel“, erwartete ein Fachmann im dicht gedrängten
Rund gesprengte Ketten der Taktik; Fehlervermeidung blieb jedoch beidseitig das
Credo.
Immerhin nahmen die Gäste den Fehdehandschuh mit zunehmender Halbzeitdauer
(u.a. René Helmckes „Kreislauf-Unterbrechung“ hatte einigen Nachschlag
generiert) aktiver auf. Über die Stationen Dora und Helmcke gelang es, Mattis
Lüchau einmal in halbrechte Schussposition zu bringen. Fortuna-Fänger
Christopher Wilken war hier jedoch ebenso auf dem Posten (36.), wie bei Simeon
Duwensees zu unplatziertem Versuch (45.+2). Aus allen Wolken fielen Wilken und
Co nur Sekunden später, als im Rahmen eines Eckstoßes Langes abgespreizter Arm
in die Flugbahn eines Meyer-Kopfballs geriet (oder doch andersrum?) – Strafstoß
für den VfR, den Jannes Dolling halbhoch zum 1:1-Pausenstand nach rechts
hineinsteuerte (45.+3).
Der Gleichstand zwar gerecht, aber – und das war jedem, der den Spielstand aus
Kisdorf (tabellenzweiter, der Abstiegskandidat Merkur Hademarschen letztlich
mit 6:0 zerlegen sollte) kannte, klar: zu wenig für beide Parteien. Fetih
Kisdorf war nämlich in der berüchtigten Blitztabelle mit 72 Punkten auf Rang
eins vor dem VfR (71) und den abgeschlagenen Fortunen (69) geklettert.
Die Angst vor dem verhängnisvollen Fehler blieb jedoch trotz des Zugwangs das
bremsende Element im weiter leidenschaftlich geführten Match. Viele Fouls,
entsprechende Verletzungsunterbrechungen und nur wenige Torraumszenen, wie
Jonah Baums Rechtsschuss (drüber), nach Güler-Ablage (54.), verlangten dem
Publikum einiges an Geduld ab.
Dass Fortunas Ersatzspieler Matti Burrichter bei der Erwärmung hinter dem Tor
am Netz hängen blieb und offenbar umknickte (70.), schaffte es aus Mangel an
Höhepunkten auf dem Feld tatsächlich in die Spielchronik.
Auf dem grünen Rasen meldeten die schwarz-weißen Horster gleich doppelt
Ansprüche auf das Happyend an, als Joker Alexandros Kotzapanagiotou von links
den Pfosten erwischte, ehe der durchgelaufene Patrick Meyer den freien Nachschuss
in der Hektik zu hoch ansetzte (81.). Etwas tiefer, aber eben nur ans
Quergebälk, geriet wenig später Meyers Kopfball, woraufhin Lennart Dora sein
Nachsetzen per Kopf wiederum nicht perfekt platziert bekam (87.).
Doch auch die daheim nur vom TuS Nortorf bezwungenen Glückstädter (1:2 im
August 2024) warteten einmal gefährlich durch Baums Durchsetzungskraft und
Berat Gülers gerade noch geblockten Abschluss auf (85.).
Letztlich aber riskierten beide Lager zu wenig, um den berühmten Lucky Punch zu
setzen. Ein Wendepunkt pro VfR war auch der Platzverweis für Fortunas Baum
nicht. Zwei zu späte Einsteigen binnen nicht einmal 120 Sekunden und die
resultierende Unterzahl für sein Team (90.+5) bewirkten am Ende keinen
entscheidenden Nachteil.
Schlussendlich blieb es beim leistungsgerechten 1:1, über das an diesem
Sonntagnachmittag nur der FC Fetih Kisdorf lachte. Eine gute halbe Stunde lang
wartete man dort auf die frohe Kunde aus dem eigentlich zeitgleich angesetzten
Spitzenspiel, um dann in Landesliga-Feierlichkeiten abzutauchen.
Die eigene Sechstligapromotion gilt es für den VfR Horst nun über die bereits
in den kommenden Tagen startende Aufstiegsrunde zu erspielen. Gegner dort:
Azadi Lübeck, der Wiker SV und die Elf des TSV Hattstedt.
Fortuna Glückstand bleibt der Verbandsliga West als Dritter dagegen sicher
erhalten.
Tore: 1:0 Lange (22.
Puls), 1:1 Dolling (45.+3, Strafstoßtor, Handspiel Lange)
gelb-rote Karte: Baum (Fortuna
Glückstadt, 90.+5, wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Justin Raven Fedde
(SV Hochdonn, Note 2)
Zuschauer: 1.300
besonderes Vorkommnis: Die Partie
wurde aufgrund des hohen Zuschaueraufkommens mit einer Verspätung von acht
Minuten angestoßen.