Sonntag, 11. September 2011

Spielbericht GW Eimsbüttel - KS Polonia Hamburg

Rasanter als die Polizei erlaubt
Dramatischer Kick am Tiefenstaaken endet 5:4 

Sebastian Ernst, eingesprungener Co-Trainer für den kurzfristig unpässlichen Simon Hagmann, hatte die Zahlen des Spiels sofort unter das Volk gebracht: „Kracher am Tiefenstaaken! 1 Rote Karte, 1 Krankenwagen, 1 Gelb/Rote, 2 Verletzte, 8 Polizisten, 9 Tore. GWE gg KS Polonia, Kampf pur, Emotionen und ein 5:4 Sieg der Grün-Weißen“, lautete seine Bilanz nach einem großen Kampfspiel auf Eimsbütteler Kunstrasen, das von Beginn an einen denkwürdigen Rahmen hatte.
Schließlich sorgte ein Spiel der GWE-C-Mädchen für eine belegte Platzhälfte bis eine halbe Stunde vor Spielbeginn und gesperrte Kabinen, sodass die Gäste vom KS Polonia die Stehtraverse zur Freiluftkabine machen mussten.
Aufgrund dieser Problematiken wurde die Partie 15 Minuten später angepfiffen. 
Das Spiel selbst fand auch sofort eine gewaltige Dynamik. Beide Teams bemühten sich früh um den schnellen Ball in die Spitze, was in der 6. Minute zum ersten Torerfolg der Gastgeber führte. Robert Brennecke schaltete nach einem starken Ballgewinn schnell und schickte Dirk Becker auf eine erfolgreiche Reise, die mit dem 1:0 am Tiefenstaaken endete.
Polonia deutete zwar immer wieder hohe Offensivqualitäten an, doch defensiv passte wahrlich nicht alles zusammen. So hätte Vincent Dahms einen schönen GWE-Angriff gut und gerne mit der Verdopplung des Spielstandes krönen können, doch der Außenpfosten legte ein Veto ein. Auf der anderen Seite bemühten sich die Gäste um den frühen Ausgleichstreffer, doch sowohl Patryk Wawlowski, der sich später in einem Zweikampf mit Simon Schirrmacher eine Platzwunde zuzog, als auch Damian Nowak scheiterten an GWE-Schlussmann Patrick Witte beziehungsweise verfehlten das Tor nur knapp.
Stattdessen bedankte sich Alexander Eick nach schönem Zuspiel von Vincent Dahms mit einem überlegten Abschluss zum 2:0 auf seine Art für ein kollektives Sonntagsschläfchen des KS. Es war ein Treffer mit Folgen, denn Polonia verlor nun die Orientierung, was das krisengeplagte GWE gnadenlos ausnutzte. So zwangen Caspar Motullo und Alexander Eick den bemitleidenswerten Damian Nowak zum Selbsttor (zuvor hatte Torhüter Marc Kühl einen einfachen Flankenball leichtfertig fallen gelassen), was Trainer Christian Tiedemann sofort mit der Herausnahme Nowaks und David Ponczeks quittierte.
Doch auch diese Maßnahme schien wenig effektiv, denn wieder saß ein simpler GWE-Spielzug mit Nicholas Burke und Vincent Dahms, der im Angesicht mit Kühl ebenso einnetzte.  
Die Messe schien in diesem Match also schon vor Ende ersten 45 Minuten gelesen, doch Polonia lebte noch. Ein durchgerutschter Eckball von Neuzugang Hasan Akgün bescherte Sturmpartner Adrian Dunayski freie Bahn für den Ehrentreffer per Kopf, Sekunden vor dem Pausenpfiff.
Zurück aus der Kabine, machten die Gäste sofort Druck, was ihnen einen hoch gefährlichen Freistoß von Hasan Akgüns einbrachte, um Haaresbreite über die Querlatte schnellte. Auf der anderen Platzhälfte hätte Vincent Dahms indes alles klar machen können, hätte er bei der Verarbeitung eines sehr ambitionierten Zuspiels etwas mehr Glück gehabt.
Während GWE die Entscheidung verpasste, machte man es selbst spannend, denn eine durchaus berechtigte Ampelkarte für Simon Schirrmacher (das zweite Vergehen führte zu einem Krankenwageneinsatz für Marc Schmidt, dem an dieser Stelle alles Gute zu wünschen ist), sowie ein unnötig verursachter Elfmeter ließen die Gäste wieder Morgenluft wittern, verwandelte Christian Tiedemann, der sich eigens für die Ausführung des Elfers selbst einwechselte, sicher zum 4:2. Es war endgültige Kick-off für eine bunte und ereignisreiche letzte halbe Stunde, in der zuerst Patrick Witte erfolgreich gegen Hasan Akgün parierte, gegen seinen 30-Meterflachschuss zum 4:3 jedoch ohne jede Abwehrchance war – so schön können Kampfspiele sein!
Polonia riskierte nun alles und fast hätte Patryk Wawlowski das Ausgleichstor aus halblinker Position besorgt, doch Fortuna trug in diesem Moment das GWE-Trikot.
Quasi im Gegenzug dann die ganz kalte Dusche für die Gäste von der Finkenau, denn eine minimale Berührung reichte Dirk Becker, um einen Burke-Freistoß zum persönlichen Doppelpack und vor allem zum 5:3 in der 84. Minute ins lange Eck zu lenken.
Die Erleichterung ob der angeblich sicheren Zwei-Tore-Führung war jedoch nur von kurzer Dauer, schließlich sorgte Tor Nummer neun an diesem Sonntagnachmittag durch Björn Kröger aus kurzer Distanz für den erneuten Anschlusstreffer des Teams in den schwarzen Trikots. Es entstand noch einmal eine Menge Hektik und die Riesenchance zum 5:5 durch Adrian Dunayski, doch sein freier Kopfball nach wunderbarer Wawlowski-Flanke klatschte an den Innenpfosten – was für ein Glück für die Platzherren, die am Ende die drei Punkte bei sich zu Hause behielten!
GW Eimsbüttel siegte auf eigenem Platz mit 5:4 gegen KS Polonia, doch die Partie hatte noch ein Nachspiel. Wütende Polonia-Anhänger und auch Spieler suchten den Kontakt zum Schiedsrichtergespann, denn die Zufriedenheit mit der Leistung des Trios hielt sich in knappen Grenzen. Plötzlich eine rote Karte für Damian Sterczyk, mit dem Schiedsrichter Michael Zibull in der Nachspielzeit eine Auseinandersetzung hatte, in der auch der Mann an der Pfeife ein rüdes Betragen an den Tag legte. Das, sich bedroht fühlende Gespann um den oberligaerfahrenen Spielleiter ließ daraufhin die Polizei bestellen, welche den Gästen nach dem Umziehen Geleit von der Anlage gab, wenngleich die Situation nach dem Kabinengang des Trios durchaus als entspannt und keineswegs bedrohlich zu bezeichnen wahr.
Der Unparteiische kündigte indes harte Konsequenzen für die an den Tumulten  Beteiligten an.
GWE-Trainer Michael Schirmer interessierte sich derweil nur für die Freude an der eigenen Leistung: „Es ist ein verdammt geiles Gefühl, dieses Spiel gewonnen zu haben. In der ersten Halbzeit waren wir sehr präsent in den Zweikämpfen und führten verdient, aber auch ein wenig zu hoch. In der zweiten Hälfte gab es einige Sachen, die wir besser machen können, aber insgesamt stand die Mannschaft sehr kompakt und schließlich haben wir ja mit Dirk Becker einen Einzelkönner, der aus dem Nichts einfach mal zwei Tore macht“, resümierte der Übungsleiter, der wie seine Akteure eine Kehrtwende in dieser, bislang nicht allzu erfreulichen Saison erhofft. Einen echten Beweis für eine Steigerung kann die Mannschaft am kommenden Wochenende bei der Reserve des SV Barmbek erbringen, während KS Polonia im Heimspiel gegen die Reserve des Willinghusener SC etwas mehr Ruhe gut tun würde. 

