Doppelschlag
und Slapstick-Einlage drehen die Partie
AFC
dreht Rückstand mit viel Kampf und der Hilfe des Gegners
„Wir haben nicht gut gespielt. Von uns kamen zu viele ungenaue Pässe!“, zeigte
sich St. Paulis Spielführer Martin Schauer nach der insgesamt verdienten
Auswärtsniederlage bei der 1.D von Altona 93 selbstkritisch. Er hatte auch
allen Grund dafür, denn diese Niederlage war vermeidbar.
Auf der anderen Seite strahlten die Altonaer wie die Pfefferkuchen: „Das
Ergebnis ist ganz gut, weil wir heute gut gekämpft haben. Wir waren ein sehr
gutes Team. Es hat heute echt Spaß gemacht, in dieser Mannschaft zu spielen!“,
präsentierte sich AFC-Offensivkraft Michel Wasikowski nach einer „coolen
Leistung“ mehr als glücklich.
„Es ist natürlich eines, in der Schule zu sagen, wir haben gegen
West-Eimsbüttel gewonnen, aber etwas Besonderes, wenn man sagen kann: Wir haben
St. Pauli geschlagen“, lies der stärkste Spieler auf dem Platz durchblicken.
Dabei begann die Partie überhaupt nicht so, wie er und seine Mitspieler es sich
vorstellten. Quasi mit dem Anpfiff markierte Ivan Stanjevic ohne jeden
Widerstand der Altonaer nach guter Vorarbeit von Robin Kehr das 0:1 für das
Team vom Brummerskamp – ein Blitzstart!
Kaum war der Zahlreich mitgereiste Anhang der Gäste mit seiner Jubelarie zum
0:1 fertig, schenkten ihnen ihre Jungs das nächste Erfolgserlebnis: Nikola
Kosanic erhöhte die Führung nach gerade einmal 200 Sekunden mit einem schönen
Sololauf durch die löchrige Abwehr und einem sicheren Torabschluss auf 0:2.
Ein einseitiges Spiel bahnte sich an und das Team wollte mehr: Kosanic wuchtete
die Kugelnach einem abgewehrten langen Ball von Lennard Henke nach neun
Spielminuten über den Querbalken des altonaer Gehäuses.
Eine Szene von historischem Wert, denn in der Folge ließen die Gäste die Zügel
immer mehr schleifen und verzichteten für den Rest der ersten Halbzeit auf
weitere Offensivaktionen.
Eine dankbare Einladung für den AFC, der das Spiel nun immer mehr zu bestimmen
begann.
Nach 13 Minuten hätte das Team aus Hamburg-West zwingend zum 1:2 kommen müssen,
doch Angreifer Jaro Langer vergab nach einem kollektiven Abwehr-Aussetzer viel
zu überhastet aus neun Metern, obwohl Torhüter Joris Wittkugel nach einem
unkoordinierten Ausflug bereits geschlagen war.
Der AFC, der nun Blut leckte, kam in der 19. Minute erneut zu einer Chance, den
Rückstand zu verkürzen, doch Wasikowski setzte seinen Versuch nach einem
sehenswertem Angriff über die linke Seite durch Brandes und Langer über das
Tor.
Keine 60 Sekunden später machten sie es besser: Nach einem Freistoß von Filip
Jojovic sah St. Paulis Schlussmann plötzlich drei Altonaer vor sich, von denen
schließlich Bendix Brandes aus kürzester Distanz den verdienten
Anschlusstreffer erzielte (20.).
Sichtlich beflügelt vom ersten Treffer stürmer der AFC weiter und offenbarte
wiederholt ein vogelwildes Abwehrverhalten der Viererkette in der Besetzung
Bebensee, Henke, Aslani und Erdal. Angreifer Wasikowski war es schließlich, der
nach kluger Vorarbeit von Niklas Schwarz den Doppelschlag perfekt machte und
den verdienten Ausgleich erzielte, wobei er zunächst an Wittkugel scheiterte,
doch sein platzierter Nachschuss ließ nun auch den Torhüter chancenlos zurück (21.).
Es war der letzte Höhepunkt einer wechselhaften ersten Halbzeit.
Kaum aus der Kabine gekommen, bemühte sich das Team von Trainer Leon Kirsch um
den nächsten Treffer gegen einen FC St. Pauli, der seine spielerische Linie ab
der 15. Minute komplett verloren hatte. In der 34. Spielminute dann der endgültige
Höhepunkt des Komödienstadls in St. Paulis Abwehr: Wasikowski durfte erst, zwar
von Gegenspielern flankiert, aber nicht energisch angegriffen, das Spielgerät am
eingewechselten Leon Schmidt vorbei schieben; dann schoss Lennard Henke, völlig
unbedrängt im eigenen Strafraum seinen Mitspieler Kehr an, von dessen Körper
das Leder ins eigene Tor rollte. Eine Bewerbung fürs (Eigen-)Tor der Woche!
