Mit der Sonne im Rücken
In der Nachspielzeit: St. Pauli VI dreht
umkämpftes Aufsteigerduell!
Eigentlich sollte es gleich im ersten Spiel
für St. Paulis „Sechste“ nach der langen aber durchaus fleißig genutzten
Winterpause genauso erfolgreich weitergehen wie man vor über vier Monaten
abgeschlossen hatte (zwei Siege vor Weihnachten verschafften den Kiezkickern
vorerst ein wenig Luft im Abstiegskampf), doch die Vorstellung in der ersten
Halbzeit im Sechs-Punkte-Duell bei ETV III taugte nur wenig als Mutmacher.
Vorne ohne die letzte Dynamik und hinten in
den entscheidenden Szenen nicht mit dem nötigen Zugriff, geriet man nach 36
Minuten bereits mit 0:2 ins Hintertreffen.
Erst köpfte Gudmundur Jónsson die Roten ganz
allein im Strafraum nach einer Glasmeyer-Ecke in Führung (20.), ehe der FC gleich
zweimal in tödliche Konter lief.
Wo Schlussmann „Toni“ Seibt gegen den
Überragend vom umtriebigen Junior Garcia Anccas in Szene gesetzten Frederic
Crasemann noch zur rettenden Instanz wurde, gab es im zweiten Anlauf gegen
David Haßler überlegten Abschluss nichts zu halten (36.).
Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf
hin, dass die wachen und gut organisierten Eimsbütteler die Punkte am Ende noch
gänzlich aus der Hand geben sollten, bis die Gäste kurz vor der Pause einmal vorne leidenschaftlich nachsetzten und
Habibullah Sediqi zum flachen Anschlusstreffer in die lange Ecke traf.
Daran änderten auch die Proteste der
Gastgeber gegen die intensive Zweikampfserie bei der Entstehung nichts.
Jetzt waren auch die Feldstraßenkicker endlich
aktiver Teil dieses selbstdeklarierten Derbys, das sie halbzeitübergreifend
sogar binnen sechs Zeigerumdrehungen wieder auf null setzten, segelte ein
Freistoß als Hereingabe herrenlos durch den Strafraum, wo nicht nur Kai Simons
im Ringkampf zu Boden ging, sondern mit Bastian Fein auch ein torgefährlicher
Außenverteidiger zur Stelle war – 2:2!
Die Folge: Abstiegskampf wie er im Buche
steht. Viele Zweikämpfe, wenig Spielfluss und ein Schiedsrichter, der es, egal
was er (nicht) pfiff, niemandem recht machen konnte.
Eine passende Szene dazu lieferten die
Beteiligten, als der Unparteiische gerade Oliver Wolffs „Comeback-Ticket“ (der
von einem Bänderriss Wiedergenesene holte sich prompt eine berechtigte Gelbe
für ein unsanftes Foul ab) notierte und der ETV den fälligen Freistoß bereits
ohne Freigabe ausführte und die Kugel rasch wieder verlor. Der entstandene
kritische Strafraumzweikampf sorgte wiederum für strafstoßfordernde St.
Paulianer. Da blutet dem Regelfuchs das Herz…
Sportlich brachte Wolff seine Farben mit
einem knapp verzogenen Distanzschuss auf Tuchfühlung mit den drei Punkten, die
auf der anderen Seite auch für Rot in greifbare Nähe rückten. Nur machte der
aufgerückte Carlo Schulz allerdings Bekanntschaft mit Pfosten (84.) und Torwart
(86.).
Das niemandem helfende Remis schien also das
verdiente Schicksal der Kontrahenten zu sein, doch die tief stehende März-Sonne
hatte in der Nachspielzeit einen anderen Plan parat.
Geradezu hinterlistig nahm sie dem zu weit
vor seinem Tor stehenden Denis Honisch die Sicht, wodurch Tim Rosenthal,
übrigens ein Mann mit Bundesstraßenvergangenheit, mit seinem ewig langen
Freistoß, dem letzten Ballkontakt der Partie, aus über 40 Metern zum gefeierten
Siegtorschützen wurde.
Ob verdient oder nicht, war unter dem Jubel natürlich
nicht mehr das Thema, wohingegen dem ETV der späte Punktverlust im
Aufsteigerduell mit dem Blick auf das Tableau mächtig weh tut.
Eimsbütteler TV III: Honisch – Dinh, Rohrbach, Schulz, Kunick (79. Ohse) – Glasmeyer, Guerrero
Rojas (88. Pamperien), Jónsson, Crasemann – Haßler (62. Chavez Torrillo),
Garcia Anccas, Trainer: Norbert Voigt
FC St. Pauli VI: Seibt – Niebelschütz, Pierini (53. Rosenthal), Fein, Bandelin – Zech
(77. Hävecker), Wehrmann – L. Michielsen, Eckelt, Sediqi – Simons (62. Wolff),
Trainer: Tim Wilhelm
Tore: 1:0 Jónsson
(20. Glasmeyer) 2:0 Haßler (36. Crasemann), 2:1 Sediqi (43. Bandelin), 2:2 Fein
(52. Niebelschütz), 2:3 Rosenthal (90.+1 direkter Freistoß)
Gelbe Karten:
Honisch, Garcia Anccas – Wolff, Niebelschütz, Eckelt
Schiedsrichter: Andreas Jansen (SC Condor, Note 4)
Zuschauer: 35
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