GW Eimsbüttel: Witte – Seidenberg, Görsch, Brennecke (21. Kassube, 74. Schwarzmayr), Schaper – Motullo (69. C. Pleus), Schirrmacher – Eick, Burke, D. Becker – Dahms, Trainer: Michael Schirmer

KS Polonia Hamburg: Kühl – Nowak (36. Marco Wolny), Schmidt (63. Tiedemann), Kröger, Ponczek (36. Wegner) – D. Sterczyk – Dabrowski, Melerski, Wawloski – Akgün, Denayski, Spielertrainer: Christian Tiedemann

Tore: 1:0 D. Becker (6. Brennecke), 2:0 Eick (27. Dahms), 3:0 Nowak (34. Eigentor, Eick), 4:0 Dahms (38. Burke), 4:1 Dunayski (44. Akgün), 4:2 Tiedemann (64. Strafstoßtor, Motullo an Akgün), 4:3 Akgün (68.), 5:3 D. Becker (84. Burke), 5:4 Kröger (87. Tiedemann)

Gelb/rote Karte: Schirrmacher (56. wiederholtes Foulspiel)

Rote Karte: D. Sterczyk (nach Spielende, unsportliches Verhalten)

Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung – Akgün, Dunayski

Schiedsrichter: Michael Zibull (Heidgrabener SV)

Zuschauer: 54

Besonderes Vorkommnis: Das Spiel wurde aus organisatorischen Gründen mit einer Verspätung von 15 Minuten begonnen.

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