St. Paulis 99er jetzt aber wieder gewillt, etwas für die Offensive zu tun,
kamen vier Minuten nach dem Rückstand zur ersten von insgesamt drei
Ausgleichschancen innerhalb von vier Minuten. Zunächst scheiterte Kehr aus zehn
Metern am aufmerksamen Jakob Gebauer im Altona-Gehäuse, dann war es Verteidiger
Henke, der zweimal jeweils mit einem Freistoß aus über 20 Metern für Gefahr
sorgte. Der AFC aber überstand beide Situationen schadlos (der erste Freistoß
flog knapp über das Tor, der andere ging an den Pfosten).
In einem Spiel, das nun immer mehr von Fehlpässen und Missverständnissen
geprägt war, hätten die Kirsch-Schützlinge zwingend das beruhigende 4:2
erzielen müssen, doch Lukas Lorenzen schob die Kugel frei aufs Tor und vorbei
(45.). Sechs Minuten später die nächste Großchance: Filip Jojovic köpfte
freistehend nach einem Schwarz-Freistoß und einer Kerze von Torhüter Schmidt in
die Arme des Schlussmannes.
Das Team um Kapitän Schauer drückte zwar noch auf den Ausgleich, doch das
weitestgehend kopflose Offensivspiel und eine nun sichere Abwehr der Altonaer
mit einem gut aufgelegten Torhüter wussten es, den Gegner nicht mehr gefährlich
werden zu lassen.
Somit gewann die 1.D von Altona 93 schlussendlich verdient gegen eine 2.D des
FC St. Pauli, die nach dem grandiosen Start alles vermissen ließ, was eine gute
Mannschaft auszeichnet.
Auf der Suche nach Erklärungen fanden Lennard Henke, Martin Schauer und Robin
kehr nach dem Spiel unterschiedliche Gründe.
Während Henke „mangelnde Konsequenz in den Zweikämpfen“ und Schauer „zu
ungenaue Pässe“ als Grund für die Niederlage ausmachten, fand Kehr die Schuld
bei einem „matschigen Platz“, einem „scheiß Ball“, der „eine echte Steinkugel“
war und einem „kleinlichen Schiedsrichter“, der „jede Kleinigkeit abgepfiffen“
hat.
In der Tabelle zieht der AFC nun an den Braun-weißen vorbei und belegt den
zweiten Platz, während sich St. Pauli erstmal mit Rang vier begnügen muss.
Altona 93 1.D: Gebauer – Bohlen, Karnstedt, Amoah, Armbrecht
– Boyraz, Schwarz, Jojovic (53.
Vidic) – Brandes – Langer (31.
Lorenzen), Waskiowski (47. Kastens), Trainer: Leon Kirsch
FC St. Pauli 2.D: Wittkugel (31. L.
Schmidt) – Bebensee (35. Kovacic), Henke, Aslani, Erdal (54. Evlicoglu) – Kehr,
zu Klampen, Schauer, Lüth, Stanjevic (54. Bebensee) – Kosanic, Trainer: Tobias
Oertel & Oliver Olde
Tore: 0:1 Stanjevic (1. Kehr), 0:2
Kosanic (4.), 1:2 Brandes (20. Jojovic), 2:2 Wasikowski (21. Schwarz), 3:2 Kehr
(34., Eigentor, Wasikowski)
Zuschauer: 53. (an der
Wichmannstraße)
Die Tabelle der D-Bezirksliga 01 Herbst nach dem 5. Spieltag:
Pl |
Mannschaft |
Sp |
S |
U |
N |
Tore |
Diff |
Pkt |
01 |
Eimsbütteler TV 1.D |
5 |
5 |
0 |
0 |
28:2 |
26 |
15 |
02 |
Altona 93 1.D |
5 |
3 |
1 |
1 |
8:6 |
2 |
10 |
03 |
FC Teutonia 05 1.D |
5 |
3 |
1 |
1 |
13:16 |
-3 |
10 |
04 |
FC St. Pauli 2.D |
5 |
3 |
0 |
2 |
15:5 |
10 |
9 |
05 |
Niendorfer TSV 3.D |
5 |
1 |
2 |
2 |
11:7 |
4 |
5 |
06 |
SV West-Eimsbüttel 1.D |
5 |
1 |
0 |
4 |
5:12 |
-7 |
3 |
07 |
SV Lurup 1.D |
5 |
1 |
0 |
4 |
6:20 |
-14 |
3 |
08 |
SC Nienstedten 1.D |
5 |
1 |
0 |
4 |
4:22 |
-18 |
3 |
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