1:7 – aber wen interessiert´s?
Beschämende Szenen nach
Spielende überdecken wichtigen V/W-Sieg
Die C2 des SC Vorwärts/Wacker 04 Billstedt hat ihre
Aufstiegschancen mit einem 7:1-Auswärtssieg beim Schlusslicht Altona 93 2.C weiter gefestigt, doch
diese Tatsache interessierte nach dem einseitigen Match kaum jemanden, kam es
nach dem Schlusspfiff zu Szenen, wie in einem schlechten Western.
Im Mittelpunkt der Szenerie: Vorwärts/Wacker-Trainer Kai Uwe
Schulze, der kurzfristig als Schiedsrichter eingesprungen war. Doch zäumen wir
das Pferd von hinten auf!
Der Blick auf die Tabelle versprach den knapp 30 Zuschauern
nicht gerade einen offenen Schlagabtausch zweier gleichwertiger Teams.
Und genau so kam es: Vorwärts/Wacker ließ Ball und Gegner
laufen, während der zwar durchaus bemühte, aber deutlich limitierte AFC keine
eigenen Angriffsvorträge bringen konnte.
Ein Zustand, den sich die Gäste schnell zu Nutze machten,
lochten Fabian Kinadeter (Schuss von der Strafraumgrenze) und Maurice
Lengenfeld (einfacher Kopfball nach schöner Lipovic-Flanke) unter der
Beobachtung ihrer staunenden Gegenspieler zu einem komfortablen 0:2 nach nur
acht Minuten ein. Torsteher Philipp Babace forderte daraufhin noch mehr Tore
seiner Vorderleute für eine gute Ausgangsposition im Kampf um die Landesliga –
und er bekam sie, denn während Kinadeter nach einer Viertelstunde wieder ein
lustiges hin und her Spielen vor dem gegnerischen Strafraum mit einem Linksschuss
zum 0:3 nutzte, behalf er sich acht Minuten später eines klassischen
Kopfballtors, nachdem der direkt zuvor eingewechselte Eric Boack exakt flankte.
Ebenfalls exakt kam auch Eicks Heber direkt in den Lauf von Lengenfeld, der das
Leder daraufhin mit einem genau solchen über den herausstürzenden Lorenz Golombiewski
in die Maschen beförderte.
Der Spielstand lautete mittlerweile 0:5 und es hätte noch
dicker kommen können, wären Niklas Eicks zwei Versuche nicht am Außenpfosten
und einer guten Torwartaktion des AFC-Keepers verendet.
Nach einer zwölfminütigen Halbzeitpause, vom AFC
herausgezögert, was der Schiedsrichter für unsportlich hielt und bereits mit
einem Spielabbruch drohte, schien es genauso weiterzugehen, wie in den vorigen
35 Minuten, vervollständigte Ibrahim Lipovic, per Rechtsschuss nach einem unnötigen
Ballverlust Lennart Bönchens, das halbe Dutzend, was Eick mit Tor Nummer sieben
krönen wollte, doch ein gut mitspielender Golombiewski, der sich im zweiten
Abschnitt deutlich steigerte, verhinderte wieder den ersten Eick-Treffer. In
der 47. Minute passierte dann schier Unglaubliches; ungläubiges Staunen im
weiten Rund: Der AFC verkürzte auf 1:6! Dogus Göktas war es, der die Kugel aus
gut 23 Metern mit einem direkten Freistoß in den Kasten nagelte. Ein Grund für
den Gäste-Schlussmann, das Aluminium mit einem heftigen Fußtritt auf seine
Standfestigkeit zu prüfen…
Wirklich sportlich ging es danach nicht mehr zu, denn
während Vorwärts/Wacker jegliche Dynamik aus der Partie nahm, fehlten der
Kirsch-Equipe einfach die spielerischen Mittel.
Da überraschte es wenig, dass Eric Boacks Heber zum 1:7, 18
Minuten vor Ultimo, den sportlichen Schlusspunkt unter dieses Match setzte.
