Pokalkrieg
in Norderstedt!
Farmsener TV entscheidet brutale Erstrundenschlacht
für sich!
Nein,
dieses Pokalmatch war freilich nichts für zart besaitete Fairnessliebhaber,
lieferten sich die beiden Kreisklassevertreter Norderstedter SV und Farmsener
TV einen erbitterten Kampf, der dieser Bezeichnung mehr als gerecht wurde.
Den
besseren Beginn erwischten vor verregneter Freitagabendkulisse die Gäste aus
Farmsen, als Bastian Gahl NSV-Keeper Christopher Witt in der Anfangsphase zwei
Mal zu einer guten Tat zwang. Auf der anderen Seite entschied der Querbalken
das Duell der Generationen zwischen FTV-Schlussmann Frank Daudert und dem fast
28 Jahre jüngeren Vincent Weihs, als letzterer aus 20 Metern einfach mal
draufhielt.
In der
21. Minute dann die verdiente Führung für die Gäste durch Bastian Gahl, der
einen gut getretenen Zmuda-Eckball aus 15 Metern zum Torerfolg nutzte.
Bis
zur Halbzeit fiel den Gastgebern daraufhin nicht viel ein. Lediglich ein
Distanzschuss von Philipp Gerhold, der knapp am Tor vorbei rauschte, stellte
für die Pfützenreuter-Schützlinge eine brenzlige Situation dar. Stattdessen
wurde auf und von beiden Seiten extrem aggressiv, teilweise unfair gespielt,
wie in der 34. Minute, als FTV-Kapitän Steven Ude für ein grobes Foulspiel im
Mittelfeld auch gut und gerne zum Duschen hätte geschickt werden können, doch
der viel zu liberale Schiedsrichter zog im ersten Durchgang nur eine einzige
gelbe Karte. Im zweiten Abschnitt sollte sich daran auch nichts ändern. Beide
Teams knüppelten weiter aufeinander ein, während der FTV direkt nach dem
Wiederanpfiff durch Oliver Wulff die große Chance zum 0:2 bekam, doch der
Außenpfosten präsentierte sich als Spielverderber. Jener Oliver Wulff rückte
auch in der 56. Minute noch einmal in den Blickpunkt, als er wegen eines
erneuten verbalen Zweikampfes mit dem Mann an der Pfeife die gelbe Karte sah
und sich daraufhin aus Eigeninitiative auswechseln ließ. Spielerisch
erarbeitete sich der NSV langsam aber sicher die Überlegenheit, was zu einer
guten Doppelchance für Carsten Schilling und Björn Börkel führte, aber eben
nicht zum Ausgleichstreffer. In Minute 68 war es dann so weit: Die Gäste
defensiv zu passiv, Weihs mit dem Zuspiel und Philipp Gerhold konnte locker den
Keeper umkurven und zum 1:1 einnetzen – alles war also wieder auf Null! Die
Schlussphase gehörte nun dem Team von Trainer Gernot Hartmann, der seine Jungs
von der Seitenlinie aus nach Kräften motivierte. Zehn Minuten vor Ultimo dann
der große Jubelsturm, denn das Spiel war gedreht! Zwar konnte der betagte Schlussmann
einen Rechtsschuss von Tommy Laubstein von außerhalb des Strafraumes zur Seite
abwehren, doch genau dort stand Philipp Gerhold, der sicher zur NSV-Führung
versenkte, wenn auch ein Abseitsverdacht vorlag. Die Luft auf dem Platz war nun
entzündet.
Die
Norderstedter versuchten nun, dieses 2:1 über die Linie zu retten, mussten dies
aber ab der 90. Minute nur noch mit zehn Mann, denn ein selten dummer
Platzverweis für Nico Laubstein (Beleidigung eines Gegenspielers, nachdem er
einen aussichtsreichen Freistoß für sich bekam) dezimierte das Team aus
der Kreisklasse 6.
In
diesen letzten Minuten machte der NSV nach einem Freistoß von der linken Seite
eigentlich alles klar, denn das Leder rutschte zum dritten Mal in die Farmsener
Kiste, doch Schiedsrichter Andreas Friede verweigerte dem Treffer die
Anerkennung. „Das geht gar nicht, da verweigert er uns ein astreines Tor!“,
erzürnte sich der NSV-Coach. Die Gäste versuchten noch einmal ein blindes
Anrennen auf das Tor des Gegners, doch Produktives ließ lange auf sich warten.
