Sonntag, 1. Juni 2025

Spielbericht ETSV Fortuna Glückstadt - VfR Horst

Der Jubel der Anderen
Kein Aufstieg vor Rekordkulisse: Fortuna bleibt, VfR muss „nachsitzen“

1300 Zuschauer, bestes Fußballwetter und vor allem ein „Sekt oder Selters-Derby“ am letzten Spieltag der Verbandsliga West Schleswig-Holsteins schafften am ersten Juni-Sonntag den perfekten Rahmen für – einen verpassten Landesligaaufstieg beider Kontrahenten. Denn während Gastgeber Fortuna Glückstadt mit dem Endstand von 1:1 keinen Sprung mehr von Platz drei voran schaffte, waren dem als Primus angereisten VfR Horst Meisterschaft und Direktaufstieg doch noch genommen.
Trotz der beeindruckenden Serie von zuletzt elf Siegen schien der Respekt vor der Situation bei den Gästen fest in den Köpfen verankert. Fortuna dagegen legte vornehmlich über Rechts munter los, attackierte früh und setzte daher in einem emsig umkämpften ersten Spielviertel auch nicht von ungefähr den Führungstreffer. Colin Puls hatte sich genial auf Links durchgenudelt und die Kugel längs der Grundlinie vors Tor gebracht, in das der eingerückte Rasmus Lange die Kugel volles Rohr reinwemmste (22.).
„Jetzt ist es ein Fußballspiel“, erwartete ein Fachmann im dicht gedrängten Rund gesprengte Ketten der Taktik; Fehlervermeidung blieb jedoch beidseitig das Credo.
Immerhin nahmen die Gäste den Fehdehandschuh mit zunehmender Halbzeitdauer (u.a. René Helmckes „Kreislauf-Unterbrechung“ hatte einigen Nachschlag generiert) aktiver auf. Über die Stationen Dora und Helmcke gelang es, Mattis Lüchau einmal in halbrechte Schussposition zu bringen. Fortuna-Fänger Christopher Wilken war hier jedoch ebenso auf dem Posten (36.), wie bei Simeon Duwensees zu unplatziertem Versuch (45.+2). Aus allen Wolken fielen Wilken und Co nur Sekunden später, als im Rahmen eines Eckstoßes Langes abgespreizter Arm in die Flugbahn eines Meyer-Kopfballs geriet (oder doch andersrum?) – Strafstoß für den VfR, den Jannes Dolling halbhoch zum 1:1-Pausenstand nach rechts hineinsteuerte (45.+3).
Der Gleichstand zwar gerecht, aber – und das war jedem, der den Spielstand aus Kisdorf (tabellenzweiter, der Abstiegskandidat Merkur Hademarschen letztlich mit 6:0 zerlegen sollte) kannte, klar: zu wenig für beide Parteien. Fetih Kisdorf war nämlich in der berüchtigten Blitztabelle mit 72 Punkten auf Rang eins vor dem VfR (71) und den abgeschlagenen Fortunen (69) geklettert.
Die Angst vor dem verhängnisvollen Fehler blieb jedoch trotz des Zugwangs das bremsende Element im weiter leidenschaftlich geführten Match. Viele Fouls, entsprechende Verletzungsunterbrechungen und nur wenige Torraumszenen, wie Jonah Baums Rechtsschuss (drüber), nach Güler-Ablage (54.), verlangten dem Publikum einiges an Geduld ab.
Dass Fortunas Ersatzspieler Matti Burrichter bei der Erwärmung hinter dem Tor am Netz hängen blieb und offenbar umknickte (70.), schaffte es aus Mangel an Höhepunkten auf dem Feld tatsächlich in die Spielchronik.
Auf dem grünen Rasen meldeten die schwarz-weißen Horster gleich doppelt Ansprüche auf das Happyend an, als Joker Alexandros Kotzapanagiotou von links den Pfosten erwischte, ehe der durchgelaufene Patrick Meyer den freien Nachschuss in der Hektik zu hoch ansetzte (81.). Etwas tiefer, aber eben nur ans Quergebälk, geriet wenig später Meyers Kopfball, woraufhin Lennart Dora sein Nachsetzen per Kopf wiederum nicht perfekt platziert bekam (87.).
Doch auch die daheim nur vom TuS Nortorf bezwungenen Glückstädter (1:2 im August 2024) warteten einmal gefährlich durch Baums Durchsetzungskraft und Berat Gülers gerade noch geblockten Abschluss auf (85.).
Letztlich aber riskierten beide Lager zu wenig, um den berühmten Lucky Punch zu setzen. Ein Wendepunkt pro VfR war auch der Platzverweis für Fortunas Baum nicht. Zwei zu späte Einsteigen binnen nicht einmal 120 Sekunden und die resultierende Unterzahl für sein Team (90.+5) bewirkten am Ende keinen entscheidenden Nachteil.
Schlussendlich blieb es beim leistungsgerechten 1:1, über das an diesem Sonntagnachmittag nur der FC Fetih Kisdorf lachte. Eine gute halbe Stunde lang wartete man dort auf die frohe Kunde aus dem eigentlich zeitgleich angesetzten Spitzenspiel, um dann in Landesliga-Feierlichkeiten abzutauchen.
Die eigene Sechstligapromotion gilt es für den VfR Horst nun über die bereits in den kommenden Tagen startende Aufstiegsrunde zu erspielen. Gegner dort: Azadi Lübeck, der Wiker SV und die Elf des TSV Hattstedt.
Fortuna Glückstand bleibt der Verbandsliga West als Dritter dagegen sicher erhalten.

Tore: 1:0 Lange (22. Puls), 1:1 Dolling (45.+3, Strafstoßtor, Handspiel Lange)

gelb-rote Karte: Baum (Fortuna Glückstadt, 90.+5, wiederholtes Foulspiel)

Schiedsrichter: Justin Raven Fedde (SV Hochdonn, Note 2)

Zuschauer: 1.300

besonderes Vorkommnis: Die Partie wurde aufgrund des hohen Zuschaueraufkommens mit einer Verspätung von acht Minuten angestoßen.


















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen