Sonntag, 6. November 2011

Spielbericht SC Victoria Hamburg II - SC Alstertal / Langenhorn II

Irres Spitzenspiel: Vicky II gibt 3:1 aus der Hand!
Trotz zweiter Niederlage in Serie: „Kein Knick in der Mannschaft“

Nein, so wirklich trauen wollte man seinen Augen auf beiden Seiten nicht. Nicht nur, dass der Spitzenreiter der Kreisliga 5 nun das zweite Spiel in Serie als Verlierer vom Platz ging, man verspielte auch noch einen sicheren 3:1-Vorsprung auf eigenem Gelände!
Dabei lief für die Gastgeber zunächst alles wie am Schnürchen. Trotz guter Kontergelegenheit für Louis Jandali (13.) hatte der SCV den Laden im Griff, was ihnen selbst nicht nur zwei gute Gelegenheiten in Person von Gabor Karaschewski einbrachte (3. & 15.), sondern auch das 1:0 durch Philipp Wolpers nach einer herrlichen Kombination (18.).
Der Ligaprimus führte und eine ernsthafte Antwort hatten die Gäste auch nicht parat. Da nahm Kapitän Andre Muhs einfach das Heft in die Hand, marschierte mit der Kugel durch den SCV-Strafraum und überwand den nicht immer souveränen Dennis Wolf zum Ausgleichstreffer, der 18 hoch spannende Minuten einleitete (27.). Denn keine zwei Minuten später ein Pfiff – Strafstoß für Blau-gelb, nachdem sich Andreas Kammradt im eigenen Strafraum einfach zu ungeschickt angestellt hatte. Karaschewski mit dem fälligen Strafstoß und schon war die Führung wieder da (29.). Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Gastgebern. Und es sollte noch schöner kommen: Keine 60 Sekunden vergingen danach und das dritte Hurra stellte sich ein. Wolpers tankte sich auf der linken Seite wunderbar durch und zimmerte das Spielgerät unhaltbar rechts oben in den Winkel – ein Sahnebonbon!
Die Gäste ließen sich davon aber nicht groß irritieren. Immerhin stellen die Nord-Hamburger die zweitbeste Offensive der Liga; da ist immer etwas möglich!
So gesehen in der 38. Minute: Eckball Simon Vagts, Kopfballtor Daniel Krohn – so einfach kann das Toreschießen sein, wenn der Gegner wieder nur zuschaut! SCALA war nun wieder dran, während bei den Gastgebern die Nerven flatterten. Plötzlich ein Ballverlust an der Strafraumgrenze und Krohn mit der Übersicht für Jandali, der mit dem 3:3-Ausgleichstreffer eine weitere Episode dieser Thriller-Reihe schrieb (42.).
Unverändert kamen beide Teams aus der wohlverdienten Pause zurück, doch was war das? Fast eine Viertelstunde verging ohne einen ernsthaften Torschuss! Als die enttäuschten Massen schon den Ausgang suchten, suchte man bei den Gästen natürlich Top-Stürmer Daniel Krohn im Victoria-Strafraum und wie das so ist: eine Drehung, ein Tor – das passiert, wenn man den 23-Jährigen aus der Werder-Talentschmiede einfach gewähren lässt (59.).
Das 3:4 für die Jungs vom Flughafen, und nun hatte Vicky den Salat! Einen mit viel Essig nämlich, denn plötzlich kam auch noch ein unglaubliches Schusspech der Hoedoafia-Elf dazu. Erst fischte Gäste-Keeper Christian Röhrs, der eigentlich im Mittelfeld zuhause ist, einen Freistoß des eingewechselten Benedikt Neumann-Schirmbeck unvorstellbar aus dem Winkel (O-Ton des Schützen: „Ich weiß nicht, was der Torwart da gemacht hat – unglaublich!“), dann schädelte der sonst so treffsichere Angreifer das Ei an den Innenpfosten. Und als Sahnehäubchen köpfte er obendrauf aus fünf Metern genau den arglosen Torsteher an.
Die Chancen waren da, doch das Ausgleichstor wollte einfach nicht fallen! Auch nicht bei Karaschewskis Bombe aus zentraler Position, bei der Röhrs wie ein Panther zu Boden ging und zur Ecke rettete. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Gastgeber warfen alles nach vorne, die Defensive war entblößt und da ließen sich die eingewechselten Kevin Kramp und Patrick Meyer nicht lumpen – 3:5 durch Letztgenannten gegen eine Abwehr mit Auflösungserscheinungen.