Dafür agierten sie in der sechsten Minute der Nachspielzeit dann umso
erfolgreicher, als Christian Lübbert auf Einladung vom kurz zuvor
eingewechselten Jan Wienck plötzlich allein durch den Strafraum, am
Torsteher vorbei spazierte und tatsächlich das 2:2-Ausgleichstor machte. Eine
unglaubliche Pokalschlacht hatte einen weiteren Höhepunkt! Während den
Schwarz-roten Gästen vom Berner Heerweg nun das Adrenalin quasi aus den Ohren
herausquoll, sah man der Equipe um Kapitän Carsten Schilling die Schockstarre
nach diesem Gegentreffer in der insgesamt achtminütigen (!) Nachspielzeit
deutlich an.
Die
Verlängerung zeigte sich dann in ähnlichem Gewand wie die vorigen, summa
summarum 98 Minuten zuvor: Spielerisch passierte nicht viel, aber dafür wurde mächtig
hingelangt. Ein ebensolches Foulspiel führte in Minute Nummer 100 zu einem
aussichtsreichen Freistoß am Norderstedter Strafraum, den Kapitän Steven Ude
dann auch ganz trocken und humorlos in die kurze Ecke hob – 2:3! Nicht ganz von
aller Schuld freisprechen konnte man hier Schlussmann Christopher Witt, der
zwar noch dran war, den Gegentreffer jedoch nicht verhindern konnte. In den
letzten Minuten der Verlängerung kam es dann noch einmal zu
Bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf dem Platz. Den Anfang machte Farmsens
Martin Zmuda mit seiner Ampelkarte in der 117.Minute, da er gelb vorbelastet,
verbal gegen eine angebliche Fehlentscheidung des Spielleiters nachtrat. Keine
60 Sekunden später sprengte NSV-Torschütze Philipp Gerhold den Rahmen mit einer
derartig rüden Notbremse an einem frei durchlaufenden Farmsener, dass zum
Ersten glücklicherweise der dritte Platzverweis der Partie Pflicht war und zum
Zweiten keine Verletzung des Stürmers vorlag, was bei dieser Brutalität des
Foulspiels an ein Wunder grenzte. Zuvor soll der Rotsünder von der FTV-Bank mit
einer Flasche beworfen worden sein…
Sportliche
Vorträge gab es nicht mehr, denn alle Bemühungen der Gastgeber endeten in
gegnerischen Kontern, wie in der Schlussminute, als dann plötzlich drei
FTV-Akteure auf den zurückeilenden Keeper zuliefen, der Abseitspfiff jedoch
weiteres Verhinderte. Zu allem Überfluss traf einer dieser drei Stürmer den
Torhüter im direkten Duell auch noch mit dem Fuß im Gesicht – Absicht??
Daraufhin
war Schluss am Langenharmer Weg und der Farmsener TV in der zweiten Runde.
Während man sich auf Seiten des Siegers kommentarlos zeigte, verstand es
NSV-Trainer Gernot Hartmann, deutliche Worte über dieses Match zu verlieren:
„Zunächst hat meine Mannschaft ein dickes, fettes Lob verdient, wie sie hier
Moral gezeigt hat und nach dem Rückstand die zwei Tore erzielte. Am Ende sind
wir aber an unserer mangelnden Disziplin gescheitert.“, so Hartmann. Besonders
hart ging er nach dem Spiel mit dem Spielleiter ins Gericht: „Ich wusste gar
nicht, dass eine Halbzeit 58 Minuten dauert. Er sollte schnellstens die Uhr
lesen lernen – Eine Brille hat er ja schon auf! Das war wirklich der blindeste
Schiri seit Erfindung des Fußballsports!“, redete sich der Coach in Rage. Dennoch
war an dem frühen Pokal-Aus seiner Jungs nichts zu rütteln, sodass man sich nun
dem Saisonziel in der Kreisklasse 6, einem einstelligen Tabellenplatz, widmen
kann.
Zuvor
sollte man sich noch einmal überlegen, ob man in Zukunft weiter derartige
Umgangsformen dem Schiedsrichter und der anderen Mannschaft gegenüber an den
Tag legen möchte, kam es nach diesem ohnehin brutalen Match noch zu einer
intensiven Rudelbildung im Kabinengang.
Tore: 0:1 Gahl (21. Zmuda),
1:1 Gerhold (68.), 2:1 Gerhold (80. Laubstein), 2:2 C. Lübbert (90.+6 Wienck), 2:3
S.Ude (100. direkter Freistoß)
beste
Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung – Gahl, S.Ude
gelb/rote
Karte: Zmuda (FTV, 117. Foulspiel + Meckern)
rote
Karten: Laubstein (NSV, 90. Beleidigung eines Gegenspielers), Gerhold
(NSV, 118. grobes Foulspiel / Notbremse)
Schiedsrichter:
Andreas Friede (SV Friedrichsgabe, Note 6)
Zuschauer:
20