Freitag, 22. April 2011

Spielbericht VfL 93 Hamburg II - SC Urania Hamburg

Kein strahlendes Urania
SC Urania „löst Pflichtaufgabe“ und schachert weiter um die Bezirksliga

Wirkliche Freude wollte bei den Beteiligten des SC Urania trotz eines 5:1-Erfolgs bei der Reserve des VfL 93 nicht aufkommen: „Wir haben diese Pflichtaufgabe nicht schön gelöst, aber eben gelöst“, platzte SCU-Coach Marco Beck nicht unbedingt vor Begeisterung. In der Tat ließ Urania seinen Anhang nicht vom Glanz alter Zeiten träumen.
Dabei legte das Team vom Schützenhof fast einen Traumstart hin. Timo Sals verwertete einen Alutreffer von Giovanni Sparta aus kurzer Distanz zum 0.1, doch die empor schnellende Fahne des Schiedsrichterassistenten setzte dem frühen Jubel wegen einer Abseitsposition ein jähes Ende.
Urania zeigte sich in der Folge zwar technisch überlegen, doch ernsthafte Gefahrenmomente ließen auf sich warten. Stattdessen näherte sich der VfL dem gegnerischen Tor langsam an. Jan Wehlen unterbrach das Aufbauspiel mit einem guten Einsatz und versuchte es sofort aus der Distanz. Der Schuss verfehlte das Gehäuse von Marius Rennicke zwar deutlich, aber ein erster Warnschuss war abgegeben (8.).
Nur wenige Augenblicke später wurde bei Daniel Freys Linksschuss nach einem abwehrten Eckball durch Simon Dierks ein wenig gefährlicher, allerdings blieb der einstige Schlussmann des Farmsener TV weiter unbezwungen.
Während Rennicke bislang ohne Heldentat blieb, musste sein Gegenüber, Sven Oeser, in der elften Minute erstmals klärend eingreifen, als Timo Schöning einen Rechtsschuss aus 17 Metern aufs Tor brachte, doch eine unkonventionelle, aber erfolgreiche Fußabwehr konservierte den torlosen Spielstand, der auch nach einem Kopfball des aufgerückten Philipp Strümke aus sieben Metern hatte.
Was war mit Urania los? Die Mannschaft dominierte in der Folge das Geschehen, doch man merkte, dass sie nicht ihr ganzes Fleisch auf den Grill packten. Zwar erhielt die Beck-Elf nach nur 18 Minuten bereits acht Eckbälle, die aber allesamt nichts einbrachten.
Erst, als man einmal Spielstärke bewies, ging prompt die Post ab, bei den Jungs in den dunkelblauen Stutzen. Ein abgebrochener Angriff wurde von hinten neu aufgebaut; Strümke mit dem langen Diagonalball zu Saban Fazliji, der in Person von Schöning den freien Mitspieler fand und der Angreifer mit dem sicheren Rechtsschuss in die lange Ecke – geht doch (24.)!
Der Favorit ging also nun doch in Führung und das sollte dem Aufstiegskandidaten doch Ruhe und Sicherheit geben – von wegen!
Dem Tor folgten bereits 90 Spielsekunden, doch beim SCU beglückwünschte man sich immer noch gegenseitig, was die Grün-schwarzen gnadenlos ausnutzten. Ein langer Schlag von Thomas Lazer aus der eigenen Hälfte lud Andre Öhlmann an der Mittellinie zum genauen Pass in den Lauf von Sturmspitze Wehlen ein, der dank eines bösen Stellungsfehlers in der Urania-Defensive drei vor M. Rennicke auftauchte und sicher zum postwendenden Ausgleich einschob (26.).
Der diabolischen Freude über den Ausgleichstreffer folgte aber sobald der große Kater, denn Torschütze Wehlen musste nach einem Mittelfeldduell mit Zerrungen im Oberschenkel die Segel streichen. Die dadurch vierminütige Unterzahl nutzte Urania adäquat, war Wehlen keine 60 Sekunden vom Feld, als die Schiedsrichterin einen umstrittenen Strafstoß für die Gäste verhängte. A. Öhlmann soll Sparta im eigenen Sechzehner regelwidrig zu Fall gebracht haben, was dieser mit aller Entschiedenheit dementierte: „Ich habe klar den Ball gespielt und der Gegenspieler läuft mir nur auf!“. Schöning interessierte sich dafür nicht und knallte das Spielgerät kompromisslos zur erneuten Gäste-Führung in die Maschen (34.).