SCALA-Trainer Stephan Basmer traute dem Braten trotzdem noch nicht: „Bleibt konzentriert, das Ding ist noch nicht Unsers!“, rief er seinen Mannen von außen zu. Die Vicky-Reserve suchte noch einmal nach Lücken, doch es gab keine mehr. Da versuchte sich Wolpers in der Nachspielzeit halt von der Grundlinie aus – mit Erfolg!
Nur noch 4:5 – vielleicht geht da ja doch noch etwas!
Eine Hoffnung, die jedoch kurz darauf in Schutt und Asche lag, denn dann war Schluss am Lokstedter Steindamm! Die Zweitvertretung des SC Alstertal/Langenhorn holte einen echten Überraschungssieg, an den man zwischenzeitlich selbst nicht zu glauben wagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass nach dem 1:3 noch etwas möglich ist, aber die Mannschaft hat eine tolle Einstellung und gibt sich nie auf. Dazu haben wir mit Daniel Krohn oder Louis Jandali großartige Einzelspieler die auch in Eins-gegen-zwei-Situationen immer für eine Überraschung gut sind“, wusste der Coach, wer an diesem Tag besonders zu loben war. An das Thema „Aufstieg“ möchte man indes (noch) nicht denken: „Man muss bedenken, dass wir immer noch ein Aufsteiger sind. Wir konnten zwar die Euphorie mit in die Saison retten und haben einen Lauf. Aber unser primäres Ziel ist es, nicht abzusteigen, was wir, denke ich, eigentlich jetzt schon erreicht haben. Wir warten jetzt erstmal ab und wenn wir vier, fünf Spieltage vor Schluss mit oben stehen, kann man sich durchaus andere Ziele setzen“, so Basmer.
Beim SC Victoria war dagegen tristes Auslaufen angesagt. Die Spieler diskutierten untereinander und auch der Trainer wirkte noch ein wenig Ratlos ob dieser Heimschlappe: „Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir dieses 3:1 auf eigenem Platz noch aus der Hand geben, aber es waren bei uns viele einfache Sachen, die nicht gestimmt haben, wie die Standardsituation zum 3:2. Da wurden die Jungs zittrig, der Gegner hat wieder an sich geglaubt und plötzlich bekam das hier eine Eigendynamik“, erklärte Gody Hoedoafia. Eine Krise unterstellt er seinem Team derweil nicht: „Das ist kein Knick in der Mannschaft. Wir werden schnell wieder anfangen, zu punkten!“, so der Coach, der auch kein Saisonziel bedroht sieht, da man weiterhin „nicht so vermessen“ sei, jetzt schon vom Aufstieg zu reden: „Ich weiß nicht, was in fünf Monaten sein wird.“. Zunächst steht kommende Woche das Duell auf selben Gelände gegen den VfL Hammonia an, der nach den jüngsten Erfolgen im Aufwind befindet.
SCALA II will dagegen beim Aufeinandertreffen mit KS Polonia nach Möglichkeit zwei Serien ausbauen: Es soll der fünfte Sieg in Folge her und wenn man den Durchschnitt von sieben erzielten Treffern pro Spiel halten könnte, wäre das doch sicher auch ganz nett…

SC Victoria Hamburg II: Wolf – Sari, Wegener (62. Kemler), Poels, Schacht (75. Schwoch) – Gkanatsas, Holz – Aytac (62. Neumann-Schirmbeck), Hoffmann, Wolpers – Karaschewski, Trainer: Gody Hoedoafia

SC Alstertal/Langenhorn II: Röhrs – Weise, Schiel, Kammradt, Holler (78. Kramp) – Vagts, Holtmann, Muhs, Dudek – Jandali (89. Dreyer), Krohn (85. Meyer), Trainer: Stephan Basmer

Tore: 1:0 Wolpers (18. Karaschewski), 1:1 Muhs (27.), 2:1 Karaschewski (29., Foulstrafstoß), 3:1 Wolpers (30. Holz), 3:2 Krohn (38. Vagts), 3:3 Jandali (42. Krohn), 3:4 Krohn (59.), 3:5 Meyer (87. Kramp), 4:5 Wolpers (90.+3)

gelbe Karten: Poels, Aytac – Krohn, Jandali

Schiedsrichter: Tim Stanossek (HSV Barmbek-Uhlenhorst)

Zuschauer: 30

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