Doch damit war die Messe an diesem sonnigen 20.05.2012 am
Othmarscher Kirchenweg noch lange nicht gelesen, denn plötzlich kam es während
des obligatorischen Sportgrußes am Mittelkreis zu hässlichen Szenen, die
AFC-Akteur Jasper Wobser später wie folgt beschrieb: „Der Schiedsrichter, der
von der gegnerischen Mannschaft war, hat zu Altona gesagt, dass sie ein zu
armer Verein sind, um einen Schiri zu organisieren und dass wir Handball
spielen sollen, weil wir kein Fußball spielen sollen. Dann hat er als
Erwachsener, der eigentlich über solchen Sachen stehen sollte, sich provozieren
lassen und einem Jungen aus meiner Mannschaft einfach eine Kopfnuss gegeben.
Man musste mit dem jungen ins Krankenhaus“, gab der 14-jährige später
schriftlich zu Protokoll.
Ein ungutes Gefühl hatte er indes schon während der Partie:
„Außerdem war der ``Schiedsrichter`` parteiisch!“, so Wobser, der sich nicht
nur über eine nicht erteilte Verwarnung für einen Gästespieler beschwerte,
sondern auch mit dem Vorwurf des „schlecht seins“ aufräumte: „Und wir werden
schlecht genannt?! Wir sind fast alle ein Jahr jünger als die Gegner, also fast
die ganze Mannschaft! Und dafür haben wir uns gut gehalten. Schließlich
sind wir in der Aufstiegsrunde insgesamt
die Jüngsten!“
Für V/W-Trainer Schulze wird dieser Vorfall wohl große
Konsequenzen haben („(...)Der Sieg gegen Altona hatte einen bitteren
Beigeschmack, das werden wir morgen vor dem Training ausgiebig besprechen
müssen.“, lautete der Tenor auf der Mannschafts-Facebookseite).
Mit Solchen hat im Übrigen auch der Vater des Altonaer
Zwillingspaares Kubilay & Ogulcan Coskun zu rechnen, der die Kopfnuss des
Spielleiters gegen letztgenannten Sohn mit einer genau solchen zu rächen
verstand, was er gegenüber der Polizei, im Gegensatz zu seinem Kontrahenten,
offen gestand.
Es bleibt also festzuhalten, dass der saubere Jugendsport
hier mit Füßen getreten wurde!
Eine Umwertung des Ergebnisses scheint allerdings
unwahrscheinlich.
Altona 93 2.C: Golombiewski – Paustian, O. Coskun
(61. Wobser), Bhatia (24. Karnstedt / 61. Ziems), Bönchen – Ziems (53.
Bhatia), K. Coskun – Hermann-Trentepohl (32. Lorenzen), Wasikowski, Amoah –
Göktas Trainer: Leon Kirsch
SC V/W 04 Billstedt
2.C: Babace – Gökdal, Altuntas, Friedel, Bail – Eick (50. Cetiner),
Kinadeter (43. Wölk) – Cetiner (22. Boack), Lengenfeld (36. Kopkin) – Wölk (32.
Ileri), Lipovic Trainer: Rüdiger Eick
Tore:
0:1 Kinadeter (7. Eick), 0:2 Lengenfeld (8. Lipovic), 0:3 Kinadeter (15. Eick),
0:4 Kinadeter (23. Boack), 0:5 Lengenfeld (25. Eick), 0:6 Lipovic (42.), 1:6
Göktas (47. direkter Freistoß), 1:7 Boack (52. Cetiner)
Schiedsrichter:
Kai Uwe Schulze (SC V/W Billstedt, ersatzweise: Note 6*: würde ohne die
Ereignisse nach dem Spiel die Note 5 erhalten. Wenig gefordert, hatte Probleme
bei der Bewertung von Zweikämpfen, brachte den AFC in der zweiten Halbzeit
durch falsche Abseitspfiffe um zwei gute Torchancen, geringer Laufaufwand,
zudem zu harsch im Tonfall.)
*wegen krass sportwidrigem Verhalten
besonderes
Vorkommnis: Das Spiel wurde wegen des Nichtantritts des angesetzten
Schiedsrichters (SC Union 03) und den dadurch nötigen Modalitäten mit einer
Verspätung von 17 Minuten begonnen.
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