Mit dem 1:2 ging es damit zum Pausentee, der längst ausgetrunken war, als das Schiedsrichtergespann mit einer Verspätung von fünf Minuten aus der Halbzeit zurückkam. In der Zwischenzeit bewässerte man den staubigen Grand mit kühlem Nass, was wohl auch den Gästen zu neuer Frische verhalf. Mit hohem Tempo begannen sie den neuen Abschnitt. Ein paar Pässe und eine Flanke von Sparta reichten, um den VfL defensiv komplett auseinanderziehen, was Schöning mit dem Abschluss in den Winkel aus 24 Metern ins Tor vom herausgestürzten Oeser und dem damit dritten Treffer an diesem Karfreitag krönte (47.).
Doch wieder wackelte der Abwehrverbund, was der eingewechselte Falco Hilke mit einem Heber über M. Rennicke fast bestraft hätte, doch das Leder landete nicht IM, sondern nur AUF dem Tor.
Und während der VfL verpasste, sich wieder zurück ins Spiel zu bringen, machte die Gäste-Elf, was man von einer Spitzenmannschaft erwartet. Schöning schirmte den Ball an der Strafraumgrenze gut ab und legte für Timo Sals auf, der diese trainingsähnliche Spielszene mit dem 1:4 zum zählbaren Ende führte (52.).
Der VfL war nun mit allem unzufrieden: mit der eigenen Leistung, dem mitgereisten Urania-Anhang, der nie um einen spitzen Kommentar verlegen war, aber vor allem mit der Schiedsrichterin, die im Zweifel eher für die Schützenhof-Kicker pfiff. VfL-Akteur Simon Dierks brachte dies derartig auf, dass er der Spielleiterin im normalen Spiel über eine Distanz von 30 Metern hinterherrannte und ihr lautstark die Meinung geigte, wofür er schließlich die wohlverdiente gelbe Karte sah. „Die Leistung der Schiedsrichterin war nicht überragend, aber da sie im Zweifel für uns gepfiffen hat, können wir uns nicht beschweren“, wunderte sich auch Uranias Coach über einige Entscheidungen für die eigenen Farben.
Sportlich dominierte das Auswärtsteam das Geschehen weiterhin in hätte nach nicht einmal einer Stunde das 1:5 gesetzt, doch Sparta konnte am Ende eines schnellen Angriffs über Osowski und Fazliji gerade noch von Keeper Oeser gestellt werden. Das 1:5 war damit aber nur aufgeschoben, fuhren die Weißhemden einen simplen, wie erfolgreichen Spielzug, der mit einem gewonnenen Kopfballduell vom omnipräsenten Schöning im Mittelfeld begann und mit Spartas flachen Rechtsschuss endete (65.).
Urania schaltete vom genutzten Energiesparprogramm noch einmal zwei Gänge zurück, aber es reichte weiterhin, den Gegner in Schach zu halten. Zehn Minuten vor Ultimo kam es sogar noch zu einer Torchance, bei der Oeser und Kollege Benedikt Hoße ihre koordinativen Fähigkeiten auf ein Maximum strapazieren mussten, um sich gegen den überragenden Sparta an der Strafraumlinie doch noch durchzusetzen.
Symptomatisch für die Winterhuder in dieser Partie brach der Schiedsrichterassistent einen VfL-Angriffsversuch in der gegnerischen Hälfte ab, indem er Hilke beim Lauf an der Seitenlinie im Weg stand, sodass die Kugel hinter die Linie rollte, von der er sie zuvor zweimal mit vollem Einsatz kratzte.
Den Schlusspunkt durften, quasi mit dem Abpfiff, noch einmal die Gäste setzen. Fazliji feuerte in der Nachspielzeit noch einmal ein Geschoss in Richtung von Oeser, der die Situation jedoch sehenswert entschärfte.
Somit fuhr der SC Urania nicht strahlend, aber verdient drei Punkte im Kampf um den Bezirksligaaufstieg ein, was Trainer Beck jedoch allerdings nicht überbewerten wollte: „Wir haben es uns etwas schwieriger vorgestellt, waren aber sehr konzentriert.“. Beim Thema Aufstieg und Relegation zeigte sich der Übungsleiter gewohnt zurückhalten: „Wellingsbüttel steht verdient da oben. Die haben auch mit zehn Mann gegen uns ein ganz starkes Spiel gemacht. Was wir erreichen wollen, ist der Relegationsplatz. Obwohl wir einen sehr ausgeglichenen Kader haben, spürt man, dass uns sechs Stammspieler fehlen. Unsere Hoffnung ist es, dass unsere Muskelverletzten am Montag wieder dabei sein werden. Wir schauen jetzt auf den 15.05.. Vielleicht gibt es dann eine Überraschung“, gab der Gästecoach zu Protokoll.
Bei der VfL-Reserve ist dagegen fast schon Endzeitstimmung zu vernehmen. Auch, wenn man ob der eigenen Leistung nicht ins Tal der Tränen fallen möchte: „Wir haben heute einen Aufsteiger erwartet, mussten aber feststellen, dass wir zumindest in der ersten Halbzeit gut mithalten konnten, im Vergleich zu Mannschaften wie dem TSC Wellingsbüttel, der durch guten Kombinationsfußball auf sich aufmerksam macht“, wunderte sich Defensivakteur Florian Ehrenberg über den lasch agierenden Gegner. „Das ganze Spiel war von uns okay. Ein 1:3 wäre in Ordnung gewesen, aber wir haben zu viele blöde, kleine Fehler gemacht. Die Einstellung und der Kampf haben gestimmt!“, erklärte ein gefasster Marco Ritter auf Seiten der Gastgeber, ohne aber nicht auf die Schiedsrichterinnenleistung einzugehen: „Das war die miserabelste Schiedsrichterleistung der Saison! Wir hatten in dieser Saison bislang immer sehr gute Schiedsrichter, aber das heute war einfach nur schlecht!“, zeterte der Trainer.
Zwar steht seine Mannschaft mit zwei Punkten und einem Nachholspiel vor dem SV Friedrichsgabe, der aktuell den ersten Abstiegsplatz belegt, doch zehn Niederlagen in Folge mit einer grauenhaften Bilanz von 56 Gegentoren lassen wenig Raum zur Hoffnung auf Verbesserung. Am Ostermontag geht es gegen die Zweitvertretung des SC Sperber, die noch eine Restchance auf den Bezirksligaaufstieg hat.
Der SC Urania empfängt am selben Tag das Mittelfeldteam von Weiß-blau 63 zu einem weiteren Duell im Kampf um die vorderen Ränge.
Bemerkenswertes spielte sich indes nach dem Match an der Meerweinstraße ab, versammelten sich alle Beteiligten auf Seiten der VfL-Reeserve zu einer großen Sitzung, die freilich Ungewöhnliches zum Ergebnis brachte. Neben der Absetzung von Michael Böge, der das Traineramt gemeinsam mit Marco Ritter ausübt(e), verständigte man sich auf einen freiwilligen Abstieg zum Saisonende – unabhängig vom sportlichen Abschneiden. Ein entsprechender Antrag dafür an den HFV sei bereits in Progress.
Mit dieser Maßnahme reagierte man auf die anhaltende Ergebnismisere in der Kreisliga 5. Das Team hatte Mitte der letzten Saison als dritte Herren den Kreisklassen-Spitzenplatz der zweiten Mannschaft übernommen, welche nach dem kompletten Rücktritt des Liga-Kaders in die Landesliga vorrückte.

VfL 93 Hamburg II: Oeser – Hoße, Lazer, Maurer, Ehrenberg – Frey (58. Schütt), Freimuth, Dierks, Krüger – A. Öhlmann (75. Ertel), Wehlen (37. Hilke), Trainer: Marco Ritter & Michael Böge

SC Urania: M. Rennicke – Osowski, Uhlenbrock, Bodur, Guth (59. Körner) – Strümke – Schmidt (68. Kuhse), Fazliji, Sals – Schöning (68. J. Rennicke), Sparta, Trainer: Marco Beck

Tore: 0:1 Schöning (24. Fazliji), 1:1 Wehlen (26. A. Öhlmann), 1:2 Schöning (34., Strafstoßtor, A. öhlmann an Sparta), 1:3 Schöning (47. Sparta), 1:4 Sals (52. Schöning), 1:5 Sparta (65. Strümke)

Schiedsrichterin: Natascha Mohr (FC Elmshorn, Note 5,5)

Zuschauer: 32

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